Eine kurze Geschichte von Google und Alphabet
Was bedeutet das für die Unternehmenskultur?
Schulz: Es wird generell sehr viel gearbeitet. Gleichzeitig habe ich noch nie so viele Mitarbeiter getroffen, die derart gut gelaunt ins Büro gegangen sind. Viele haben das Gefühl, etwas zu machen, das Bedeutung hat. Und natürlich gibt es da all diese Kleinigkeiten: eine eigene Bowlingbahn etwa oder ein Beachvolleyballfeld.
Das klingt, als sei Google noch immer ein Start-up, das nur sehr schnell sehr groß geworden ist.
Schulz: Der Konzern versucht tatsächlich aktiv, dieses Start-up-Ge-
Was treibt Page an?
Schulz: Heute geht es ihm meiner Meinung nach hauptsächlich darum, sich als eine der ganz großen Persönlichkeiten der Menschheit in den Geschichtsbüchern zu verewigen – und zwar mit so vielen Punkten wie möglich. Denn Google ist vom Selbstverständnis her längst nicht mehr nur eine Suchmaschine, sondern ein Technologie-Konzern, der selbstfahrende Autos baut oder mit Algorithmen die Medizin revolutionieren will.
Wo kommt das Geld für diese Investitionen her?
Schulz: Das wird über die Suchma- ● Geschichte Internet Suchmaschi nen gab es schon vor Google. Aber es war der neue Ansatz der Gründer Larry Page und Sergey Brin, der Google schnell nach vorn brachte. Ihre Idee: Nicht ein redaktionell gepfleg ter Web Katalog sollte es sein, sondern eine smarte Suchmaschine. Die ers te Version programmierten Page und Brin ab 1996 noch zu Hause. Relativ schnell wurde sie in Google umbenannt – eine Anspielung auf das Wort „Googol“, die mathematische Bezeich nung für eine 1 mit 100 Nullen. Am 4. September 1998 wurde Google als Unternehmen registriert. Die Mission: Alle Informationen auf der Welt zu ordnen und für alle zugäng lich zu machen. Das Credo, das inzwi schen kaum noch Erwähnung findet: „Don’t be evil“– tu nichts Böses. Als erstes Büro suchten sich Page und Brin standesgemäß eine Garage im Herzen des Silicon Valley.
● Kritik Mit dem Prinzip Google ein her geht auch eine beispiellose An sammlung von Informationen in der Hand eines Unternehmens – und eine Marktmacht, die vor allem in Eu ropa verstärkt Aufseher auf den Plan ruft. Mit künstlicher Intelligenz, selbst fahrenden Autos und Gesundheits forschung wollen Google und die Kon zernmutter Alphabet außerdem bei vielen Zukunftstechnologien den Ton angeben. (dpa)
Die Konsequenz wäre aber, dass Menschen ihre Daten komplett preisgeben. Gerade, wenn es um die Gesundheit geht, ist das ziemlich umstritten. Schulz: Bei Google setzt man auf die Erkenntnis, dass dem Krebserkrankten im Zweifelsfall sein Wunsch zu überleben wichtiger ist als die Angst, dass seine Daten gehackt werden. Aber es stehen uns sicherlich noch große Diskussionen ins Haus. Denn solche Tests funktionieren nur mit persönlichen Daten, aber dafür fehlen uns derzeit noch die Gesetze.
Bleiben wir beim Datenschutz. Googeln Sie selbst heute noch so unbefangen wie vor Ihrer Zeit im Silicon Valley? Schulz: Nein, eigentlich nicht. Ich google zwar nicht weniger. Aber ich mache mir heute viel mehr bewusst, wo meine Daten landen. Thomas Schulz war ein Jahrzehnt als Spiegel Reporter in den USA. Von ihm stammt das Buch „Was Google wirklich will“.