Friedberger Allgemeine

Ein Glücksgrif­f

Jeffrey Gouweleeuw hat sich in Augsburg zu einem der besten Innenverte­idiger der Liga entwickelt. Davon profitiert auch sein Nebenmann Martin Hinteregge­r

- VON ROBERT GÖTZ

Stefan Reuter und Stephan Schwarz war schon Mitte 2015 bei der Gegner-Analyse für die Euro-LeagueSais­on klar, was sie da mit Jeffrey Gouweleeuw für einen Rohdiamant­en gefunden hatten. „Wir haben ihn zwangsläuf­ig sehr häufig gesehen, als wir uns auf die Euro League vorbereite­ten. Es war schon da sehr auffällig, dass er sehr stark im Spielaufba­u ist und ein gutes Auge hat“, erklärte der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg am vergangene­n Samstag.

Und bei den beiden Spielen gegen AZ Alkmaar machte der damals 24-jährige Innenverte­idiger trotz der beiden FCA-Siege (1:0 und 4:1) den Augsburger­n das Leben so schwer, dass der technische Direktor Schwarz und Reuter im Januar 2016 gleich zugriffen. In Belgrad hatte sich Jan-Ingwer Callsen-Bracker schwer verletzt, der FCA brauchte Ersatz, Alkmaar – in der Gruppenpha­se ausgeschie­den – das Geld. Und so wechselte Gouweleeuw für rund Millionen Euro nach Augsburg. Gut zweieinhal­b Jahre später ist längst klar: Der Wechsel war für beide Parteien ein Glücksgrif­f. Gouweleeuw, wenn auch immer wieder durch Verletzung­en zurückgewo­rfen, hat sich mit 27 Jahren zu einem der besten Innenverte­idiger der Liga entwickelt. Und der FCA hat einen sportliche­n Volltreffe­r geholt mit einer enormen Wertsteige­rung. Denn Gouweleeuw­s Marktwert liegt derzeit bei rund acht Millionen Euro, sein Vertrag läuft noch bis 2022.

Wie wichtig Gouweleeuw für den FCA ist, zeigte sich am Samstag beim 1:1 (1:0) gegen Borussia Mönchengla­dbach. „Das war sensatione­ll“, freute sich Reuter. „Wie er heute in der einen oder anderen brenzligen Situation mit dem nötigen Risiko die Gefahren entschärft hat und wie er dann anschiebt, war richtig gut.“Nicht nur mit seiner sensatione­llen Zweikampfq­uote von 90 Prozent brachte er die Gladbacher Stürmer zur Verzweiflu­ng. Er verhindert­e in der 17. Minute mit seiner Rettungsta­t auf der Linie gegen Johnson den frühen Ausgleich.

Seine Ruhe und seine Leistung färbt aber auch auf seine Mitspieler ab. Für Innenverte­idiger-Kollege Martin Hinteregge­r ist Gouweleeuw der ideale Partner. „Er ist ein genialer Typ. Und auf dem Spielfeld habe ich selten so einen cleveren Innenverte­idiger gesehen. Sein rechter Fuß ist hohe holländisc­he Schule. Ich kann noch viel lernen von ihm und ich bin froh, mit ihm zusammensp­ielen zu können.“

So viel Lob ist dem eher introverti­erten Niederländ­er fast schon peinlich. Viel lieber sprach er am Samstag über die gute Leistung seiner Mannschaft, die die Gladbacher gerade in der ersten Hälfte fast über das ganze Feld jagten und immer wieder pressten. „Gladbach wollte Fußball spielen und nicht gerne in die Zweikämpfe gehen. Sie haben sich oft beim Schiri ausgeweint. Das haben wir gut gemacht.“

Mit dem Ergebnis war er aber nicht zufrieden. „In der ersten Halbdrei zeit haben die vielleicht eine Chance, wo ich auf der Linie stehe. Wir müssen da das 2:0 machen, dann muss Gladbach noch mehr Risiko nehmen. Vier Punkte sind gut, aber es hätten sechs sein müssen.“

Dass Gladbach in der zweiten Halbzeit nach einer Ecke, also nach einer Standardsi­tuation, ausglich, schmeckte Gouweleeuw gar nicht. „Das darf nicht passieren.“

Er ist ehrgeizig, war einer der ersten FCA-Spieler, die nach dem Stotter-Ende der vergangene­n Saison darauf hinwiesen, dass mehr drin gewesen wäre. Gouweleeuw hat in dieser Saison mit dem FCA viel vor. „Wir müssen diese Leistung Woche für Woche auf den Platz bringen. Es ist nicht einfach, gegen uns zu spielen, wenn wir so spielen.“Mit 27 Jahren hat er noch einen großen Traum: einmal in der niederländ­ischen Nationalma­nnschaft stehen. Die Euro League wäre die ideale Plattform, um sich zu präsentier­en. Wie 2015 mit AZ Alkmaar, als der FCA auf ihn aufmerksam wurde.

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Foto: Christian Kolbert Jeffrey Gouweleeuw und sein rechter Fuß. Für Kollege Martin Hinteregge­r ist das hohe holländisc­he Schule.

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