„Google will die Medizin revolutionieren“
Thomas Schulz ging als Spiegel-Reporter lange bei Google ein und aus. Zum 20. Jubiläum spricht er über die Unternehmenskultur, neue Geschäftsfelder und den eher ungewöhnlichen Konzernchef Larry Page
Herr Schulz, Sie haben viele Jahre im Silicon Valley gearbeitet und sind als Reporter sechs Monate lang bei Google ein- und ausgegangen. Wie schwer ist es, an den Konzern heranzukommen? Thomas Schulz: Wenn man einmal Teil des Ökosystems Silicon Valley ist, dann ist das gar nicht so kompliziert. Mit Ausnahme von Apple öffnen die meisten Konzerne dort die Türen sehr weit für Journalisten. Bei Google gibt es ein- bis zweimal in der Woche Hintergrundgespräche, in denen dann zum Beispiel Ingenieure erklären, an welchen Algorithmen sie gerade arbeiten. fühl und die Transparenz zwischen Führungsebene und Mitarbeitern zu wahren. Jeden Freitag stehen die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin zum Beispiel allen Mitarbeitern in der Cafeteria Rede und Antwort. Aber natürlich wird der Konzern immer größer. Am Ende knirscht es bei zehntausenden Mitarbeitern auch mal schneller als in einem kleinen Start-up. schine finanziert. Damit verdient Google beziehungsweise der Mutterkonzern Alphabet immer noch zu 80 Prozent sein Geld. Das Unternehmen hat Milliarden Dollar auf Bank-Konten liegen. Da kann man also schnell was Neues ausprobieren. Es ist ja genug Geld da.
In Ihrem neuen Buch „Zukunftsmedizin“beschäftigen Sie sich damit, wie Google und andere Firmen Krankheiten besiegen wollen. Warum interessiert sich das Silicon Valley so für die Gesundheitsbranche?
Schulz: Die Medizin hat sich durch die Digitalisierung extrem verändert. Und weil man im Silicon Valley alles Digitale besser beherrscht als im Rest der Welt, lag der Schritt nahe.
Wie könnte sich die Medizin durch Datenanalyse und Algorithmen wandeln? Schulz: Da gibt es ganz viele Beispiele. Eine Firma, die von Google mitfinanziert wird, arbeitet zum Beispiel an einem Krebs-Früherkennungstest. Man weiß, dass Tumore ganz früh DNA-Bestandteile ins Blut absondern. Untersucht man das Blut einmal im Jahr gezielt, lässt sich die Erkrankung viel zeitiger erkennen und umso besser behandeln.
Wann könnte ein solcher Test marktreif sein?
Schulz: Aktuell läuft die Erprobungsphase. Das Einzige, was man mit großer Sicherheit sagen kann, ist, dass es viel schneller gehen wird, als wir es erwarten.