Schauspielerin ohne Sommerpause
Den ganzen August verbrachte Claudia Plöckl auf der Bühne – in einer verführerischen Rolle
Für die Schauspielerin Claudia Plöckl war dieser August kurios: Fast überall in Deutschland befinden sich die Theater in der Sommerpause, sie allerdings stand den ganzen Monat auf der Bühne – jeden Tag ohne Unterbrechung. Aber das Angebot, das sie von der Komödie im Bayerischen Hof in München bekommen hat, war einfach zu verführerisch. In Woody Allens „Mittsommernachts-Sex-Komödie“spielt sie eine junge Krankenschwester, die Männern spielend leicht den Kopf verdreht: hier mit dem richtigen Augenaufschlag, dort mit der richtigen Pose im Badeanzug. So eine freizügige Frau hatte Plöckl bislang nicht gespielt.
Für die 31-jährige Schauspielerin war es also eine Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. Gleichzeitig aber, auch deshalb war dieses Angebot verführerisch, spielt Plöckl das erste Mal überhaupt als professionelle Schauspielerin in der Nähe ihrer Heimat – in Gablingen ist Plöckl aufgewachsen, im Jugendclub des Theaters Augsburg hat sie ihr Talent und gleichzeitig auch die Leidenschaft für diesen Beruf erlernt. Und nun endlich haben Freunde, Bekannte und Verwandte aus der Heimat die Möglichkeit, sie ohne große Anreise spielen zu sehen.
Es ist Donnerstagnachmittag, München, ein Café, nicht weit vom Theater entfernt. Plöckl ist mit dem Zug aus Augsburg gekommen, sie pendelt gerade täglich vom Elternhaus. 30 Mal hat sie diese Komödie hintereinander gespielt. Gleich geht es in die Maske – vor allem die Haare benötigen Zeit. Sie bekommt Locken fürs Stück. Man habe da jetzt endlich eine Methode gefunden, die einigermaßen schonend für ihre Haare sei.
Und dann erzählt sie, wie es dazu kam, dass sie sich für ein Leben als freischaffende Schauspielerin entschieden hat. Gleich nach ihrem Schauspielstudium in Rostock hatte sie ein festes Engagement am Staatstheater in Wiesbaden. Keine schlechte Adresse. Aber nach drei Jahren im Haus spürte sie, dass etwas Neues kommen muss. „Ich wollte mehr Zeit fürs Filmen“, sagt sie. Seitdem, also seit fünf Jahren, arbeitet Plöckl als Gast von Engagement zu Engagement – in Wiesbaden, am Staatstheater in Braunschweig, demnächst im Fritz Rémond Theater in Frankfurt am Main. Dort spielt sie übrigens wieder in einer Komödie mit, dort allerdings als Millionärstochter. „Wieder etwas Neues“, sagt sie.
Sie stand auch bei einigen Studenten-Projekten vor der Kamera. Gerade befindet sich Plöckl für eine Fernsehproduktion in Verhandlungen – aber das sei noch nicht spruchreif. Von Angst, dass sie irgendwann keine Engagements mehr findet, wird sie nur gelegentlich wie jeder andere Schauspieler auch geplagt. Ihr Generalrezept dagegen lautet: „Man muss positiv bleiben und dranbleiben.“
Das Leben von Gast- zu Gastvertrag störe sie nicht, auch nicht, sich immer wieder in einem neuen Ensemble einzufinden. „Das geht schnell.“Im Augenblick stellt sich Plöckl nicht aufs Kennenlernen, sondern schon wieder aufs Abschiednehmen ein. Nur noch neun Vorstellungen, also neun Tage, dann spielt sie zum letzten Mal die Krankenschwester Dulcy Ford. „Da ist man schon ein wenig traurig“, erzählt Plöckl. „Aber irgendwann trifft man sich wieder in diesem Beruf.“
OTermine Claudia Plöckl ist noch bis zum 9. September in der Komödie im Bayerischen Hof in Woody Allens „Mitt sommernachts Sex Komödie“zu se hen. Beginn ist um 19.30 Uhr (außer Sonntag, dann 18 Uhr). Karten gibt es unter der Telefonnummer 089/292810.