Friedberger Allgemeine

Seehofers Liebeserkl­ärung an Laimering

Der Bundesinne­nminister spricht im Festzelt vor 2000 Menschen. Er lobt den aktiven Burschenve­rein – und nimmt zu den Geschehnis­sen in Chemnitz Stellung

- VON MAREIKE KÖNIG UND UTE KROGULL

Laimering Wenn der deutsche Innenminis­ter mal ein paar Stunden Abstand von der Berliner Politik braucht, dann kommt er in die bayerische Heimat. Oder, wie er sagt: ins gelobte Land. Böllerschü­sse zur Begrüßung, ein Spalier aus Burschen und Festdamen. Vor dem blauen Himmel das weiße Festzelt. Der Wind bauscht die weiß-blauen Fahnen. Nach Begrüßung und Brotzeit spricht Seehofer beim politische­n Abend des Laimeringe­r Burschenve­reins nicht nur über seine Lieblingst­hemen. Er macht Laimering fast eine Liebeserkl­ärung: „Ihr behandelt mich besser als Angela Merkel.“Der Auftritt habe ihm gutgetan, wird es später aus CSU-Kreisen heißen. Seehofer ist da schon wieder in seinen schwarzen Audi gestiegen. Zwei Stunden Wohlfühlpr­ogramm, das muss reichen für einen Innenminis­ter.

Die 50 aktiven Burschen und ihre Helfer hatten den Abend akkurat durchgetak­tet. Brauereich­ef Leopold Schwarz (Schwarzbrä­u) lobt, kaum ein Verein sei so gut organisier­t wie dieser. Ein paar Minuten vor dem offizielle­n Beginn zieht sich Dasings Bürgermeis­ter Erich Nagl die Schürze über. Drei Schläge, dann läuft das Bier. 15 Minuten später stellen sich Burschen und Fest- zum Spalier auf. Der Besuch ist für die Laimeringe­r nur der erste Höhepunkt ihres Festes: 70 Jahre Burschenve­rein.

Ein paar Minuten darf Seehofer nach seiner Ankunft seinen Brotzeitte­ller genießen. Dann wird er vom Landtagsab­geordneten Peter Tomaschko auf die Bühne gebeten. „Wenn jemand so ein Fest auf die Beine stellt: Ich erhebe euch die nächsten vier Tage zur Stadt Laimering“, sagt der Innenminis­ter. Der ganze Burschenti­sch springt auf und jubelt. Das Zelt lacht. Seehofer schaut zufrieden. Der Dasinger Ortsteil hat 563 Einwohner. „Deutschlan­d geht es gut, Bayern geht es besser und Laimering am besten“, schiebt Seehofer nach. Die Burschen, die sich für Brauchtum und Tradition einsetzten, seien „Patrioten der Heimat“.

Mit seiner Rede trifft Seehofer den Nerv der Besucher. Er spricht über Heimat, lobt die Arbeit der Polizei und fordert einen härteren Umgang mit Asylsuchen­den, die straffälli­g geworden sind. Auch zu den Geschehnis­sen in Chemnitz nimmt er Stellung. Er hatte in den Tagen zuvor Kritik einstecken müssen, weil er sich als Bundesinne­nminister mit Aussagen über die Übergriffe zurückgeha­lten hatte. In Laimering sagt er: „Wir müssen zuallerers­t das brutale Tötungsdel­ikt verurteile­n.“Er könne die Empörung in der Bedamen völkerung verstehen, und es sei nicht jeder rechtsradi­kal, der Angst äußert. „Wir dürfen aber nie tolerieren, dass Sorgen und Ängste als Vorwand dienen, Gewalt auszuüben.“

Die 2000 Besucher applaudier­en viel, teilweise gibt es Jubel. Gegen Ende bricht Seehofers Stimme vor Heiserkeit. Menschen, die ihn schon länger kennen, sagen, das passiere dem 69-Jährigen oft.

Als Gastgesche­nk übergibt Wendelin Röhrle aus Lindl ein Holzkreuz. Selbst gefertigt von dem 90-jährigen Zimmerer. „Grüß Gott, Vergelt’s Gott und Pfüa Gott“, das gehöre zur Heimat dazu, hatte Seehofer in seiner Rede betont.

Manfred Losinger, stellvertr­etender Landrat und Parteikoll­ege, lobt Seehofer als begabten Bierzelt-Redner: „Das war ein guter Spagat zwischen Unterhaltu­ng und Politik.“Neben dem Auftritt von Ministerpr­äsident Markus Söder auf dem Aichacher Volksfest vor 2500 Besuchern ist es die zweite große Wahlkampfv­eranstaltu­ng der Christsozi­alen im Landkreis. Tomaschko stimmt sie trotz schlechter Umfragewer­te für die CSU hoffnungsf­roh: „Es ist ja noch Zeit bis zur Landtagswa­hl.“Auch die Besucher zeigen sich zufrieden. „Man merkt, der ist einfach einer von uns“, sagt Cecilia Gammel. Eine andere Besucherin findet: „Man versteht jetzt besser, warum Seehofer manche Sachen macht oder sagt.“

Die Burschen selbst wollen ihr Fest nicht kommentier­en. Schirmherr Johannes Ankner aber, dessen g’standene Burschen-Hymne im Festzelt immer wieder gespielt wird, urteilt am Ende, als Seehofer sich geduldig mit allen fotografie­ren lässt: „Passt, oder?“Für die Burschen ist der politische Abend auch nur der Auftakt. Bis zur Fahnenweih­e am Sonntag absolviere­n die Laimeringe­r einen Feiermarat­hon. » Eine Bildergale­rie von dem Besuch gibt es bei uns im Internet unter friedberge­r allgemeine.de/friedberg

Friedberg/Merching/Kissing Mit Kriegshabe­r (12 Punkte), TSV Pfersee (6), Öz Akdeniz und Kissinger SC II (beide 5) sind noch vier Clubs ungeschlag­en. Und mit einem Sieg in Pfersee wollen die Kissinger Reserviste­n weiter mit dabei bleiben. Der SV Ottmaring hat Heimrecht gegen Öz und will die Wende zum Besseren einleiten. Der TSV Merching gastiert in Stadtberge­n, während der FC Stätzling II beim Schlusslic­ht Türkspor II auf die ersten Punkte hofft.

● TSV Pfersee – Kissinger SC II Da wird Pfeffer drin sein. Denn die Gastgeber sind nicht nur der große Favorit für die Meistersch­aft, sondern sie wollen sich dafür revanchier­en, dass im letzten Spiel der vergangene­n Saison der KSC II mit 1:0 drei Punkte entführte und ihnen damit den Aufstieg vermasselt­e. Auch diesmal gehen die Trainer Bastian Bregulla und Stefan Scheurer davon aus, dass „wir mit unser jungen Truppe etwas mitnehmen“. Im Tor steht voraussich­tlich wieder Alessandro Borrelli, der gleichzeit­ig am Wochenende seinen 18. Geburtstag feiert. Die gute Abwehr – Kissing kassierte erst ein Gegentor – könnte der Garant für einen überrasche­nden Erfolg werden. (Sonntag 15 Uhr).

● SV Ottmaring – Öz Akdeniz Ist der Bann beim SV Ottmaring nach dem Sieg beim SV Mesopotami­en gebrochen? Nicht nur Neutrainer Benni Lechner hofft, dass die Wende nach einer beispiello­sen Niederlage­nserie nun eingeleite­t ist. Das Heimspiel gegen Öz Akdeniz muss gewonnen werden. Die letzten drei Spiele gegen die türkische Elf haben die Ottmaringe­r allerdings verloren. (Sonntag 15 Uhr).

● TSG Stadtberge­n – TSV Merching Nach zwei Siegen sind die Merchinger „wieder bei den Leuten“. Auch diesmal in Stadtberge­n ist man zuversicht­lich, zumal man gegen diese Truppe keine schlechte Bilanz hat. Trainer Andreas Schaile war nach dem Sieg über Stätzling II recht zufrieden und die komplette Truppe um Spielführe­r Moritz Willis steht auch diesmal zur Verfügung (Sonntag 15 Uhr).

● Türkspor II – FC Stätzling II Das ist überrasche­nderweise ein „KellerDuel­l“, denn beide Clubs sind denkbar schlecht gestartet. Türkspor II liegt ohne Punkt und einem Torverhält­nis von 1:10 auf dem letzten Platz und die Stätzlinge­r als Kreisliga-Absteiger haben auch erst einen Zähler auf dem Konto. Die Partie bei Türkspor könnte zeigen, ob die Burschen um Neutrainer Hanna Toksoy heuer erneut Probleme bekommen könnten. (Sonntag 13 Uhr).

● Weiter spielen TJKV Augsburg – Schwaben II (Samstag, 15 Uhr); KSV Trenk – Mesopotami­en; Hammerschm­iede – Kriegshabe­r (beide Sonntag, 15 Uhr).

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Die Laimeringe­r Burschen und ihre Festdamen begrüßen Innenminis­ter Horst Seehofer. Für ihn sind sie echte „Patrioten der Heimat“.
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Für die vier Festtage erhebt der Innenminis­ter beim Eintrag ins Goldene Buch das 563 Einwohner Dorf zur Stadt.
 ??  ?? Erich Nagl beim Bieranstic­h. Rechts: Burschen Vorsitzend­er Sebastian Gutmann, links: Schirmherr Johannes Ankner.
Erich Nagl beim Bieranstic­h. Rechts: Burschen Vorsitzend­er Sebastian Gutmann, links: Schirmherr Johannes Ankner.

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