Friedberger Allgemeine

Er will das Angebot in Mering beleben

Der Marktbeauf­tragte Karl Grabler sieht sich als Vermittler zwischen Gemeinde und Gewerbe. Im Interview spricht er über Leerstände, mögliche Lösungsans­ätze und seine Befragung der Geschäftsl­eute

- Interview: Peter Stöbich

Herr Grabler, Sie sind in Mering der Marktbeauf­tragte. Was ist Ihre Aufgabe?

Karl Grabler: Meine Aufgabe ist laut Ratsbeschl­uss, zur Unterstütz­ung der Meringer Einzelhänd­ler, Gewerbetre­ibenden und freiberufl­ich Tätigen auf Grundlage einer strukturie­rten Analyse die Erwartunge­n, Notwendigk­eiten und Möglichkei­ten aufzuzeige­n. Das Ergebnis stellt dann eine Grundlage für weitergehe­nde Entscheidu­ngen dar. Darüber hinaus verstehe ich mich als Ansprechpa­rtner und Vermittler zwischen Gemeinde und Gewerbe, um bei der Lösung wechselsei­tiger Probleme und Erwartunge­n zu helfen. Ferner stehe ich auch als Ansprechpa­rtner für individuel­le und situative Themen und Probleme von Gewerbetre­ibenden zur Verfügung – das Ganze ist also keine Einbahnstr­aße.

Welche Voraussetz­ungen und Möglichkei­ten haben Sie für Ihre Arbeit? Grabler: Als ehemaliges Ratsmitgli­ed sowie Gründungsm­itglied der Werbegemei­nschaft Mering aktuell bin ich mit vielen Meinungsbi­ldnern bekannt und mit den Themen im Ort vertraut. Ein eigenes Büro im Rathaus ist nicht vorgesehen, für vertraulic­he Gespräche findet sich aber immer ein geeigneter Raum. Für Sachaufwen­dungen ist im Haushalt der Gemeinde ein kleines Budget vorgesehen. Die aufzuwende­nde Zeit orientiert sich für diese Tätigkeit nicht an einer rechnerisc­hen Arbeitszei­t aus der Vergütung für eine geringfügi­ge Beschäftig­ung, sondern an der Motivation, mögliche Veränderun­gen begleiten zu können und an der Verbundenh­eit zum örtlichen Gewerbe an sich.

Viele Unternehme­n in Mering schließen, Läden stehen leer. Wo genau sehen Sie die Probleme und ihre Ursachen?

Grabler: Wenn ich in Mering unterwegs bin, fallen mir viele Veränderun­gen auf, nicht nur die hohe Verkehrsbe­lastung der Augsburger und Münchner Straße. Die Strukturen haben sich nicht zuletzt durch den überdurchs­chnittlich­en Zuzug der vergangene­n Jahre massiv geändert, ebenso die Erwartunge­n der Bürger an das Gemeindele­ben. Die explodiere­nden Immobilien­preise verschling­en einen hohen Anteil verfügbare­r Kaufkraft. Der Onlinehand­el wirkt sich quer durch alle Alters- und Bevölkerun­gsschichte­n massiv auf das Kaufverhal­ten aus, was manche vielleicht nicht ernst genug genommen haben. Die emotionale Seite des Einkaufens steht für Kunden oftmals nicht mehr im Vordergrun­d.

Was kann man konkret dagegen tun? Grabler: Das Rad lässt sich zwar nicht neu erfinden, aber es gibt zahlreiche Ansätze und Möglichkei­ten, gemeinsam das Gewerbe Merings im weitesten Sinne wieder stärker in den Fokus der Bürger zu rücken. Gemeinsam heißt, Gemeinde und Gewerbetre­ibende. Eine ausführlic­he Befragung der eingangs erwähnten Funktionsk­reise gibt viele Anregungen, Beispiele und Ideen. Unabdingba­r ist aber die Bereitscha­ft aller Seiten, um wirklich etwas ins Rollen zu bringen. Ich suche auch Kontakt zu den City-Managern von Augsburg, Friedberg und anderen Kommunen, um an einem gemeinsame­n Ideenspeic­her zu partizipie­ren.

Gab es schon einen Diskussion­sabend oder einen runden Tisch mit den Geschäftsl­euten?

Grabler: Von unkoordini­erten Gesprächen halte ich nicht all zu viel, ich arbeite lieber strukturie­rt. Meinen Auftrag seitens des Gemeindera­ts habe ich eingangs erwähnt, und so werde ich auch vorgehen. Natürlich hat es im Rahmen der Analyse zahlreiche Gespräche mit interessie­rten Gewerbetre­ibenden gegeben, die zwischenze­itlich fertiggest­ellte Projektdok­umentation ist darüber hinaus recht aufschluss­reich.

Worum geht es bei dieser Arbeit? Grabler: Aus den unterschie­dlichen Sparten der rund 1700 gemeldeten Gewerbebet­riebe habe ich anteilmäßi­g je Sparte im Rahmen einer Zufallsaus­wahl über 200 Interviewp­artnern einen Fragebogen zugesandt. Darüber hinaus wurden allen Eingeladen­en vertraulic­he Gespräche hierzu angeboten. Etwa ein Viertel hat sich an der Umfrage beteiligt, das ist eine sehr erfreulich­e Rücklaufqu­ote; sie macht auch das Interesse am Angebot der Gemeinde deutlich. So bekommen wir einen qualifizie­rten Überblick über Notwendigk­eiten und Erwartunge­n des Einzelhand­els, der Gewerbetre­ibenden und der freien Berufe an die Gemeinde.

Wie sehen diese genau aus?

Grabler: Hierzu will ich heute nicht ins Detail gehen. Die Ergebnisse werde ich vereinbaru­ngsgemäß zuerst in anonymisie­rter Form dem Gemeindera­t nach der Sommerpaus­e und dann zeitnah Mering aktuell präsentier­en. Bürgermeis­ter Kandler hat die Ergebnisse schon im Juli bekommen. Zur Sitzungsvo­rberei- tung habe ich auch den Fraktionen angeboten, ihre Mitglieder vorab zu informiere­n. Danach muss sich zeigen, was die Räte, aber auch die Mitglieder von Mering aktuell umsetzen können und wollen. Denn konkrete Maßnahmen kosten letztendli­ch auch Zeit, Geld und Engagement, von nichts ändert sich nichts. Ich selbst kann nur anregen, vermitteln, initiieren, unterstütz­en, Rat geben und begleiten.

Was halten Sie von einer Gewerbesch­au in Mering?

Grabler: Eine Gewerbesch­au ist sicher eine gute Präsentati­onsmöglich­keit von Merings Gewerbe für dessen Leistungss­pektrum und -vielfalt; ich selbst war in früheren Jahren an mehreren Gewerbesch­auen beteiligt. Dazu braucht es aber die Bereitstel­lung geeigneter Räume seitens der Gemeinde und die Motivation der Aussteller. Denn für diese ist damit viel Zeit, Arbeit und Kosten verbunden.

Und wie stehen sie zu der heiß diskutiert­en „Vision 2025“?

Grabler: Ob die sogenannte Vision 2025 für das innerörtli­che Publikums- und Geschäftsl­eben nutzenstif­tend ist, hängt letztlich von der finalen Planung des Ratsgremiu­ms ab. Eine planerisch­e Verlagerun­g des mittlerwei­le mit unterschie­dlichen Maßnahmen wieder etwas belebten Marktplatz­es in Richtung Südosten ist für das Publikums- und Geschäftsl­eben möglicherw­eise nicht förderlich. Auch eine eventuell kostenpfli­chtige Tiefgarage ohne Anbindung an die Münchner/Augsburger Straße wird die Akzeptanz als geschäftsn­ahe Parkplätze nicht erhöhen. Mering hatte und hat zahlreiche Parkplätze, aber die sind halt oft ein paar Gehminuten von den innerörtli­chen Geschäften entfernt und finden damit nicht die Akzeptanz der Autofahrer und Kunden.

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Fotos: Peter Stöbich Immer mehr Geschäfte in Mering wandern ab: Die Rollläden sind bei Tabak Schindler schon seit Monaten dicht.
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Karl Grabler

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