Friedberger Allgemeine

Sie zeigen keine Spur von Politikver­drossenhei­t

Junge Menschen aus ganz Europa sind derzeit in Augsburg. Sie diskutiere­n aktuelle Themen und begeistern sich für Europa. Ihre Ergebnisse geben sie am Ende einer hochrangig­en Diplomatin

- VON FRANZISKA MEGERLE

Konflikt gehört zu Frieden dazu, da sind sie sich einig. Sie tragen Anzug, Abendkleid oder Blazer, agieren fast wie echte Politiker – und sind oft erst 18 Jahre alt. Rund 140 junge Erwachsene aus über 20 europäisch­en Ländern sind in dieser Woche nach Augsburg gekommen, um im Rahmen des Europäisch­en Jugendparl­aments über Außen- und Friedenspo­litik zu diskutiere­n.

Das Jugendparl­ament, eine Organisati­on, in der Jugendlich­e sich mit der Gestaltung Europas auseinande­rsetzen können, gibt es seit über 30 Jahren. Es soll die Jugend auch für Europapoli­tik begeistern. Das diesjährig­e Motto „Building peace by piece“, zu Deutsch, Frieden Stück für Stück schaffen, stand dabei zuerst fest – Augsburg als Friedensst­adt habe sich damit als Aus- tragungsor­t natürlich angeboten, sagt Mit-Organisato­r Timotheus Riedel, 24. In der Stadt wird das Jugendparl­ament an verschiede­nen Standorten tagen, unter anderem beispielsw­eise im Goldenen Saal des und im Annahof. Engagiert, jung, liberal: So beschreibt Daria Arjannikov, 24, die Teilnehmer. Damit passe das Jugendparl­ament „voll“nach Augsburg. Arjannikov studiert an der Uni Augsburg Sozialwiss­enschaften und ist als Quereinste­igerin mit dabei. „Es wurden lokale Organisato­ren gesucht, über die Uni bin ich dazu gekommen“, erzählt sie. Sie ist von der Diskussion­skultur hier begeisRath­auses tert. Statt über Meinungsve­rschiedenh­eiten abzustimme­n, werde diskutiert: So lange, bis ein gemeinsame­r Nenner gefunden ist. „Für mich ein großer Bestandtei­l von Frieden“, sagt Arjannikov. Und: „Ich wünschte, ich wäre schon mit 18, 19 dazu gekommen.“Maximal 26 Jahre dürfen die Teilnehmer alt sein, das ist die Regelung. Als größte Herausford­erung für den europäisch­en Frieden sieht Nicolò Morosini Unwissen. In seinem Heimatland Italien sei durch Migration und Flucht viel Hass entstanden; statt Mitgefühl mit anderen Menschen schauten viele nur noch auf sich selbst, sagt der 18-Jährige. Diese Gefahr sieht auch Clara Gaughan, 18, aus Irland. „Flüchtling­skrise, aber auch Brexit: Man sieht, wie viel Angst es vor Veränderun­g gibt, und Menschen, die anders sind.“Das gefährde auch die EU.

Wie sich solche Herausford­erungen lösen lassen, will das Jugendparl­ament eine Woche lang diskutiere­n, genau wie das richtige Europa-Parlament. Noch bis 1. September sind die Teilnehmer täglich in ein volles Programm eingebunde­n, von Ausschüsse­n zu Außenpolit­ik bis hin zur abschließe­nden Vollversam­mlung. Diskutiert und verhandelt wird auf Englisch. Die Ergebnisse werden am Ende den Schirmherr­en der Veranstalt­ung übergeben: EU-Chefdiplom­atin Federica Mogherini und dem bayerische­n Ministerpr­äsident Markus Söder. Auch persönlich werden die Teilnehmer viel mitnehmen können, sagt Rebeca Leal, 22, aus Portugal. Beim letzten Jugendparl­ament hat sie nicht nur viele neue Kontakte geknüpft: „Das sind so viele neue Impulse, von denen habe ich zum Teil noch ein Jahr später etwas gelernt.“

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Nicolò Morosini sagt, die größte Gefahr des Friedens sei Unwissen.
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Fotos: Franziska Megerle Clara Gaughan aus Irland engagiert sich für Europa.
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Daria Arjannikov aus Augsburg ist von der Diskussion­skultur begeistert.

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