Alt, älter, Eunjoe
In Zoos gibt es einige hochbetagte Tiere. Warum sie länger leben als ihre wilden Verwandten
Berlin/Augsburg Auf einem Gruppenbild ist er nicht leicht zu finden. Flamingos sind nun mal rosa. Ingo fällt da nicht weiter auf. Er steht in einer Gruppe von etwa 20 Artgenossen im Berliner Zoo, die gerade mit der morgendlichen Gefiederpflege beschäftigt sind. Wegen ihm musste der Berliner Zoo vor ein paar Jahren seine Geschichte umschreiben: Nicht das Gorilla-Weibchen Fatou, sondern Ingo hält dort seitdem den Rekord. Er ist mit 71 Jahren das älteste Tier. Das stellte sich heraus, als Zoo-Mitarbeiter sahen, was auf dem alten Ring stand, den Ingo als Jungtier bekam: „Kairo, 23.6.1948“. Was zwar nicht sein Geburtstag, aber ein Beleg für sein ungefähres Alter ist.
In der Nähe seines Geheges lebt Fatou, die um die 60 ist. Sie gilt mit der gleichaltrigen Trudy aus einem Zoo im US-Bundesstaat Arkansas als der älteste Zoo-Gorilla der Welt. Fritz, mit 55 Jahren Europas ältestes Zoo-Gorilla-Männchen, wurde erst kürzlich eingeschläfert – wegen Altersschwäche, wie der Nürnberger Tiergarten erklärte.
Zootiere werden alt, oft älter als ihre wilde Verwandtschaft. Der Verband der Zoologischen Gärten verwies kürzlich auf eine Studie zu 50 Säugetierarten: Bei 84 Prozent davon lebten Zootiere länger als Wildtiere. In freier Wildbahn werden viele Tiere gefressen, von Rivalen verdrängt, verhungern oder sterben an Krankheiten. Im Zoo werden sie dagegen bestens versorgt. Wie die Asiatische Elefantendame Targa aus dem Zoo Augsburg, die mit über 63 Jahren der älteste Elefant Deutschlands und einer der ältesten Elefanten in menschlicher Obhut weltweit ist. „Für ihr Alter geht es ihr gut“, sagt Zoo-Direktorin Barbara Jantschke. Zwar habe Targa Arthrose, sie halte sich aber ganz wacker.
Die ältesten Zootiere in Deutschland dürften zwei Aldabra-Riesenschildkröten aus dem Tierpark Hellabrunn in München sein: Sam und Eunjoe, je 157 Jahre alt.