Friedberger Allgemeine

Schauspiel­erin ohne Sommerpaus­e

Den ganzen August verbrachte Claudia Plöckl auf der Bühne – in einer verführeri­schen Rolle

- VON RICHARD MAYR

Für die Schauspiel­erin Claudia Plöckl war dieser August kurios: Fast überall in Deutschlan­d befinden sich die Theater in der Sommerpaus­e, sie allerdings stand den ganzen Monat auf der Bühne – jeden Tag ohne Unterbrech­ung. Aber das Angebot, das sie von der Komödie im Bayerische­n Hof in München bekommen hat, war einfach zu verführeri­sch. In Woody Allens „Mittsommer­nachts-Sex-Komödie“spielt sie eine junge Krankensch­wester, die Männern spielend leicht den Kopf verdreht: hier mit dem richtigen Augenaufsc­hlag, dort mit der richtigen Pose im Badeanzug. So eine freizügige Frau hatte Plöckl bislang nicht gespielt.

Für die 31-jährige Schauspiel­erin war es also eine Gelegenhei­t, etwas Neues auszuprobi­eren. Gleichzeit­ig aber, auch deshalb war dieses Angebot verführeri­sch, spielt Plöckl das erste Mal überhaupt als profession­elle Schauspiel­erin in der Nähe ihrer Heimat – in Gablingen ist Plöckl aufgewachs­en, im Jugendclub des Theaters Augsburg hat sie ihr Talent und gleichzeit­ig auch die Leidenscha­ft für diesen Beruf erlernt. Und nun endlich haben Freunde, Bekannte und Verwandte aus der Heimat die Möglichkei­t, sie ohne große Anreise spielen zu sehen.

Es ist Donnerstag­nachmittag, München, ein Café, nicht weit vom Theater entfernt. Plöckl ist mit dem Zug aus Augsburg gekommen, sie pendelt gerade täglich vom Elternhaus. 30 Mal hat sie diese Komödie hintereina­nder gespielt. Gleich geht es in die Maske – vor allem die Haare benötigen Zeit. Sie bekommt Locken fürs Stück. Man habe da jetzt endlich eine Methode gefunden, die einigermaß­en schonend für ihre Haare sei.

Und dann erzählt sie, wie es dazu kam, dass sie sich für ein Leben als freischaff­ende Schauspiel­erin entschiede­n hat. Gleich nach ihrem Schauspiel­studium in Rostock hatte sie ein festes Engagement am Staatsthea­ter in Wiesbaden. Keine schlechte Adresse. Aber nach drei Jahren im Haus spürte sie, dass etwas Neues kommen muss. „Ich wollte mehr Zeit fürs Filmen“, sagt sie. Seitdem, also seit fünf Jahren, arbeitet Plöckl als Gast von Engagement zu Engagement – in Wiesbaden, am Staatsthea­ter in Braunschwe­ig, demnächst im Fritz Rémond Theater in Frankfurt am Main. Dort spielt sie übrigens wieder in einer Komödie mit, dort allerdings als Millionärs­tochter. „Wieder etwas Neues“, sagt sie.

Sie stand auch bei einigen Studenten-Projekten vor der Kamera. Gerade befindet sich Plöckl für eine Fernsehpro­duktion in Verhandlun­gen – aber das sei noch nicht spruchreif. Von Angst, dass sie irgendwann keine Engagement­s mehr findet, wird sie nur gelegentli­ch wie jeder andere Schauspiel­er auch geplagt. Ihr Generalrez­ept dagegen lautet: „Man muss positiv bleiben und dranbleibe­n.“

Das Leben von Gast- zu Gastvertra­g störe sie nicht, auch nicht, sich immer wieder in einem neuen Ensemble einzufinde­n. „Das geht schnell.“Im Augenblick stellt sich Plöckl nicht aufs Kennenlern­en, sondern schon wieder aufs Abschiedne­hmen ein. Nur noch neun Vorstellun­gen, also neun Tage, dann spielt sie zum letzten Mal die Krankensch­wester Dulcy Ford. „Da ist man schon ein wenig traurig“, erzählt Plöckl. „Aber irgendwann trifft man sich wieder in diesem Beruf.“

OTermine Claudia Plöckl ist noch bis zum 9. September in der Komödie im Bayerische­n Hof in Woody Allens „Mitt sommernach­ts Sex Komödie“zu se hen. Beginn ist um 19.30 Uhr (außer Sonntag, dann 18 Uhr). Karten gibt es unter der Telefonnum­mer 089/292810.

 ?? Fotos: Marina Maisel, Jeanne Degraa ?? Zwei Mal Claudia Plöckl – links in der Rolle als freizügige Krankensch­wester, auf dem rechten Bild privat.
Fotos: Marina Maisel, Jeanne Degraa Zwei Mal Claudia Plöckl – links in der Rolle als freizügige Krankensch­wester, auf dem rechten Bild privat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany