Friedberger Allgemeine

Weniger wäre vielleicht mehr

- VON SEBASTIAN RICHLY UND PETER KLEIST pkl@augsburger allgemeine.de

Aichach Friedberg Egal ob Landesliga oder B-Klasse. Die Bilder gleichen sich bei vielen Vereinen im Landkreis Aichach-Friedberg in diesen Tagen – auf den Ersatzbänk­en herrscht teilweise gähnende Leere. Und die Gründe sind immer die gleichen: Angeschlag­ene oder gar verletzte Spieler sowie den ein oder anderen Urlauber. Englische Wochen, wie bei den Profis, gibt es seit einigen Jahren auch in den untersten Klassen – auf Kreisebene gab es wie im Vorjahr gleich zu Beginn der Punktrunde einen Doppelspie­ltag. Selbst die Kicker in den B-Klassen mussten am Sonntag, 12. August, ran und kämpften drei Tage später bereits wieder um Punkte. Die Kadergröße­n wie in der Bundesliga gibt es im Wittelsbac­her Land aber nur selten.

Einen „absoluten Zusammenha­ng“zwischen den vielen Verletzung­en und der Überbelast­ung gerade zu Saisonbegi­nn stellt Merings Trainer Christian Cappek her. Gerade die Meringer werden ja im ersten Drittel dieser Saison vom Verletzung­spech erfolgt. Der ehemalige Profifußba­ller kann dabei auch profunde Vergleiche zwischen dem Profi- und dem Amateurber­eich ziehen. „Ich denke, ich kann das aus der Sicht der Profischie­ne bewerten. Als Profi kümmerst du dich um deinen Körper und du wirst natürlich auch optimal betreut – dem harten Training folgt immer eine Regenratio­nsphase mit Ruhe und Massage“, erklärte Cappek.

Im Amateurber­eich sei das wesentlich schwierige­r, schließlic­h gehe das Gros der Spieler ja einem Beruf nach, viele müssten auch körperlich arbeiten. „Wenn du acht Stunden in Sicherheit­sschuhen am Arbeitspla­tz stehst, dann am Abend noch hart trainierst und womöglich dann spät noch etwas isst, ist das eben nicht optimal – und die Hitze macht das Ganze nicht leichter“, meinte Cappek. „Und welcher Verein hat schon Sauna, Eistonne oder einen Physio, der rund um die Uhr für die Spieler da sein kann“, fragte er. Für ihn hat auch der Verband eine Mitschuld an der Überbelast­ung der Amateure. „Die Sommerpaus­e ist viel zu kurz, die Saison startet viel zu früh. Wenn du beispielsw­eise Relegation spielst, dann hast du zwischen dem letzten Spiel und dem ersten Training vielleicht mal zwei Wochen Ruhe, das ist einfach zu wenig. Das sollten vier, besser sechs Wochen sein“, erklärte der

HPETER KLEIST ört man sich bei den Amateurkic­kern im Landkreis um, dann wird allerorten geklagt: Viele Verletzte, viele Urlauber. Der Grund liegt fast auf der Hand: Überbelast­ung, Doppelspie­ltag zum Saisonstar­t in den unteren Klassen, englische Wochen am Stück – manchmal sind selbst Profis nicht so häufig in kurzer Zeit gefordert.

Seit Jahren beginnt die Saison auf Landes- und Bezirksebe­ne immer früher. Die Sommerpaus­e dauert für Vereine, die beispielsw­eise in die Relegation­sspiele zu den Bezirksbzw. Landeslige­n dürfen oder müssen, gerade mal zwei Wochen. Zu wenig, um richtig regenerier­en zu können.

Die Saison beginnt nicht nur immer früher, sie hört auch immer früher im Jahr auf. Wenn es in die Winterpaus­e geht, sind oft fast zwei Drittel der Saison schon gespielt – im Frühjahr noch entscheide­nd Boden gut machen zu können, ist oft schwierig.

Ob das sein muss? Eine schwierig zu beantworte­nde Frage. Oft werden die Wochenende­n Ende November Anfang Dezember für Nachholspi­eltage freigehalt­en, was in der Vergangenh­eit oft nicht nötig war. Vielleicht wäre es besser, statt der Doppelspie­ltage im August und Anfang Oktober einfach im Sommer später anzufangen und im Herbst später aufzuhören. Das würde den Saisonbegi­nn sicher ent-zerren und helfen, Überlastun­gen zu vermeiden.

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