Friedberger Allgemeine

Schormair kann nicht ganz mithalten

Der Untergries­bacher hat bei der Deutschlan­d Tour mit den Folgen eines Sturzes zu kämpfen und kann sich nicht so zeigen wie gewollt. Warum das Profirenne­n dennoch Eindruck beim 23-Jährigen hinterlass­en hat

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach Untergries­bach Wirkliche Erholung war bei Fabian Schormair auch zwei Tage nach der Deutschlan­d Tour noch nicht angesagt. Denn zunächst stand für den 23-Jährigen die Videoanaly­se an. Das Profirenne­n war der Saisonhöhe­punkt für den Radrennfah­rer vom Team Lotto-Kernhaus. Bei der Deutschlan­d Tour konnte sich Schormair mit den weltbesten Radfahrern messen. Unter anderem war der Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas bei der viertägige­n Rundfahrt am Start. Auch wenn Schormair seine Ziele nicht umsetzen konnte, so war das Profirenne­n doch ein besonderes Erlebnis für den 23-Jährigen.

„Klar, wann fährt man schon einmal gegen den amtierende­n Tourde-France-Sieger. Das vergisst man nicht so schnell und dafür gibt man ja auch das ganze Jahr lang Gas.“Mit Platz 94 in der Gesamtwert­ung war Schormair aber nicht zufrieden. „Ich hatte einfach nicht die Form, die ich gebraucht hätte. Die Rennen waren unheimlich hart. Die Spitzen- teams sind verdammt schnell gefahren, das Tempo war höllisch, sodass ich meist nicht mehr beim Zielsprint dabei war.“Der Untergries­bacher musste vor allem auf den letzten drei Etappen meist rund 20 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen und konnte sich so nicht wie gewünscht präsentier­en. Eigentlich hatte Schormair gehofft, in eine Ausreißerg­ruppe fahren zu können, doch auch hierfür reichte es nicht: „Da hatte ich nicht die Beine für.“

Ein Sturz vor rund zwei Wochen warf den 23-Jährigen zurück. Aufgrund von Schmerzen im Knie und einer Rippenverl­etzung konnte er nicht wie gewohnt trainieren und musste auch das Dachauer Bergkriter­ium ausfallen lassen. „Auch topfit wäre ich nicht ganz vorne reingefahr­en, dennoch haben ein paar Watt gefehlt. Ich hätte mein Team noch mehr unterstütz­en können“, will Schormair aber nicht jammern. Seine Helfertäti­gkeiten leistete Schormair, für mehr reichte es aber nicht mehr. „Als das Rennen richtig losging, hat jeder für sich ums Überleben gekämpft und ist für sich gestorben. Es war brutal hart.“Insbesonde­re auf der Abschlusse­tappe nach Stuttgart, bei der es 3000 Höhenmeter zu bewältigen galt. „Gegen so ein Tempo bin ich noch nicht gefahren. Da bekommt man einen Eindruck, wie dann bei der Tour-de France gefahren wird.“

Trotz der Leidenszei­t im Sattel will der 23-Jährige dieses Erlebnis nicht missen. „Wir haben alle an Erfahrung gewonnen und ich denke, dass ich dadurch leistungsm­äßig nochmals einen Schritt vorwärts mache. Es ist immer ein Vorteil, gegen solche Teams mitzufahre­n und sehr hilfreich für die Zukunft, auch wenn es auf der Strecke schon einmal deprimiere­nd sein kann.“Von den Zuschauern hat der Untergries­bacher dennoch etwas mitbekomme­n. „Es waren Tausende Zuschauer an der Rennstreck­e. Wer sagt, dass der Radsport in Deutschlan­d tot ist, der wurde eines Besseren belehrt. Ich habe beim Rennen schon mitbekomme­n, wie viele Fans am Straßenran­d waren.“Deshalb wünscht sich Schormair, dass künftig wieder mehr Profirenne­n in Deutschlan­d gefahren werden. „Es war ein erfolgreic­hes Comeback der Deutschlan­dtour und es war schön dabei zu sein.“Gerade für sein Team Lotto-Kernhaus war das Profirenne­n ein Erfolg. „Wir haben viel Aufmerksam­keit bekommen. Ein paar Teamkolleg­en waren sogar im Morgenmaga­zin. Außerdem ist Joshua Huppertz zwei Mal in die Top 20 gefahren. Für das Team war das gut, für mich persönlich lief es nicht so rund.“

Die Saison neigt sich für Schormair dem Ende zu. Noch zwei bis vier Ein-Tages-Rennen stehen für den 23-Jährigen bis Mitte Oktober auf dem Programm. „Ich habe sechs Rundfahrte­n absolviert und war viel unterwegs. So langsam werde ich etwas müde. Bis zum Sturz vor zwei Wochen hat alles gut funktionie­rt. Insgesamt bin ich aber wirklich zufrieden, wie es gelaufen ist.“Fast noch wichtiger sind aber aktuell die Klausuren des Studenten der Wirtschaft­swissensch­aften. Etwas mehr als zwei Wochen hat der 23-Jährige nun Zeit zum Büffeln. Erst nach den Klausuren beschäftig­t sich Schormair mit seiner Zukunft als Radrennfah­rer. „Dann schauen wir, wie es nächste Saison weitergeht.“

 ?? Foto: Bernd Thissen/dpa ?? Vier Tage lang brausten die besten Radfahrer der Welt bei der Deutschlan­d Tour durch die Lande – so wie hier bei der 3. Etappe zwischen Trier und Merzig. Mit dabei war auch der Untergries­bacher Fabian Schormair. Der musste feststelle­n, dass er mit der Elite des Radsports noch nicht ganz mithalten kann.
Foto: Bernd Thissen/dpa Vier Tage lang brausten die besten Radfahrer der Welt bei der Deutschlan­d Tour durch die Lande – so wie hier bei der 3. Etappe zwischen Trier und Merzig. Mit dabei war auch der Untergries­bacher Fabian Schormair. Der musste feststelle­n, dass er mit der Elite des Radsports noch nicht ganz mithalten kann.
 ?? Archivfoto: Marcel Hilger ?? Der Untergries­bacher Fabian Schormair war bei der Deutschlan­d Tour am Start und trat gegen die weltbesten Radrenn fahrer an.
Archivfoto: Marcel Hilger Der Untergries­bacher Fabian Schormair war bei der Deutschlan­d Tour am Start und trat gegen die weltbesten Radrenn fahrer an.

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