TV-Werbung wird immer doofer
Sicher, früher hat es Fernsehwerbung gegeben, die uns schmunzeln ließ. Ich erinnere mich an eine Mercedes-Werbung , in der ein Mann zu spät in der Wohnung der Verehrten auftaucht. Sie wartet mit dem Essen auf ihn und er sagt als Entschuldigung: „Ich hatte eine Panne“. Worauf sie ihm eine Ohrfeige gibt. Die „message“: Er lügt, denn ein Mercedes hat keine Panne. Aber diese Art witziger Werbung gehört der Vergangenheit an.
Heute tanzt ein „Alter“singend durch die Straßen, worauf junge, gut aussehende Frauen auch zu tanzen beginnen. Würde so ein „Tanzender“durch die Straßen von Augsburg ziehen, wäre er schneller im BKH als er „A“sagen könnte. Die Werbung soll übrigens den Verkauf eines Hörgeräts fördern.
Besonders gefällt mir die Werbung für einen Treppenlift. Ein Senior kommt mit dem Lift aus dem ersten Stock in die Diele des Hauses gefahren. Er greift zu seiner Golfausrüstung, aus dem Off kommt: „Aktiv im Leben stehen“.
Auch ein Trick der Werbung. Für Zubehör und Medikamente für Senioren werden nicht Leidende gezeigt, sondern rüstige „Ältere“. Und der Treppenlift soll als Lifestyle-Produkt an den Mann bzw. die Frau gebracht werden.
In jüngster Zeit kommt eine Werbung, in der eine Frau (sie sieht wie eine 28-Jährige aus) für eine Haftcreme für die „Dritten“wirbt. Auch hier derselbe Trick: Die Alten, die eine Gebiss-Haftcreme brauchen, sollen sich nicht widergespiegelt sehen.
„Schön“ist auch die Werbung für ein Schmerzgel, das für Rückenund Knieschmerzen eingesetzt wird. Da heißt es über eine ältere Frau (noch sehr attraktiv), sie sei dank des Gels „den ganzen Tag aktiv“. Man sieht sie zuerst beim Staubsaugen (dass keine Frauenverbände protestiert haben, wundert mich). Dann spielt sie mit ihrem Enkel Fußall und es kommt der Spruch: „Und am Abend macht sie Party“. Man sieht sie „Twist“tanzen. Nur komisch, dass kein anderer Partygast im Bild ist.
Richtig in Rage brachte mich eine Radiowerbung. Eine Art „Wahrsager“sagt einer jungen Frau, dass sie sich verlieben wird. Sie schluckt und schreit vor Freude auf. Dann ergänzt der „Wahrsager“: „in einen Arzt!“, worauf die junge Frau noch lautere Jubelschreie ausstößt. Aha, so ist das also, die junge Frau von heute träumt von einem Leben als Arztfrau und davon, dass sie nie mehr arbeiten muss, weil ein Arzt bekanntlich genügend Kohle mit nach Hause bringt. Dieser Werbespot ist im übrigen für eine Vorabend-Krankenhausserie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Aha, Krankenhäuser sind also Häuser, in denen man sich verliebt. Wird diese Serie von Montgomery (Präsident der Bundesärztekammer) finanziert?
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.