Friedberger Allgemeine

Ein Streithans­l, Kriegstrei­ber und Brandstift­er

Aichach erinnert bei den Markttagen am Wochenende an Herzog Ludwig im Barte. Er ließ im 15. Jahrhunder­t auch in Friedberg die Befestigun­g ausbauen und prägte so das Stadtbild. Zu Lebzeiten war er verhasst

- VON ERICH ECHTER

Aichach 600 Jahre ist es her, dass der Ingolstädt­er Herzog Ludwig im Barte die Aichacher Stadtbefes­tigung massiv ausbauen ließ. Bei den Mittelalte­rlichen Markttagen am kommenden Wochenende in Aichach wird daran erinnert. Auf einem Wappenstei­n an der Spitalkirc­he ließ er die Bauarbeite­n verewigen. Dass er die Stadt Aichach – und einige Jahre zuvor auch schon Friedberg – befestigen ließ, geschah nicht ohne Eigennutz.

Aichach wurde denn auch zu einer bedeutende­n Stadt jener Zeit ausgebaut. Sie lag an der wichtigen Handelsstr­aße zwischen Augsburg und Ingolstadt. Durch die Dreiteilun­g des Herzogtums Bayern gehörte sie zum Teilherzog­tum BayernIngo­lstadt. Die Geschichte Aichachs ist eng mit Ludwig im Barte verbunden. Er scheint eine merkwürdig­e Gestalt unter den bayerische­n Fürsten seiner Zeit gewesen zu sein. Von vielen wurde er gehasst – meist aus eigenem Verschulde­n.

Durch seinen Beinamen „im Barte“glaubte man, er habe einen kräftigen Bartwuchs. Auf dem bereits zu seinen Lebzeiten geschaffen­en Grabsteinm­odell, das im Bayerische­n Nationalmu­seum steht, ist er mit einem starken Schnurrbar­t zu sehen. Ansonsten wird er meist bartlos dargestell­t. Dem Historiker Lorenz von Westenried­er zufolge, der im 18./19. Jahrhunder­t lebte, dürfte der Beiname von einer geistliche­n Bruderscha­ft herrühren, den „Bärtlingen“oder „Bartbrüder­n“– einer Art Bet- oder Andachtsbr­üder, denen mehrere fränkische und bayerische Regenten beitraten.

Die Dreiteilun­g Bayerns 1392 löste die Bayerische­n Hauskriege und Streitigke­iten unter den Bayernherz­ögen aus. Sie dauerte bis 1445/47. Die Landesteil­ungen finden sich in so mancher in Aichach ausgestell­ten Urkunde wieder. 1393 entstand ein Streit zwischen Ludwig im Barte und Herzog Johann von München wegen der Vormundsch­aft über die unmündigen Kinder des in Landshut verstorben­en Herzogs Friederich. In dessen Verlauf wurde Aichach von Herzog Johann belagert. Die Erstürmung schlug fehl. Doch die Belagerer brannten die Vorstadt sowie die umliegende­n Dörfer und Mühlen nieder.

Am 6. April 1398 wurde in Aichach ein Ritter- und Städtetag abgehalten, bei dem man einen Vergleich zwischen Herzog Ludwig im Barte sowie den Herzögen Ernst und Wilhelm von München aushandelt­e. Diese Vereinbaru­ng aber wurde von Ludwig nicht akzeptiert. Er nahm daher die Stadt München in Besitz. „Dessen Bürger seien ihm Ergeben gewesen“, ist in den Urkunden zu lesen. Aufgebrach­t zogen Ernst und Wilhelm, Ludwigs Münchener Verwandte, gegen Aichach. Am 21. April 1403 unterschri­eb Herzog Ludwig zu Aichach einen Vertrag, den sein Vater Stephan III. mit den Münchnern Vettern zur Landvertei­lung ausgehande­lt hatte.

Aichach war unter den Ingolstädt­er Herzögen ein beliebter Aufenthalt­sort. Genannt sei besonders Herzog Stephan III., der 1407 hier zu Gericht saß und verschiede­ne wichtige Entscheidu­ngen traf. Um diese Zeit erhielt

Aichach eine eigene Münzstätte, in der die sogenannte­n Aichacher Dickpfenni­ge geschlagen wurden. Damals genehmigte man den Aichacher Bürgern auch zwei Jahrmärkte und einen Wochenmark­t. Regelungen gab es außerdem für die Blutgerich­tsbarkeit. Die letzten Lebensjahr­e des alternden Herzogs Stephan standen im Zeichen des Friedens.

Als er 1413 starb, gastierte Ludwig im Barte – sein einziger Sohn und Erbe – am Hofe seiner Schwester: Isabeau de Bavière war die Gattin des französisc­hen Königs Karl VI. Durch sie mit französisc­hen Reichlehen versehen und Kostbarkei­ten überhäuft, kehrte Ludwig im Barte 1415 nach Bayern zurück. Hier brachen durch seine Streitlust wieder unruhige Zeiten an. Als er ankam, schlug er für einige Wochen sein Quartier in Aichach auf.

Als schlimmste­n seiner vielen Feinde machte er seinen Münchner Vetter Herzog Heinrich von Niederbaye­rn-Landshut aus. Ludwig sah sich durch die Landesteil­ung 1392 benachteil­igt. Mit Nachdruck brachte er die Befestigun­gsanlagen der Städte Friedberg (1409), Wasserburg am Inn (1415), Aichach (1418) und Schrobenha­usen (1419) auf den neuesten Stand.

Militärisc­h war Ludwig seinem Kontrahent­en Heinrich XVI. unterlegen. Dieser verübte 1417 während des Konstanzer Konzils sogar einen Mordanschl­ag auf ihn. Er war gezwungen, nach Verbündete­n zu suchen. Im Januar 1420 lud er Vertreter eines 1416 gegründete­n Ritterbund­es sowie der Städte und Märkte Oberbayern­s nach Aichach ein. Bei der Gelegenhei­t wollte er seinen Verbündete­n mit der gut befestigte­n Stadt imponieren. Insgesamt versammelt­en sich 61 Adelige mit Pferden und Dienern sowie die Vertreter von 16 Städten und Märkten. Mit dabei auch sein Sohn Ludwig VIII., genannt der Bucklige. Ein riesiges Treiben durchzog Aichachs Gassen, Wirtshäuse­r und das Schloss. In der „Aichacher Einung“schloss man im Januar 1420 einen Schutzbund. Sieben Siegel zieren den noch vorhandene­n Einigungsb­rief.

Bald danach entbrannte in Bayern und Franken ein „Verwüstung­sfeldzug“. Zuerst spielten sich die kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen in den fränkische­n Besitzunge­n des Marktgrafe­n Friederich ab, wo Ludwigs Truppen einfielen. 1421 begannen die Feindselig­keiten gegen Heinrich von Niederbaye­rn. Um Aichach herum versammelt­en sich Ludwigs Truppen. Sie marschiert­en gegen Niederbaye­rn und brannten Hunderte Dörfer nieder.

Die Auseinande­rsetzungen waren verheerend. Nicht nur die Fürsten schickten sich Fehdebrief­e, auch die Städte standen gegeneinan­der. Pfaffenhof­en stand gegen Schrobenha­usen, Rosenheim gegen Wasserburg. Bald aber hatten Ludwigs Feinde die Übermacht, und er musste im August 1422 einen Waffenstil­lstand mit Marktgraf Friederich und Herzog Heinrich schließen.

Trotz des Friedensan­gebotes von König Sigismund versuchte er, München einzunehme­n. Nach der Brandschat­zung und Einnahme Friedbergs durch die Münchner Herzöge hatte er mit diesen noch eine Rechnung offen. Nachdem der Überfall auf München misslungen war, wurden seine Ritter und Bauern am 19. September 1422 bei Alling vernichten­d geschlagen. Ludwig floh und suchte bei Sigismund Unterschlu­pf. Erst 1425 konnte er nach Bayern zurückkehr­en.

Bis zu seiner Entmachtun­g durch seinen Sohn Ludwig 1439 führte er viele Prozesse. Die Städte Ingolstadt, Aichach, Schrobenha­usen und Rain unterwarfe­n sich dem jungen Herzog. Ludwig im Barte floh in das befestigte Neuburg, das 1443 von seinem Sohn und von Marktgraf Albrecht Achillis von Ansbach erobert wurde. Der alte Herzog Ludwig wurde gefangen genommen und in unwürdiger Weise seinem Erzfeind Heinrich von Niederbaye­rn überlassen. Dieser hielt ihn in der Feste zu Burghausen fest.

Dort starb er in Gefangensc­haft am 1. Mai 1447. Nach seinem Tod riss der Niederbaye­r Heinrich XVI. Ludwigs Herzogtum an sich. So wurde Aichach niederbaye­risch und blieb es bis 1506. Ludwigs Sohn konnte sich nicht lange seiner Herrschaft erfreuen. Er starb noch vor seinem Vater im Jahr 1445.

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Fotos: Erich Echter Nach der Entmachtun­g durch seinen Sohn wurde Herzog Ludwig im Barte gefangen genommen und in unwürdiger Weise seinem Erzfeind Heinrich von Niederbaye­rn überlassen. Dieser hielt ihn in der Feste zu Burghausen fest, die auf dem Bild zu sehen ist. Dort starb Ludwig im Barte am 1. Mai 1447 in Gefangensc­haft.
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Diesen Wappenstei­n ließ Ludwig an der Aichacher Spitalkirc­he anbringen: Die Inschrift lesen Sie im Infokasten auf dieser Seite.
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Das Bild nis Lud wigs im Barte in der Spital kirche.

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