Er will das Angebot in Mering beleben
Der Marktbeauftragte Karl Grabler sieht sich als Vermittler zwischen Gemeinde und Gewerbe. Im Interview spricht er über Leerstände, mögliche Lösungsansätze und seine Befragung der Geschäftsleute
Herr Grabler, Sie sind in Mering der Marktbeauftragte. Was ist Ihre Aufgabe?
Karl Grabler: Meine Aufgabe ist laut Ratsbeschluss, zur Unterstützung der Meringer Einzelhändler, Gewerbetreibenden und freiberuflich Tätigen auf Grundlage einer strukturierten Analyse die Erwartungen, Notwendigkeiten und Möglichkeiten aufzuzeigen. Das Ergebnis stellt dann eine Grundlage für weitergehende Entscheidungen dar. Darüber hinaus verstehe ich mich als Ansprechpartner und Vermittler zwischen Gemeinde und Gewerbe, um bei der Lösung wechselseitiger Probleme und Erwartungen zu helfen. Ferner stehe ich auch als Ansprechpartner für individuelle und situative Themen und Probleme von Gewerbetreibenden zur Verfügung – das Ganze ist also keine Einbahnstraße.
Welche Voraussetzungen und Möglichkeiten haben Sie für Ihre Arbeit? Grabler: Als ehemaliges Ratsmitglied sowie Gründungsmitglied der Werbegemeinschaft Mering aktuell bin ich mit vielen Meinungsbildnern bekannt und mit den Themen im Ort vertraut. Ein eigenes Büro im Rathaus ist nicht vorgesehen, für vertrauliche Gespräche findet sich aber immer ein geeigneter Raum. Für Sachaufwendungen ist im Haushalt der Gemeinde ein kleines Budget vorgesehen. Die aufzuwendende Zeit orientiert sich für diese Tätigkeit nicht an einer rechnerischen Arbeitszeit aus der Vergütung für eine geringfügige Beschäftigung, sondern an der Motivation, mögliche Veränderungen begleiten zu können und an der Verbundenheit zum örtlichen Gewerbe an sich.
Viele Unternehmen in Mering schließen, Läden stehen leer. Wo genau sehen Sie die Probleme und ihre Ursachen?
Grabler: Wenn ich in Mering unterwegs bin, fallen mir viele Veränderungen auf, nicht nur die hohe Verkehrsbelastung der Augsburger und Münchner Straße. Die Strukturen haben sich nicht zuletzt durch den überdurchschnittlichen Zuzug der vergangenen Jahre massiv geändert, ebenso die Erwartungen der Bürger an das Gemeindeleben. Die explodierenden Immobilienpreise verschlingen einen hohen Anteil verfügbarer Kaufkraft. Der Onlinehandel wirkt sich quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten massiv auf das Kaufverhalten aus, was manche vielleicht nicht ernst genug genommen haben. Die emotionale Seite des Einkaufens steht für Kunden oftmals nicht mehr im Vordergrund.
Was kann man konkret dagegen tun? Grabler: Das Rad lässt sich zwar nicht neu erfinden, aber es gibt zahlreiche Ansätze und Möglichkeiten, gemeinsam das Gewerbe Merings im weitesten Sinne wieder stärker in den Fokus der Bürger zu rücken. Gemeinsam heißt, Gemeinde und Gewerbetreibende. Eine ausführliche Befragung der eingangs erwähnten Funktionskreise gibt viele Anregungen, Beispiele und Ideen. Unabdingbar ist aber die Bereitschaft aller Seiten, um wirklich etwas ins Rollen zu bringen. Ich suche auch Kontakt zu den City-Managern von Augsburg, Friedberg und anderen Kommunen, um an einem gemeinsamen Ideenspeicher zu partizipieren.
Gab es schon einen Diskussionsabend oder einen runden Tisch mit den Geschäftsleuten?
Grabler: Von unkoordinierten Gesprächen halte ich nicht all zu viel, ich arbeite lieber strukturiert. Meinen Auftrag seitens des Gemeinderats habe ich eingangs erwähnt, und so werde ich auch vorgehen. Natürlich hat es im Rahmen der Analyse zahlreiche Gespräche mit interessierten Gewerbetreibenden gegeben, die zwischenzeitlich fertiggestellte Projektdokumentation ist darüber hinaus recht aufschlussreich.
Worum geht es bei dieser Arbeit? Grabler: Aus den unterschiedlichen Sparten der rund 1700 gemeldeten Gewerbebetriebe habe ich anteilmäßig je Sparte im Rahmen einer Zufallsauswahl über 200 Interviewpartnern einen Fragebogen zugesandt. Darüber hinaus wurden allen Eingeladenen vertrauliche Gespräche hierzu angeboten. Etwa ein Viertel hat sich an der Umfrage beteiligt, das ist eine sehr erfreuliche Rücklaufquote; sie macht auch das Interesse am Angebot der Gemeinde deutlich. So bekommen wir einen qualifizierten Überblick über Notwendigkeiten und Erwartungen des Einzelhandels, der Gewerbetreibenden und der freien Berufe an die Gemeinde.
Wie sehen diese genau aus?
Grabler: Hierzu will ich heute nicht ins Detail gehen. Die Ergebnisse werde ich vereinbarungsgemäß zuerst in anonymisierter Form dem Gemeinderat nach der Sommerpause und dann zeitnah Mering aktuell präsentieren. Bürgermeister Kandler hat die Ergebnisse schon im Juli bekommen. Zur Sitzungsvorberei- tung habe ich auch den Fraktionen angeboten, ihre Mitglieder vorab zu informieren. Danach muss sich zeigen, was die Räte, aber auch die Mitglieder von Mering aktuell umsetzen können und wollen. Denn konkrete Maßnahmen kosten letztendlich auch Zeit, Geld und Engagement, von nichts ändert sich nichts. Ich selbst kann nur anregen, vermitteln, initiieren, unterstützen, Rat geben und begleiten.
Was halten Sie von einer Gewerbeschau in Mering?
Grabler: Eine Gewerbeschau ist sicher eine gute Präsentationsmöglichkeit von Merings Gewerbe für dessen Leistungsspektrum und -vielfalt; ich selbst war in früheren Jahren an mehreren Gewerbeschauen beteiligt. Dazu braucht es aber die Bereitstellung geeigneter Räume seitens der Gemeinde und die Motivation der Aussteller. Denn für diese ist damit viel Zeit, Arbeit und Kosten verbunden.
Und wie stehen sie zu der heiß diskutierten „Vision 2025“?
Grabler: Ob die sogenannte Vision 2025 für das innerörtliche Publikums- und Geschäftsleben nutzenstiftend ist, hängt letztlich von der finalen Planung des Ratsgremiums ab. Eine planerische Verlagerung des mittlerweile mit unterschiedlichen Maßnahmen wieder etwas belebten Marktplatzes in Richtung Südosten ist für das Publikums- und Geschäftsleben möglicherweise nicht förderlich. Auch eine eventuell kostenpflichtige Tiefgarage ohne Anbindung an die Münchner/Augsburger Straße wird die Akzeptanz als geschäftsnahe Parkplätze nicht erhöhen. Mering hatte und hat zahlreiche Parkplätze, aber die sind halt oft ein paar Gehminuten von den innerörtlichen Geschäften entfernt und finden damit nicht die Akzeptanz der Autofahrer und Kunden.