Friedberger Allgemeine

Totenbesch­wörung und Hexenjagd

Um „Magie und Aberglaube im Mittelalte­r“dreht sich derzeit alles im Wittelsbac­her Museum. Was es mit der Zauberei auf sich hat

- VON ERICH ECHTER

Aichach Einblicke in die magische Gedankenwe­lt des Mittelalte­rs bietet zurzeit das Wittelsbac­her Museum im Unteren Torturm in Aichach. Die Sonderauss­tellung „Magie und Aberglaube im Mittelalte­r“beschäftig­t sich mit Wahrsagere­i, schwarzer und weißer Magie, Totenbesch­wörung und Alchemie. Die Ausstellun­g ist eine Leihgabe der Kunsthisto­rikerin Alice Sellinger aus Dreieich.

Der Einladung zur Eröffnung waren zahlreiche Gäste und Interessen­ten gefolgt. Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann erinnerte daran, dass die Ausstellun­g, die deutlich macht, dass die sogenannte „gute alte Zeit“in vielen Belangen doch nicht so gut war, auf die kommenden Mittelalte­rlichen Markttage einstimmt, wo es heuer sogar eine eigene Zauberstra­ße gibt.

Bei ihrer Einführung in die Welt des Aberglaube­ns und der Magie zeichnete Museumslei­terin Therese Sulzer die Entwicklun­g des Aberglaube­ns nach. Aberglaube werde heute meist mit Unvernunft und Irritation­en gleichgese­tzt. Im Mittelalte­r aber sei er mit Gottlosigk­eit und Abfall vom wahrem Glauben und ins Heidentum verbunden. Sie ging auch auf das Leben der Menschen im Mittelalte­r ein, das eng mit der Religion verwoben war. Alle Lebensbere­iche unterlagen religiösen Vorschrift­en und Verboten.

Die einen glaubten fest an Magie, die anderen belächelte­n das Ganze und bezeichnet­en es als Spinnerei oder brandmarkt­en es als Gottesläst­erung. Heute sei das Thema Magie eine Privatsach­e. Im Mittelalte­r aber gab es von kirchliche­r Seite klare Richtlinie­n, was zur Religion zählt und was dem Aberglaube­n oder der Magie zugerechne­t wird.

Wer sich an die Vorgaben des Klerus nicht hielt, hatte zum Teil mit drakonisch­en Strafen zu rechnen. „Da war die Rüge des Pfarrers noch das Geringere, schlimmer waren die Kirchenaus­schlüsse, für manche Vergehen drohte sogar die Todesstraf­e“, so Therese Sulzer. Dass im frühen Mittelalte­r Schadensza­uber ein schweres Verbrechen war, kann man im Lex Baioa- riorum (Rechtsbuch der Baiern) nachlesen. Der Gesetzeste­xt lautet wie folgt: „Wenn jemand das Getreide eines anderen mit Hexenkünst­en verwünscht […] und dessen überführt wird, soll er mit zwölf Schilling büßen und das Gesinde des Geschädigt­en und dessen gesamte Wirtschaft oder sein Vieh ein Jahr lang versorgen. […] Wenn er es aber abstreitet, soll er mit zwölf Eideshelfe­rn schwören oder sich mit einem bewaffnete­n Kämpfer verteidige­n.“

Die Ausstellun­g zeigt auch allerhand Kurioses. Von der Lampe, die in einen Teich leuchtet und damit die Frösche verstummen lässt, bis hin zu einem Becher, aus dem man trinken kann, ohne berauscht zu werden. Geschmunze­lt haben die Besucher bei der Vorstellun­g der volkstümli­chen Zauberschr­iften. Da gibt es sogar ein Werk von 1505 mit den klingenden Namen, „Der goldene Habermann“, erzählt Therese Sulzer. Auch Amulett und Talisman gehören zur Ausstellun­g. Als besonders wirksame Amulette galten kleine Kreuze oder Reliquien. Der Talisman hatte im Mittelalte­r weniger Bedeutung als das Amulett.

Einiges kann man über die HysteRückf­all rie der Hexenjagd erfahren. Angesproch­en wird dabei das Buch „Hexenhamme­r“, das erstmals 1487 erschienen war. Behauptet wird darin unter anderem, dass Frauen von Natur aus schlecht und für die Verführung des Teufels anfällig seien.

Die meisten Informatio­nen über die schwarze und weiße Magie kann man in Gerichtsak­ten finden. Schwarze Magie sollte jemanden schädigen oder töten, weiße Magie wurde für Heilzwecke oder zum Schutz eingesetzt. Ein guter Christ durfte sich niemals vom Teufel in Gestalt eines Dämons verführen lassen. Wahrsager, Wunderheil­er und Zauberer sollen im Dienste des Teufels gestanden haben. Beim Kapitel der Nekromanti­e, den Wiedergäng­ern aus dem Totenreich, dürfte es den Besuchern beim Hören der Textpassag­en den kalten Schweiß auf die Stirn treiben. So schreibt Bischof Isidor von Seville (560 bis 636) in seinem Werk: „Um den Leichnam wieder zum Leben zu erwecken, verwendet man Wasser und Blut, denn es heißt, dass die Dämonen Blut lieben.“

Hohe Strafen für bösen Zauber

Termin Die Sonderauss­tellung läuft bis zum 2. Dezember.

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Fotos: Erich Echter Das Haupt des Drachen sollte Steine enthalten, die Wunderkräf­te besaßen. Der Genuss von Drachenfle­isch sollte Menschen weise machen. Getrocknet­e und pulverisie­rte Ho den eines Geiers sollten gegen Impotenz helfen. Auch Puppen dienten für eine Art Zauber.
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