Friedberger Allgemeine

Und plötzlich sind die Mohren aus dem Hotel Logo weg

Das Steigenber­ger hat seine Werbung verändert. Das liegt laut Direktor aber nicht an der aktuellen Diskussion

- VON NICOLE PRESTLE

Hat das Augsburger Steigenber­gerHotel auf die Debatte um seinen Namen reagiert? Auf seiner Internetse­ite wirbt das Haus seit Kurzem mit einem Logo, das auf die stilisiert­e Darstellun­g der drei Mohren verzichtet. Amnesty Internatio­nal (AI) wertet dies als einen „ersten positiven Schritt“in einer seit Tagen laufenden Diskussion. Hotel-Direktor Theodor Gandenheim­er dagegen betont: „Mit der Diskussion um unseren Namen hat die Verwendung des Logos nichts zu tun.“

Wie berichtet, hat die Augsburger AI-Jugendgrup­pe eine OnlinePeti­tion für eine Umbenennun­g des Hotels gestartet. Der Begriff „Mohr“habe seinen Ursprung in der kolonialen Vergangenh­eit und wurde „zur Abwertung und Herabstufu­ng schwarzer Menschen“verwendet. Er sei als rassistisc­h einzustufe­n. Die Jugendlich­en schlagen vor, das Haus solle künftig nur als „Steigenber­ger Hotel“firmieren – oder sich zum Beispiel in „Drei Möhren“umbenennen.“

In den ersten eineinhalb Monaten mobilisier­te die Petition knapp über 400 Unterstütz­er; bis zum Ablauf in zehn Monaten sollen es 2300 werden. Doch das Thema wird über die Stadtgrenz­en hinaus diskutiert. Die Meinungen gehen auseinande­r: Von der Frage, ob eine solche Organisati­on keine drängender­en Probleme habe, bis zur Feststellu­ng, dass es an der Zeit war für eine Sensibilis­ierung, ist jede Haltung vertreten.

Amnesty Internatio­nal freut sich über die Aufmerksam­keit, vermisst jedoch eine konstrukti­ve Diskussion: Sobald Rassismus auch nur angesproch­en wird, verschließ­t sich das meist weiße Gegenüber. Man wolle nicht über Rassismus sprechen, sondern wehre sich gegen den Vorwurf des Rassismus, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Das Engagement „ihrer“Jugendlich­en unterstütz­t die Organisati­on: „Wir Älteren sind megastolz auf sie.“

Beim Steigenber­ger-Hotel sieht man die Sache anders: Die Debatte habe das Management intensiv beschäftig­t, sagen Mitarbeite­r. Man müsse sich aber darauf konzentrie­ren, „das Haus zu führen“. Eine Umbenennun­g lehnt die Steigenber­ger-Gruppe ab und begründet dies mit der Legende eines Besuchs dreier abessinisc­her Mönche, die dem Hotel vor über 500 Jahren seinen Namen gaben. Hotel-Direktor Theodor Gandenheim­er bekräftigt dies: „Natürlich kann man Traditione­n zur Diskussion stellen. Unser Haus jedoch steht zu seinem Namen“, sagte er auf AZ-Nachfrage.

Gandenheim­er geht noch weiter: Dass auf der Internetse­ite des Hotels nun ein Logo ohne die Köpfe der Mohren zu sehen ist, habe nichts mit Amnesty Internatio­nal zu tun. „Wir haben aus Layoutgrün­den verschiede­ne Logos zur Verfügung, die wir alle verwenden“, sagt er. In anderem Kontext sind die Mohren weiterhin zu sehen: Sie finden sich als Ziersticke­rei auf hauseigene­n Bademäntel­n, sie sind auf die gläsernen Eingangstü­ren geätzt, sie schmücken die Kopfenden der Hotelbette­n. Im Foyer sind zudem die historisch­en Büsten der drei abessinisc­hen Mönche aufgehängt. „Es handelt sich aber um Kopien, da die Originale so wertvoll sind, dass wir sie ersetzt haben“, so Gandenheim­er. Sowohl diese Büsten als auch die drei Figuren an der Außenfassa­de sollen auch künftig dort bleiben. sagt Gandenheim­er. Er befindet sich derzeit in Urlaub, gab gestern aber doch eine Stellungna­hme ab.

Zuletzt hatte sich die Augsburger Hotelleitu­ng mit Stellungna­hmen zurückgeha­lten. Da das Haus zur Steigenber­ger-Gruppe gehört, wurde stets an die Frankfurte­r Zentrale verwiesen. Dort wundert man sich über die Augsburger Debatte. Die drei Mohren, heißt es, stünden für Toleranz und Gastfreund­schaft.

 ??  ?? Das Steigenber­ger Logo mit den stilisiert­en Köpfen der Mohren und ohne. Aktuell wird im Internet das rechte verwendet.
Das Steigenber­ger Logo mit den stilisiert­en Köpfen der Mohren und ohne. Aktuell wird im Internet das rechte verwendet.
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