Computermaus statt Tuschestift
Jobbörse Janine Seiler macht eine Ausbildung als technische Zeichnerin / Serie (1)
Friedberg Zum kurzen Gespräch über Ausbildungsberufe hat Herbert Scheel, Seniorchef des gleichnamigen Ingenieurbüros in Friedberg, einen Zeitungsartikel dabei. Thema: Fachkräftemangel bei Handwerkern und Arbeitern im Bereich Sanitär und Lüftung bremst den Bauboom. Scheel kennt das Problem genau: Sein Büro plant Leitungen für sanitäre Anlagen und Lüftungsschächte. Hervorragende Berufsaussichten bescheinigt er deshalb auch seinen Auszubildenden.
In der Regel lernen ein bis zwei junge Menschen im Büro Scheel in dreieinhalb Jahren, was man als technischer Zeichner so können muss. Eine Männerdomäne sei der Beruf längst nicht mehr, berichtet Scheel. Inzwischen komme rund die Hälfte der Bewerbungen von jungen Frauen. Eine davon ist die 20-jähri- ge Janine Seiler aus Friedberg. Im vergangenen Jahr startete sie ihre Ausbildung. Und ist bisher sehr zufrieden. Als Schülerin an der Fachoberschule Friedberg wollte sie eigentlich eher etwas Kaufmännisches machen. Sie absolvierte ein Prakti- kum in diesem Bereich: Langweilig, fand Seiler. Dann verbrachte sie eine Woche im Ingenieurbüro Scheel. Und langweilte sich plötzlich überhaupt nicht mehr. Mathe, Physik, technische Fächer: All das lag ihr schon in der Schule. Am meisten Spaß an ihrem Job macht der Friedbergerin, dass sie selbst planen darf. „Und das man auf die Baustelle gehen kann und sieht, wie das umgesetzt wird, was man sich ausgedacht hat“, sagt sie. Früher, da zeichnete man mit Bleistift und Tusche auf große Papierbögen, erinnert sich Scheel. Das ist heute anders. Wenn Seiler neue Anlagen plant, macht sie das mit einem Computerprogramm.
Einer der Gründe, warum Scheel die Aussichten seiner Absolventen so gut einschätzt: In immer mehr Berufen gehört es dazu, dass man sich mit komplexer Software auskennt. Dass seine Auszubildenden so gefragt sind, ist für Scheel eine zweischneidige Sache. Denn die fertigen Fachkräfte, die zu einem anderen Unternehmen wechseln, fehlen ihm dann natürlich selbst.