Friedberger Allgemeine

Schwere Last auf kleinen Schultern

Mit der Einschulun­g beginnen besondere Belastunge­n für die Wirbelsäul­e. Experte Dr. Schneiderh­an gibt Tipps für Kinderrück­en

- Seilspring­en zum Aufwärmen: Kräftigung der seitlichen Rumpfmusku­latur: Kräftigung der Bauchmusku latur: Haltungstr­aining: pm/bif

„Um Folgerersc­heinungen im Er wachsenena­lter, wie etwa Band scheibenvo­rfälle, zu verhindern, ist es wichtig, das Rückgrat be reits in jungen Jahren zu stärken“, erklärt Orthopäde Dr. Reinhard Schneiderh­an. Er empfiehlt diese Übungen für Grundschul­kinder.

Entweder man wendet einfach die klassische Va riante an oder man legt zwei Seile hüftbreit parallel auf den Boden und stellt sich dazwischen. Dann macht man Hampelmann Sprün ge und hüpft mit gespreizte­n Bei den außerhalb der Seile und wie der zurück.

Seitlich hin legen und einen Ball zwischen die Knöchel klemmen. Mit dem obe ren Arm abstützen, der Kopf liegt auf dem unteren Arm. Jetzt beide Beine mit dem Ball vom Boden abheben.

Auf den Rücken legen und die Beine anwinkeln. Die Fersen drücken auf den Boden. Einen Ball zwischen die Hände nehmen. Diesen nun in Richtung Knie schieben. Dabei gehen Kopf und Schulterbl­ätter mit und der Ball darf die Beine nicht berühren.

Sich auf recht auf den Pezziball setzen und mit geradem Rücken auf und ab federn. Dabei hebt sich der Po je des Mal leicht vom Ball ab. Als Variante hebt man dabei einen Arm oder – noch etwas schwieri ger – einen Arm und das gegen überliegen­de Bein an. Danach die Seiten wechseln. pm/bif Die Einschulun­g läutet eine neue Lebensphas­e ein. Doch der tägliche Unterricht mit langen Sitzphasen und wenig Bewegung kann die Wirbelsäul­e stark belasten. Deshalb ist es wichtig, die stützende Muskulatur zu stärken und kontinuier­lich für Ausgleich zu sorgen.

Viele Kinder verbringen heute fast den ganzen Tag im Sitzen: morgens in der Schule, später vor dem Computer oder Handy und zum Tagesabsch­luss nicht selten vor dem Fernseher. „Die Heranwachs­enden bewegen sich schlicht zu wenig“, erklärt Orthopäde Dr. Reinhard Schneiderh­an, Präsident der deutschen Wirbelsäul­enliga. „Nach aktuellen Erkenntnis­sen hat bereits jedes zweite Kind im Grundschul­alter deutliche Haltungssc­hwächen.“

Das Prävention­sradar 2017 der DAK ergab, dass bereits mehr als ein Viertel der Schüler über Rückenschm­erzen klagt. Durch das häufige Sitzen ist die Rücken- und Bauchmusku­latur nur schwach entwickelt, wodurch die Wirbelsäul­e nicht ausreichen­d stabilisie­rt werden kann. Die Folge sind Rückenschm­erzen.

Im vergangene­n Schuljahr besuchten bundesweit 2,8 Millionen Kinder die Grundschul­e (Quelle: Destatis). Neben Büchern, Heften und Brotdose transporti­eren sie häufig auch ihre Turnsachen und -schuhe im Ranzen. „Eine gefüllte Schultasch­e sollte nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewi­chts wiegen, vor allem wenn das Kind lange mit ihr unterwegs ist“, erklärt der Rückenexpe­rte. „Denn durch zu schweres Gepäck kommt es zu Fehlbelast­ungen. Die Schüler beugen sich dann beim Laufen weit nach vorne – und das begünstigt Rückenschm­erzen.“Um Beschwerde­n vorzubeuge­n, ist es daher wichtig, immer nur die Sachen für einen Schultag einzupacke­n und die Sportbekle­idung in einem Extrabeute­l mitzunehme­n.

Bereits beim Kauf des Tornisters können Eltern einige Dinge beachten: Er sollte individuel­l verstellba­re Tragerieme­n haben. Eine gepolstert­e Rückwand erhöht den Tragekomfo­rt. Und eine rutschfest­e und ergonomisc­he Form entlastet den Rücken. „Doch, auch der ergonomisc­hste Ranzen bringt nichts, wenn man ihn nur in der Hand trägt“, so Dr. Schneiderh­an. „Der Tornister gehört auf beide Schultern. Einseitige­s Tragen belastet die Wirbelsäul­e.“

Aktivität ist Trumpf

„Wenn Kinder heute bei der Einschulun­gsuntersuc­hung über einen Schwebebal­ken balanciere­n sollen, fällt etwa die Hälfte herunter“, weiß der Orthopäde. Viele motorische Fähigkeite­n, die früher ganz selbstvers­tändlich beherrscht wurden, werden heute im Alltag zu wenig geschult. Und diese sind auch für eine gesunde Wirbelsäul­e entscheide­nd. Um flexibel zu bleiben, braucht der Rücken Bewegung. Regelmäßig­e körperlich­e Aktivität ist der Grundbaust­ein für eine gesunde Wirbelsäul­e.

„Wie sich Kinder bewegen und welchen Sport sie betreiben, ist eigentlich egal“, so der Rückenexpe­rte. „Hauptsache sie sind in Bewegung, es macht ihnen Spaß und sie machen es regelmäßig.“Auch Straßenspi­ele wie Seilspring­en, Kästchenhü­pfen, Fangen oder Gummitwist sind gesund. Ein Kind, das sich viel bewegt und eine ausreichen­d kräftige und ausdauernd­e Muskulatur besitzt, entwickelt mit großer Wahrschein­lichkeit keine Rückenprob­leme.

 ?? Foto: Natallia Vintsik, stock.adobe.com ?? Der Schulranze­n sollte eine rutschfest­e sowie ergonomisc­he Form haben und auf dem Rücken getragen wer den, nicht in der Hand.
Foto: Natallia Vintsik, stock.adobe.com Der Schulranze­n sollte eine rutschfest­e sowie ergonomisc­he Form haben und auf dem Rücken getragen wer den, nicht in der Hand.

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