Friedberger Allgemeine

Das größte Problem ist die Finanzieru­ng

Auch im kommenden Jahr wird es wohl kein ITF-Turnier auf der Anlage des TC Friedberg geben. Woran das liegt und welche Aussichten bestehen, erklären Stephan Pasdera und Peer Braml vom TCF-Präsidium

- VON PETER KLEIST

Friedberg Zwölf Jahre lang, von 2004 bis 2015, ging es in Friedberg um Tennis-Weltrangli­stenpunkte. Die Nummer 13, das Turnier 2016, fiel aus und seitdem konnte dieses sportliche Großereign­is nicht wiederbele­bt werden. Wir fragten bei Stephan Pasdera, dem Präsidente­n des TC Friedberg, sowie bei Peer Braml, dem Vize-Präsidente­n und Turnierdir­ektor nach, warum dies so ist und wie es eventuell in der Zukunft um ein solches Turnier in Friedberg bestellt sein könnte. Zum 3. Mal seit 2016 gab es in diesem Jahr kein ITF-Turnier beim TC Friedberg. Besteht die Chance, 2019 wieder internatio­nales Tennis auf der TCF-Anlage zu sehen, oder wird es in Friedberg zukünftig kein solches Event mehr geben?

Stephan Pasdera: Für 2019 gehen die Chancen für eine Neuauflage gegen Null, da wir ja bereits in Kürze eine Zusage an die jeweiligen Verbände geben müssten. In den Folgejahre­n ab 2020 könnten wir uns grundsätzl­ich wieder ein Turnier vorstellen. Dieses muss aber auch nicht zwangsläuf­ig internatio­nal sein, eventuell macht ein anderes Format insgesamt mehr Sinn.

Woran scheiterte die Durchführu­ng in den letzten drei Jahren?

Pasdera: Wie so oft natürlich zunächst am Geld. Nachdem wir von der Erstauflag­e 2004 bis 2012 drei Hauptspons­oren für jeweils drei Jahre gewinnen konnten, haben wir 2013, 2014 und 2015 jährlich einen vierstelli­gen Betrag drauflegen müssen, wozu wir nicht mehr bereit waren. Außerdem war unsere Anlage mit den bayerische­n Jugendmeis­terschafte­n 2016 und 2017 sowie der Landkreism­eisterscha­ft 2017 eh schon häufig genug für unsere Mitglieder gesperrt. Und zuguter Letzt haben die neuen Regularien der ITF eine Durchführu­ng weiter erschwert.

Welche Regularien hat die ITF (Internatio­nal Tennis Federation) denn geändert? Peer Braml: In einem ersten Schritt wurde bereits im vergangene­n Jahr das Mindestpre­isgeld für Weltrangli­stenturnie­re von 10000 auf 15000 Dollar angehoben. Ab dem nächsten Jahr muss man als Veranstalt­er dann sogar mindestens 25000 Dollar Preisgeld ausschütte­n, um ATPWeltran­glistenpun­kte vergeben zu dürfen. Wer nur 15000 Dollar auf den Tisch legen kann, der darf ein Turnier der neu geschaffen­en „ITFTransit­ion-Tour“veranstalt­en. Dort gibt es aber keine „echten“ATPPunkte zu gewinnen, sondern nur „ITF World Ranking“-Punkte für die neu eingeführt­e ITF-Weltrangli­ste.

Wie kann man das mit der „neuen Weltrangli­ste“der ITF verstehen? Braml: Die neue ITF-Weltrangli­ste wird 2019 als Vorstufe zur bekannten ATP-Weltrangli­ste eingeführt und dient Nachwuchss­pielern als Einstiegsh­ilfe zur Profikarri­ere auf der ATP-Tour. Je besser das ITFRanking ist, umso eher kommt der Spieler in die Qualifikat­ion oder das Hauptfeld eines der „echten“Weltrangli­stenturnie­re und kann sich dann dort die begehrten ATP-Punkte erspielen. Wenn man so will, gibt es also ab nächsten Jahr zwei abgestufte Weltrangli­stensystem­e.

Blieb die Suche nach neuen Sponsoren erfolglos? Soll – falls es das Turnier noch einmal gibt – am freien Eintritt festgehalt­en werden?

Pasdera: Wir haben versucht, auf Basis von bestehende­n persönlich­en Kontakten potenziell­e Sponsoren von einem Engagement zu überzeugen. Sollten wir zukünftig dabei erfolgreic­h sein und dann wieder einmal ein Turnier ähnlicher Größenordn­ung auf die Beine stellen können, würde es beim freien Eintritt bleiben.

Wie groß war der Aufwand für die Verantwort­lichen, die Turnierlei­tung, den Turnierdir­ektor? Wie viele Helfer waren denn im Schnitt während der Turniere im Einsatz?

Braml: Das Organisati­onsteam bestand zuletzt aus 21 Personen. Der sogenannte „Courtservi­ce“umfasst insgesamt 16 Kinder. Für die Turnierlei­tung blieb in den acht Turniertag­en eigentlich keine Zeit für andere Dinge. Es drehte sich alles um Tennis.

Haben Sie und Stephan Pasdera noch Kontakt zu Sören Friemel? Und welche Position hat der Turnier-Supervisor denn jetzt inne?

Braml: Der Kontakt zu Sören ist nach wie vor gut. Er lebt in London und ist die oberste Instanz für das Schiedsric­hterwesen weltweit. Momentan ist er als Oberschied­srichter bei den US Open in Flushing Meadow New York im Einsatz. Viel Kontakt mit Sören läuft deshalb über WhatsApp. Allerdings versuchen wir auch, uns weiterhin jedes Jahr zu treffen. Zuletzt war das in Hamburg und Kitzbühel der Fall, demnächst ist ein Treffen beim Porsche-Grand-Prix in Stuttgart vorgesehen. Hat der TC Friedberg die Aussicht, wieder einmal die bayerische­n Jugendmeis­terschafte­n auszuricht­en? Pasdera: Sowohl die jugendlich­en Spieler sowie deren Eltern als auch der Bayerische Tennisverb­and als Veranstalt­er waren mit unserer Ausrichtun­g und unserer Platzanlag­e sehr zufrieden. Auch die – aus bayerische­r Sicht relativ zentrale Lage Friedbergs – ist sicher hilfreich für die Ausrichtun­g solcher Meistersch­aften. Somit wird 2017 sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir sind mit rund 750 Mitglieder­n konstant in den Top Ten der größten Vereine in Bayern, aber trotzdem kommen natürlich auch andere Clubs dafür in Frage. Somit wird es sicherlich einige Jahre dauern, bis wir wieder an der Reihe sind.

Als Abschluss noch nebenbei: Der Zavadil-Cup ist ein Aushängesc­hild, hatte heuer aber keinen Sponsor. Ist man da auf der Suche, um dieses tolle Jugend-Turnier am Leben zu erhalten? Pasdera: Zunächst ist es ja so, dass sich der Namensgebe­r, unser Trainer und Vizepräsid­ent Sport Jiri Zavadil, unveränder­t als Sponsor engagiert und dies auch in Zukunft tun wird. Allerdings ist es richtig, dass der Presenting-Sponsor DAF Sießmair aus Gallenbach seine Unterstütz­ung, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken möchte, heuer nach zehn Jahren beendet hat. Wir werden das Turnier aber dennoch als Teil unseres Konzepts zur Jugendförd­erung unveränder­t weiterführ­en.

 ?? Foto: Peter Kleist ?? Fasziniere­ndes Tennis wurde zwölf Jahre lang bei den ITF Turnieren in Friedberg geboten. Eine Neuauflage dieses internatio­nalen Events ist derzeit eher unwahrsche­inlich, zumindest für 2019 bezeichnen die Verant wortlichen des TC Friedberg die Chance darauf als „gleich Null.“
Foto: Peter Kleist Fasziniere­ndes Tennis wurde zwölf Jahre lang bei den ITF Turnieren in Friedberg geboten. Eine Neuauflage dieses internatio­nalen Events ist derzeit eher unwahrsche­inlich, zumindest für 2019 bezeichnen die Verant wortlichen des TC Friedberg die Chance darauf als „gleich Null.“
 ?? Foto: Kleist ?? Die vorerst letzte Siegerehru­ng nahm Friedbergs 3. Bürgermeis­terin Martha Reißner gemeinsam mit Turnierdir­ektor Peer Braml (links) und TCF Präsident Stephan Pasdera vor.
Foto: Kleist Die vorerst letzte Siegerehru­ng nahm Friedbergs 3. Bürgermeis­terin Martha Reißner gemeinsam mit Turnierdir­ektor Peer Braml (links) und TCF Präsident Stephan Pasdera vor.

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