So läuft es in der neuen Plärrer Hütte
Er wusste, dass es ein Kraftakt wird: Der neue Festwirt Helmut Wiedemann ist mit dem Start seiner „Doppelbock“-Alm zufrieden. Dass vorab nicht alle von seinem Konzept überzeugt waren, dient ihm als Ansporn
Er bekommt nur wenig Schlaf ab in diesen Tagen. Ein paar Stunden, sagt er, das muss reichen. Seine Stimme ist auch schon etwas angeschlagen. Helmut Wiedemann ist der Chef der neuen „Doppelbock“-Alm auf dem Plärrer. Erstmals stehen dort nicht nur Festzelte, sondern mit der Alm auch eine komplett aus Holz konstruierte Hütte, in der gefeiert werden kann. Acht Wochen war Helmut Wiedemann, 55, fast jeden Tag zum Aufbauen auf dem Festgelände. Jetzt trägt er Lederhose und Trachtenhemd. Er gehört jetzt zum kleinen Kreis der Festwirte auf dem Plärrer.
Nach den ersten acht Tagen fällt seine Bilanz, wie er sagt, zufriedenstellend aus. Am ersten Abend, als der Augsburger Sänger Michael Rauscher (Finalist der RTL-Show „DSDS“) auftrat, war die Hütte voll. Und für das zweite Wochenende sind allle Plätze reserviert. Unter der Woche dagegen könnte es noch voller werden. Helmut Wiedemann sagt: „Von den Besuchern bekomme ich sehr positive Rückmeldungen. Das ist mir wichtiger, als dass es jeden Abend komplett voll ist hier.“
Dass ein Einstieg als Wirt auf dem Plärrer ein Kraftakt würde, das war Helmut Wiedemann ohnehin klar. Die Kosten sind hoch, unter anderem die Miete der Holzhütte. Das mit der überschaubaren Zahl von rund 450 Sitzplätzen wieder reinzuholen, ist nicht einfach. Er mache es aus Leidenschaft, sagt Helmut Wiedemann. Seit Jahren betreibt er in der Vorweihnachtszeit bereits das „Winterland“vor der City-Galerie. Dort gibt es unter anderem eine künstliche Eislaufbahn und eine Hütte, in der gefeiert wird.
Der Plärrer, sagt er, sei aber eine andere Hausnummer. Auch deshalb, weil er den Anspruch hat, gehobenes Essen anzubieten. Dazu arbeitet er mit der Metzgerei Schmid aus Wortelstetten (Kreis Dillingen) zusammen. Eine Besonderheit auf dem Volksfest: Wer vorab für eine Gruppe Plätze reserviert, kann auch ein Drei-Gänge-Menü buchen. Bei den Reservierungen ist der „Dop- ohnehin strenger als die beiden großen Zelte auf dem Plärrer. Wer einen Tisch reservieren will, muss auch einen Mindestverzehr bezahlen. Er liegt, je nach Uhrzeit und Lage des Tisches, zwischen 20 und 52 Euro pro Person.
Das gastronomische Angebot auf dem Plärrer ist in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Neben den größeren Zelten haben sich auch die kleineren Stände fortentwickelt. Der Schausteller Heino Steinker hat mit seiner Frau Gaby aus einem Imbiss einen rustikalen Biergarten gemacht – das „Almdorf“. Seit diesem Herbstplärrer gibt es dort auch ein kleines, gegen Wind und Wetter geschütztes Stüberl mit einer Aussichtsterrasse darüber. Andere Imbissstände bieten inzwischen ebenfalls überdachte Plätze. Bei der Stadt unterstützt man die Entwicklung. Die Besucher seien anspruchsvoller geworden, heißt es im Marktamt, dem müsse man Rechnung tragen.
Der Erste, der auf dem Plärrer mit einer „Alm“präsent war, ist Szenegastronom Harry Winderl. Seit dem Jahr 2006 managt er die Almbar im „Schaller“-Zelt. Die Bar wurde zu einem Erfolg. Sie zog auch Menschen an, die zuvor schon länger nicht mehr das Volksfest bepelbock“-Wirt sucht hatten. Harry Winderl war es auch, der im Außenbereich der Bar den Boden mit Holzhackschnitzeln befüllte. Heute gibt es Hackschnitzel auch im Biergarten der „Doppelbock“-Alm und beim Bierkarussell, das vor einigen Jahren ebenfalls neu auf das Volksfest kam. Harry Winderl macht keinen Hehl daraus, dass er die Ausbreitung des „Alm“-Konzepts auf dem Fest skeptisch sieht. Das sei „nicht förderlich“. Allerdings: Nach den ersten Tagen des Herbstplärrers sieht er keinen Anlass, um zu klagen. „Wir sind zufrieden, der Besuch ist gut“, sagt er.
Ob die „Doppelbock“-Alm auch zu einer Plärrer-Institution wird? Wenn es nach Helmut Wiedemann geht, dann ja. Was ihn freut: Er habe Gäste, erzählt er, die schon länger nicht mehr auf dem Plärrer waren. Sie kennen sein „Winterland“und kamen deshalb. Weil einige Stadträte seine Bewerbung für den Plärrer aber vorab skeptisch sahen, hat er zunächst nur den Zuschlag für zwei Feste bekommen. Das ist ein Problem, sagt er, weil ihm Planungssicherheit fehlt. Er muss die Hütte mieten, ein Kauf wäre ein Wagnis.
Trotz allem habe er die Herausforderung annehmen wollen, sagt er. Nach dem Herbstplärrer werde er Bilanz ziehen und entscheiden, wie es weitergeht. Bis dahin wird erst mal weiter gefeiert – und Helmut Wiedemann muss wohl noch auf einiges an Schlaf verzichten.
OÖffnungszeiten Auf dem Plärrer wird am Samstag von 10.30 bis 23.30 Uhr gefeiert. Am Sonntag ist das Fest geöffnet von 10.30 bis 23 Uhr.