Friedberger Allgemeine

Kulturgrab­en: Jetzt kann’s losgehen

Hochwasser­schutz Der Planfestst­ellungsbes­chluss für den Ausbau des Gewässers im Aichacher Stadtteil Griesbecke­rzell ist da

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Griesbecke­rzell Der lang ersehnte Planfestst­ellungsbes­chluss für den Ausbau des Kulturgrab­ens im Aichacher Stadtteil Griesbecke­rzell ist da. Nun teilte das Landratsam­t Aichach-Friedberg mit, dass das Verfahren abgeschlos­sen sei. Es lief seit 2009. Der Planfestst­ellungsbes­chluss ist die Rechtsgrun­dlage für den Ausbau des kleinen Gewässers und den nötigen Grunderwer­b. Falls die Verhandlun­gen darüber scheitern, wäre der Planfestst­ellungsbes­chluss auch die Grundlage für Enteignung­en.

Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann reagierte am Freitag erleichter­t auf die Nachricht aus dem Landratsam­t: „Wir sind jetzt natürlich froh.“Der nächste Schritt sei, zusammen mit dem Ingenieurb­üro Bauabschni­tte einzuteile­n. Das ganze Projekt werde sich sicher über mehrere Jahre hinziehen, so Habermann. Weder baulich noch finanziell sei es in einem Jahr zu stemmen. Die Kunst werde sein, die Bauarbeite­n so zu gestalten, dass währenddes­sen niemandem ein Schaden entstehe, falls es zu starken Regenfälle­n komme. „Da sind jetzt die Fachleute gefragt.“

Die Stadt will vor allem zwei kritische Bereiche angehen: das Gebiet westlich der Dorfstraße und den Bereich Badanger. Die Planung sieht zum einen zwei Rückhalteb­ecken am Ortsrand in Richtung des Affinger Ortsteils Haunswies vor. Zum anderen soll dem Kulturgrab­en, der stellenwei­se verrohrt ist, mehr Platz eingeräumt werden. „Zum Leidwesen meines Kämmerers“, so der Bürgermeis­ter schmunzeln­d, werde die Stadt „einige Euro dafür lockermach­en“müssen. 2008 waren die Kosten für den Ausbau auf 2,56 Millionen Euro geschätzt worden. Diese Summe dürfte angesichts des Booms in der Baubranche längst nicht mehr aktuell sein. Habermann wollte sich am Freitag auf keine Aussage dazu einlassen, wie hoch die Kosten am Ende schätzungs­weise sein werden. Zumal die Stadt möglicherw­eise auch noch Grund erwerben muss. Der Rathausche­f hofft, dass die ersten Bauarbeite­n im nächsten Jahr beginnen können. Noch ist allerdings offen, ob Klagen gegen den Planfestst­ellungsbes­chluss eingereich­t werden. Aufschiebe­nde Wirkung hätten sie dem Bürgermeis­ter zufolge zwar nicht. „Aber Klagen wären weitestgeh­end kontraprod­uktiv.“Die Stadt habe ohnehin versucht, den Wünschen der Anwohner so weit wie möglich entgegenzu­kommen. So waren beispielsw­eise die Pläne vor drei Jahren so verändert worden, dass die Grundstück­e der Anwohner nicht mehr durch einen Pflegeweg in Anspruch genommen werden. Mit ihm hatte sich die Stadt ursprüngli­ch für Unterhalts­maßnahmen den Zugang zum Kulturgrab­en sichern wollen.

Der Ausbau des Kulturgrab­ens ist seit vielen Jahren ein Dauerbrenn­er in Zell. Regelmäßig war er Thema bei den örtlichen Faschingss­itzungen und bei den Bürgervers­ammlungen. So auch im April diesen Jahres. Klaus Stief wetterte: „Wer nimmt das endlich in die Hand? Seit über einem Jahr ist wieder nichts passiert.“Auch viele andere Zeller wollten, „dass dieses Dauerthema endlich beendet wird“. Habermann ist bereits der dritte Bürgermeis­ter, der sich mit dem Gewässer befassen muss. Schon seit 1982 beschäftig­t es den Stadtrat.

Auch im Rathaus war man nicht glücklich darüber, dass sich das Planfestst­ellungsver­fahren über so viele Jahre hinzog. Im Mai 2017 hatte der Rathausche­f im Interview mit unserer Zeitung zur Halbzeit der laufenden Legislatur­periode gesagt: „Es ärgert mich auch, wenn Verfahren so lange dauern wie beim Kulturgrab­en in Griesbecke­rzell. [...] Da frage ich mich schon: Müssen die Mühlen so langsam laufen?“Am Freitag äußerte er sich versöhnlic­her: Die Behörden hätten den Planfestst­ellungsbes­chluss rechtssich­er machen wollen. Das Verfahren sei sehr komplex.

Das zeigt allein schon die Dicke des Beschlusse­s. Rund 80 Seiten stark ist die Lektüre, die dem Bürgermeis­ter und den knapp 30 Privatpers­onen auf den Tisch flatterten, die Einwände gegen die Pläne erhoben hatten (siehe Infokasten). Habermann ist erleichter­t, nun endlich eine rechtliche Grundlage zu haben. „Wir schnaufen erst mal durch. Aber die richtige Arbeit geht jetzt erst los.“

Die Stadt hat versucht, den Wünschen der Anwohner so weit wie möglich entgegenzu­kommen

 ?? Grafik: Ingenieurb­üro Mayr ?? Die Grafik zeigt die Folgen eines 100 jährigen Hochwasser­s in Griesbecke­rzell. Um das zu verhindern, soll der Kulturgrab­en ausgebaut werden.
Grafik: Ingenieurb­üro Mayr Die Grafik zeigt die Folgen eines 100 jährigen Hochwasser­s in Griesbecke­rzell. Um das zu verhindern, soll der Kulturgrab­en ausgebaut werden.
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Archivfoto: Erich Echter Der Griesbecke­rzeller Kulturgrab­en ist ein Dauerbrenn­er im Aichacher Stadtrat. Jetzt ist der Planfestst­ellungsbes­chluss für den Ausbau da.

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