Die große Freiheit auf dem Langwiedhof
Hella und Martin Scherer haben mit ihrem Erlebnisbauernhof ein neues Konzept für ihren Betrieb gefunden. Landwirtschaft kann nicht mehr nur auf einem Standbein ruhen
Mering Dass ein Bauernhof mehr ist als nur Tiere im Stall und große Zugmaschinen, das können die Besucher auf dem Langwiedhof in Mering erfahren. Martin Scherer übernahm 2016 den elterlichen Betrieb in sechster Generation. Gemeinsam mit seiner Frau Hella baute er diesen weiter aus zu einem Erlebnisbauernhof.
Neben der Biogasanlage, die unter anderem auch das Schulzentrum in Mering mit Wärme versorgt, und dem Ackerbau hat Scherer sich mit der Abdeckung von Zuckerrübenmieten im süddeutschen Raum ein weiteres Standbein aufgebaut. Nun folgt mit dem Erlebnisbauernhof noch ein neues Projekt.
Seine Frau Hella hat auf dem Langwiedhof eine Spiel-, Spaß- und Lernstätte für Kinder ins Leben gerufen, die dort Tiere und Natur auf ganz besondere Weise erleben können. „Es geht darum, dass Kinder auch wieder einen Bezug dazu bekommen, woher die Lebensmittel stammen, wie sie erzeugt werden und wie langwierig der Weg vom Feld bis zum Endprodukt im Supermarkt ist“, erklärt Hella Scherer.
Die Erlebnispädagogin, Sozialassistentin und Reitlehrerin hat bereits auf dem Betrieb ihrer Eltern in der Lüneburger Heide einen Erlebnisbauernhof geleitet und wollte dieses Konzept unbedingt auch in ihrer neuen Heimat in Mering umsetzen. „Ich weiß, wie viel Spaß das den Kindern macht und wie viel sie im direkten Umgang mit den Tieren lernen können“, sagt sie.
Sechs Pferde und zwei Esel stehen im Stall. Die zwei Mini-Shetlandponys und ein Hannoveraner stammen von Hella Scherers elterlichem Betrieb in der Lüneburger Heide. Außerdem sind da noch ein deutsches Reitpony, ein Connemara-Pony und ein sogenanntes Mix-Pony.
„Natürlich kann man bei uns auch Reiten lernen“, erklärt Hella Scherer. Sie selbst ist Reitlehrerin und hat auch die Pferdewirtin Johanna Greif angestellt. „Schon ab vier Jahren können hier Kinder bei uns auf den Mini-Shetlandponys reiten“, sagt sie.
Dabei erfahren die Kinder aber auch viel Wissenswertes rund ums Pferd. „Die Schüler lernen aufzäumen, aufsatteln und wie das Pferd richtig ernährt wird“, erklärt Hella Scherer. Aber auch die Pferdepflege und natürlich Stallausmisten gehö- mit dazu. Nicht nur auf dem Sandplatz wird geritten, für die Größeren geht es je nach Erfahrung und Können auch ins Gelände.
Zudem bietet der Erlebnishof Kindergeburtstage an. „Bei uns hier auf dem Langwiedhof geht es raus in die Natur und es gibt jede Menge Abenteuer zu entdecken“, verspricht die Erlebnispädagogin. Dabei kommen die Kinder ganz nah an die Tiere oder lernen, wie aus einem kleinen Korn, etwas ganz Großes entstehen kann. Derzeit werden drei Themen für die Geburtstage angeboten. Entweder es dreht sich einen Tag lang um das Pferd, es werden Fackeln gebaut oder man entscheidet sich für den Abenteuertag. Jeder Geburtstag klingt mit Stockbrot und kleiner Brotzeit am Lagerfeuer aus.
Zudem gibt es auch für Kindergärten und Schulklassen die Mög- lichkeit, einen Projekttag auf dem Langwiedhof zu buchen.
Kochen für die Familie, die Angestellten, Reitstall, Erlebnisbauernhof und die zweijährige Tochter Viktoria – das alles bekommt die 32-jährige Hella Scherer, die im August ihr zweites Kind erwartet, gut unter einen Hut. „Ich kenne das aus meinem Elternhaus nicht anders und ich wollte ja auch immer neben meiner Familie noch arbeiten“, sagt sie. Ihr Mann Martin Scherer unterren stützt sie dabei. „Der Beruf des Landwirts hat sich sehr gewandelt“, sagt er und fügt an, „aufs Feld fahre ich selbst nicht mehr so oft.“Er ist häufig im Büro, managt den Betrieb und koordiniert die nächsten Arbeitsschritte.
„Wir haben uns dazu entschieden, Stück für Stück unseren Betrieb aufzubauen, und so kam immer erst dann ein neues Standbein dazu, als die anderen schon liefen“, erklärt er. Denn alle Betriebszweige seien auch mit hohen Investitionen verbunden. „Es war anfangs nicht klar, dass die Abdeckung der Zuckerrübenmieten so gut läuft und mittlerweile ist das wirklich ein Erfolg geworden“, erklärt der 34-Jährige. Auch die Biogasanlage war eine enorme Investition und dennoch hat er mit der Versorgung des Schulzentrums auf das richtige Pferd gesetzt.
„Natürlich war es nicht leicht für meinen Vater, dass wir die Bullenmast aufgaben, aber er trägt diese Entscheidung mit.“Martin Scherer
Und mit der gleichen Umsicht planten er und seine Frau Hella auch den Erlebnisbauernhof mit dem neuen Reitstall und Sandplatz. „Natürlich war es nicht leicht für meinen Vater, dass wir die Bullenmast aufgaben, aber er trägt diese Entscheidung mit“, sagt Martin Scherer, der vor zwei Jahren ganz den elterlichen Betrieb übernommen hat.
Martin und Hella Scherer genießen die gemeinsame Arbeit auf dem Langwiedhof. „Jeder hat seine Bereiche und doch haben wir den Luxus, im gleichen Betrieb zu arbeiten“, sagen sie. Dass dann auch noch die Kinder jederzeit mit dabei sein können, sei ein weiterer Pluspunkt. Auch wenn sie in den letzten Jahren keinen Urlaub hatten. „Wir haben es hier so schön, da zieht es uns nicht weg“, sagt Martin Scherer und lacht.