Richtig was mit den Händen machen
Deshalb hat sich Hassan Ahmadi für eine Polsterer-Ausbildung entschieden / Serie (2)
Friedberg Dass Hassan Ahmadi heute als Polsterer bei der Firma Segmüller arbeitet, ist in erster Linie ein Zufall. Als der 26-Jährige, der gebürtig aus Afghanistan kommt, vor rund drei Jahren seinen Mittelschulabschluss in der Tasche hatte, probierte er verschiedene Berufe in Praktika aus: Koch, Elektroinstallateur – und dann eben Polsterer. Den Beruf hatte er eigentlich gar nicht auf dem Schirm. Ihm gefiel der Job: „Weil man so richtig mit den Händen arbeiten kann“, sagt Ahmadi.
Schablonen zeichnen, Stoffe zuschneiden, Schaumstoff formen, all das muss ein Polsterer können. Handwerklich begabt müsse man sein, um für die Ausbildung in Frage zu kommen, sagt Jürgen Jäger. Er ist Ausbildungsleiter bei der Firma Segmüller. Dazu müssten sich Polsterer gut räumlich vorstellen können, wie ihr Möbelstück in der Endfassung aussieht. Oder wie groß ein Stoff zugeschnitten werden muss, damit er auch nach dem Nähen noch auf das Gestell passt. Ahmadi begann über eine sogenannte Einstiegsqualifizierung seine Ausbildung. Normalerweise dauert es drei Jahre, bis ein angehender Polsterer seine Gesellenprüfung ablegen kann. Geflüchtete wie Hassan Ahmadi haben die Möglichkeit, das erste Ausbildungsjahr bei Bedarf zu wiederholen. Ahmadi musste von der Ausnahmeregelung keinen Gebrauch machen. Nach drei Jahren Ausbildung machte er im Juli seinen Abschluss. Inzwischen arbeitet er als fest angestellter Polsterer bei Segmüller. Der Job ist nichts für Langschläfer: Ab sechs Uhr wird in der Werkstatt geschnitten und getackert.
Die angehenden Polsterer arbeiten in einer Lehrwerkstatt und betreuen Kunden, die Produkte zur Reparatur bringen. Zum Unterricht fahren sie in die Berufsschule nach München. Zwar werden die Stoffe inzwischen meistens mit einer Maschine zugeschnitten. In der Ausbildung ist aber alles noch reine Handarbeit.
Wer sich für den Beruf interessiert, habe auch mit einem Mittelschulabschluss gute Chancen, genommen zu werden, sagt Jäger. „Viele wissen gar nicht, dass es den Job überhaupt gibt“, sagt er. Deshalb bewerben sich nur wenige. Dabei gebe es auch für Realschüler oder gar Abiturienten in dem Job Entwicklungsmöglichkeiten: Wer möchte, kann die Meisterschule besuchen oder mehr Verantwortung in der Produktion übernehmen.
Für Ahmadi war der Zufallstreffern jedenfalls ein Glücksfall. „Ich habe die richtige Entscheidung getroffen“, findet der 26-Jährige.
OFriedberger Jobbörse Samstag, 15. September, 9 bis 13 Uhr, Stadthalle