Und plötzlich sind die Mohren aus dem Hotel Logo weg
Das Steigenberger hat seine Werbung verändert. Das liegt laut Direktor aber nicht an der aktuellen Diskussion
Hat das Augsburger SteigenbergerHotel auf die Debatte um seinen Namen reagiert? Auf seiner Internetseite wirbt das Haus seit Kurzem mit einem Logo, das auf die stilisierte Darstellung der drei Mohren verzichtet. Amnesty International (AI) wertet dies als einen „ersten positiven Schritt“in einer seit Tagen laufenden Diskussion. Hotel-Direktor Theodor Gandenheimer dagegen betont: „Mit der Diskussion um unseren Namen hat die Verwendung des Logos nichts zu tun.“
Wie berichtet, hat die Augsburger AI-Jugendgruppe eine OnlinePetition für eine Umbenennung des Hotels gestartet. Der Begriff „Mohr“habe seinen Ursprung in der kolonialen Vergangenheit und wurde „zur Abwertung und Herabstufung schwarzer Menschen“verwendet. Er sei als rassistisch einzustufen. Die Jugendlichen schlagen vor, das Haus solle künftig nur als „Steigenberger Hotel“firmieren – oder sich zum Beispiel in „Drei Möhren“umbenennen.“
In den ersten eineinhalb Monaten mobilisierte die Petition knapp über 400 Unterstützer; bis zum Ablauf in zehn Monaten sollen es 2300 werden. Doch das Thema wird über die Stadtgrenzen hinaus diskutiert. Die Meinungen gehen auseinander: Von der Frage, ob eine solche Organisation keine drängenderen Probleme habe, bis zur Feststellung, dass es an der Zeit war für eine Sensibilisierung, ist jede Haltung vertreten.
Amnesty International freut sich über die Aufmerksamkeit, vermisst jedoch eine konstruktive Diskussion: Sobald Rassismus auch nur angesprochen wird, verschließt sich das meist weiße Gegenüber. Man wolle nicht über Rassismus sprechen, sondern wehre sich gegen den Vorwurf des Rassismus, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Engagement „ihrer“Jugendlichen unterstützt die Organisation: „Wir Älteren sind megastolz auf sie.“
Beim Steigenberger-Hotel sieht man die Sache anders: Die Debatte habe das Management intensiv beschäftigt, sagen Mitarbeiter. Man müsse sich aber darauf konzentrieren, „das Haus zu führen“. Eine Umbenennung lehnt die Steigenberger-Gruppe ab und begründet dies mit der Legende eines Besuchs dreier abessinischer Mönche, die dem Hotel vor über 500 Jahren seinen Namen gaben. Hotel-Direktor Theodor Gandenheimer bekräftigt dies: „Natürlich kann man Traditionen zur Diskussion stellen. Unser Haus jedoch steht zu seinem Namen“, sagte er auf AZ-Nachfrage.
Gandenheimer geht noch weiter: Dass auf der Internetseite des Hotels nun ein Logo ohne die Köpfe der Mohren zu sehen ist, habe nichts mit Amnesty International zu tun. „Wir haben aus Layoutgründen verschiedene Logos zur Verfügung, die wir alle verwenden“, sagt er. In anderem Kontext sind die Mohren weiterhin zu sehen: Sie finden sich als Zierstickerei auf hauseigenen Bademänteln, sie sind auf die gläsernen Eingangstüren geätzt, sie schmücken die Kopfenden der Hotelbetten. Im Foyer sind zudem die historischen Büsten der drei abessinischen Mönche aufgehängt. „Es handelt sich aber um Kopien, da die Originale so wertvoll sind, dass wir sie ersetzt haben“, so Gandenheimer. Sowohl diese Büsten als auch die drei Figuren an der Außenfassade sollen auch künftig dort bleiben. sagt Gandenheimer. Er befindet sich derzeit in Urlaub, gab gestern aber doch eine Stellungnahme ab.
Zuletzt hatte sich die Augsburger Hotelleitung mit Stellungnahmen zurückgehalten. Da das Haus zur Steigenberger-Gruppe gehört, wurde stets an die Frankfurter Zentrale verwiesen. Dort wundert man sich über die Augsburger Debatte. Die drei Mohren, heißt es, stünden für Toleranz und Gastfreundschaft.