Kulturgraben: Jetzt kann’s losgehen
Hochwasserschutz Der Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau des Gewässers im Aichacher Stadtteil Griesbeckerzell ist da
Aichach Griesbeckerzell Der lang ersehnte Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau des Kulturgrabens im Aichacher Stadtteil Griesbeckerzell ist da. Nun teilte das Landratsamt Aichach-Friedberg mit, dass das Verfahren abgeschlossen sei. Es lief seit 2009. Der Planfeststellungsbeschluss ist die Rechtsgrundlage für den Ausbau des kleinen Gewässers und den nötigen Grunderwerb. Falls die Verhandlungen darüber scheitern, wäre der Planfeststellungsbeschluss auch die Grundlage für Enteignungen.
Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann reagierte am Freitag erleichtert auf die Nachricht aus dem Landratsamt: „Wir sind jetzt natürlich froh.“Der nächste Schritt sei, zusammen mit dem Ingenieurbüro Bauabschnitte einzuteilen. Das ganze Projekt werde sich sicher über mehrere Jahre hinziehen, so Habermann. Weder baulich noch finanziell sei es in einem Jahr zu stemmen. Die Kunst werde sein, die Bauarbeiten so zu gestalten, dass währenddessen niemandem ein Schaden entstehe, falls es zu starken Regenfällen komme. „Da sind jetzt die Fachleute gefragt.“
Die Stadt will vor allem zwei kritische Bereiche angehen: das Gebiet westlich der Dorfstraße und den Bereich Badanger. Die Planung sieht zum einen zwei Rückhaltebecken am Ortsrand in Richtung des Affinger Ortsteils Haunswies vor. Zum anderen soll dem Kulturgraben, der stellenweise verrohrt ist, mehr Platz eingeräumt werden. „Zum Leidwesen meines Kämmerers“, so der Bürgermeister schmunzelnd, werde die Stadt „einige Euro dafür lockermachen“müssen. 2008 waren die Kosten für den Ausbau auf 2,56 Millionen Euro geschätzt worden. Diese Summe dürfte angesichts des Booms in der Baubranche längst nicht mehr aktuell sein. Habermann wollte sich am Freitag auf keine Aussage dazu einlassen, wie hoch die Kosten am Ende schätzungsweise sein werden. Zumal die Stadt möglicherweise auch noch Grund erwerben muss. Der Rathauschef hofft, dass die ersten Bauarbeiten im nächsten Jahr beginnen können. Noch ist allerdings offen, ob Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss eingereicht werden. Aufschiebende Wirkung hätten sie dem Bürgermeister zufolge zwar nicht. „Aber Klagen wären weitestgehend kontraproduktiv.“Die Stadt habe ohnehin versucht, den Wünschen der Anwohner so weit wie möglich entgegenzukommen. So waren beispielsweise die Pläne vor drei Jahren so verändert worden, dass die Grundstücke der Anwohner nicht mehr durch einen Pflegeweg in Anspruch genommen werden. Mit ihm hatte sich die Stadt ursprünglich für Unterhaltsmaßnahmen den Zugang zum Kulturgraben sichern wollen.
Der Ausbau des Kulturgrabens ist seit vielen Jahren ein Dauerbrenner in Zell. Regelmäßig war er Thema bei den örtlichen Faschingssitzungen und bei den Bürgerversammlungen. So auch im April diesen Jahres. Klaus Stief wetterte: „Wer nimmt das endlich in die Hand? Seit über einem Jahr ist wieder nichts passiert.“Auch viele andere Zeller wollten, „dass dieses Dauerthema endlich beendet wird“. Habermann ist bereits der dritte Bürgermeister, der sich mit dem Gewässer befassen muss. Schon seit 1982 beschäftigt es den Stadtrat.
Auch im Rathaus war man nicht glücklich darüber, dass sich das Planfeststellungsverfahren über so viele Jahre hinzog. Im Mai 2017 hatte der Rathauschef im Interview mit unserer Zeitung zur Halbzeit der laufenden Legislaturperiode gesagt: „Es ärgert mich auch, wenn Verfahren so lange dauern wie beim Kulturgraben in Griesbeckerzell. [...] Da frage ich mich schon: Müssen die Mühlen so langsam laufen?“Am Freitag äußerte er sich versöhnlicher: Die Behörden hätten den Planfeststellungsbeschluss rechtssicher machen wollen. Das Verfahren sei sehr komplex.
Das zeigt allein schon die Dicke des Beschlusses. Rund 80 Seiten stark ist die Lektüre, die dem Bürgermeister und den knapp 30 Privatpersonen auf den Tisch flatterten, die Einwände gegen die Pläne erhoben hatten (siehe Infokasten). Habermann ist erleichtert, nun endlich eine rechtliche Grundlage zu haben. „Wir schnaufen erst mal durch. Aber die richtige Arbeit geht jetzt erst los.“
Die Stadt hat versucht, den Wünschen der Anwohner so weit wie möglich entgegenzukommen