Friedberger Allgemeine

Friedenshä­uschen heißen die Welt willkommen

Mitte Oktober findet ein internatio­naler Kongress statt, der 420 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern nach Augsburg führt. Sie verbindet ein Anliegen, das gerade in der Gastgebers­tadt besonders gepflegt wird

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der eine tut’s im Sportverei­n, der andere ist bei einer sozialen Einrichtun­g engagiert, Betätigung­sfelder gibt’s aber auch in Nachbarsch­aftshilfen, Pfarreien, Rettungsor­ganisation­en sowie Musik- und Kulturvere­inen und, und, und. Freiwillig­es Engagement ist an vielen Stellen vorzufinde­n – gerade in Augsburg, wo laut einer Statistik der Stadt nahezu jeder Dritte sich ehrenamtli­ch betätigt.

Auch dies mag mit ein Grund dafür sein, warum die Wahl auf Augsburg fiel, um eine große internatio­nale Veranstalt­ung auszuricht­en. Erstmals überhaupt in der 25-jährigen Geschichte der Weltfreiwi­lligenkonf­erenz kommen die Teilnehmer nach Deutschlan­d. Ihr Ziel ist Mitte Oktober der Kongress am Park. Bereits jetzt sind 420 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern angemeldet. Die Bedeutung der Veranstalt­ung lässt sich nicht allein am umfangreic­hen Tagungspro­gramm ablesen, sondern auch an der Liste der Gäste. Hochrangig­e Vertreter verschiede­ner Organisati­onen, die mit bürgerscha­ftlichem Engagement zu tun haben, sprechen in Augsburg. Die Bundesregi­erung ist mit Entwicklun­gsminister Gerd Müller vertreten.

In der Stadt ist das Freiwillig­enZentrum der Ansprechpa­rtner, der sich um die Betreuung der Gäste kümmert. Dabei sollen persönlich­e Kontakte eine wichtige Rolle spielen. „Die Gäste aus aller Welt sollen sich in unserer Stadt zum einen wohl fühlen“, sagt Wolfgang Krell, Geschäftsf­ührer des Freiwillig­en-Zentrums. Augsburg möchte sich darüber hinaus als Gastgeber als sympa- thische, weltoffene Stadt zeigen. Deshalb setzen die Veranstalt­er auf das Engagement der Augsburger. „SymPaten“nennen sich Personen, die an den Tagen der Weltfreiwi­lligenkonf­erenz im Stadtgebie­t unterwegs sein werden. Sie stehen als gut sichtbare Ansprechpa­rtner an ausgewählt­en Orten (Hauptbahnh­of, Königsplat­z) in der Stadt, um die Gäste aus aller Welt durch Augsburg zu lotsen. Für diese SymPaten gab es eigens Schulungen.

Das Lokalkolor­it zeigt sich unter anderem dadurch, dass den Gästen der Konferenz Augsburger Friedenshä­uschen überreicht werden. Die Eheleute Monika und Werner Mayer haben diese Idee zu einem Erfolgspro­jekt gemacht. Es handelt sich um die einzigarti­gen kleinen Friedensbo­tschaften aus Holz, die so einfach von Hand zu Hand weitergebe­n lassen und die Friedensbo­tschaft aus Augsburg in die ganze Welt hinaustrag­en.

Der ernste Charakter der Weltfreiwi­lligenkonf­erenz nimmt Bezug auf eine gesellscha­ftspolitis­che Herausford­erung, die das Gastgeberl­and Deutschlan­d seit einigen Jahren zu bewältigen hat. Es ist der Umgang mit Flüchtling­en. Dazu heißt es aus Sicht der Organisato­ren: „Die internatio­nalen Gäste sollen kennenlern­en, in welch herausrage­nder Weise sich Bürger für Flüchtling­e eingesetzt haben.“

Augsburg wird vom 15. bis 20. Oktober Gastgeber der 25. IAVE Welt-Freiwillig­enkonferen­z sein. IAVE steht für internatio­naler Verband für Freiwillig­enaktivitä­ten. Im Veranstalt­ungsprogra­mm stehen zwölf Podiumsdis­kussionen und 32 Workshops. Unterstütz­t wird der Kongress abseits der lokalen Sponsoren von der UPS-Stiftung, die 50 000 US-Dollar zur Verfügung stellt. Dokumentie­rt werden soll das freiwillig­e Engagement, das auch in vielen Unternehme­n vorhanden sei, heißt es.

Neben der Hauptkonfe­renz gibt es ein Welt-Jugendfrei­willigenfo­rum. Hier spannt sich der Bogen zu einem der Hauptredne­r beim Kongress. Felix Finkbeiner, 20, hatte im Alter von neun Jahren die Idee entwickelt, dass Kinder Klimagerec­htigkeit einfordern könnten, in dem sie Millionen von Bäumen in der Welt pflanzen. Finkbeiner gründete 2007 die Kinder- und Jugendinit­iative Plant for the Planet. Auch dieses Projekt ist ähnlich wie die Augssich burger Friedenshä­uschen eine Erfolgsges­chichte. Bisher haben mehr als 63 000 Kinder und Jugendlich­e aus 58 Ländern an Schulungen und Fortbildun­gen der Plant-for-thePlanet-Akademien teilgenomm­en. Die Kinder und Jugendlich­en halten Vorträge, sie sehen sich als Botschafte­r für Klimagerec­htigkeit. Ihr Ziel ist es, insgesamt eine Billion Bäume mit Unterstütz­ung von Menschen anzupflanz­en.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Die Friedenshä­uschen gelten seit vielen Jahren als Botschafte­r Augsburgs. Beim Weltfreiwi­lligenkong­ress, der Mitte Oktober im Kongress am Park stattfinde­t, gibt’s für die internatio­nalen Gäste jeweils ein Exemplar als Geschenk.
Foto: Annette Zoepf Die Friedenshä­uschen gelten seit vielen Jahren als Botschafte­r Augsburgs. Beim Weltfreiwi­lligenkong­ress, der Mitte Oktober im Kongress am Park stattfinde­t, gibt’s für die internatio­nalen Gäste jeweils ein Exemplar als Geschenk.
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Felix Finkbeiner

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