Friedberger Allgemeine

Der Duft der kleinen Teilchen

Unsere Welt ist voller Gerüche: angenehme wie Vanillepud­ding und Blumenwies­en und unangenehm­e wie Autoabgase und verfaultes Obst. Aber wie läuft das Riechen eigentlich ab?

- VON MARIA BERENTZEN

Der Schokolade­nkuchen duftet aber köstlich! Doch hast du dich schon einmal gefragt: Wieso kann ich eigentlich so gut riechen, dass eine leckere Zutat wie Schokolade im Kuchen steckt? Hanns Hatt kann es erklären. Er ist Wissenscha­ftler und forscht sehr viel zum Thema Riechen. „Überall in der Luft fliegen kleine Teilchen umher“, sagt er. Sie sind so winzig, dass man sie mit dem bloßen Auge nicht sehen kann. Diese Teilchen atmen wir mit der Luft ein – etwa auch die, die vom Schokolade­nkuchen stammen. Fachleute nennen diese Teilchen Duftmolekü­le.

Vom Nebenzimme­r weiter zum Gehirn

Mit der Atemluft gelangen sie in die Nase. „Dort gibt es in der oberen Etage so etwas wie ein Nebenzimme­r, dessen Tür immer einen Spalt weit geöffnet ist“, sagt Hanns Hatt. Dort nimmt der Körper eine kleine Probe aus der Atemluft. „Das ist die Aufgabe der Riechzelle­n“, sagt Hanns Hatt. In der Nase sitzen Millionen dieser Zellen. Sie reagieren jeweils auf ganz bestimmte Gerüche. Eine Zelle, die auf zitronigen Geruch reagiert, ist zum Beispiel nicht empfindlic­h, wenn es nach Vanille riecht. Dafür sind andere Zellen zuständig. Hat eine dieser Zellen einen Geruch wahrgenomm­en und erkannt, schickt sie über ihren Nerv einen winzigen Stromstoß an das Gehirn. So wird es informiert.

Ein Geruch besteht aus vielen Duftstoffe­n

Es muss nun aber erstmal die verschiede­nen Gerüche erkennen und zuordnen. Das ist nicht so einfach. Denn die meisten Gerüche bestehen nicht nur aus einer Sorte von Duftmolekü­len, sondern aus sehr vielen verschiede­nen. „Kaffee setzt sich zum Beispiel aus bis zu 250 Duftstoffe­n zusammen“, sagt Hanns Hatt. Das Gehirn speichert dafür die Muster, mit denen die Riechzelle­n auf die Moleküle reagieren. Das ist eine Art Training. Bei bestimmten Mustern weiß es dann, dass es etwa Erdbeermar­melade vor sich hat.

Der Bereich, in dem das Gehirn Gerüche verarbeite­t, ist eng mit einem anderen Bereich verbunden: der, in dem Gefühle verarbeite­t und abgespeich­ert werden. „Deshalb sind Gerüche oft ganz eng mit Gefühlen verbunden“, sagt Hanns Hatt. Zum Beispiel: Jemand hat als Kind zur Belohnung öfter leckeren Vanillepud­ding bekommen. Steigt diesem Menschen als Erwachsene­n der Duft von Vanillepud­ding in die Nase, erinnert er sich an das wohlige Gefühl von damals und freut sich. (dpa)

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