Architekt droht wegen Aussegnungshalle
Herbert Bühler hat neben der Paartalhalle auch das Gebäude auf dem Kissinger Friedhof entworfen. Er meint, seine Arbeit werde von der Gemeinde in ein schlechtes Licht gerückt. Was Bürgermeister Wolf dazu sagt
Kissing Schon bei der Sanierung der Kissinger Paartalhalle gab es Ärger. Nun erhebt ihr Erbauer, der Münchner Architekt Herbert Bühler, erneut Vorwürfe gegen die Gemeinde. Dieses Mal geht es um die Aussegnungshalle auf dem Kissinger Friedhof, die Bühler ebenfalls entworfen hat.
Das Gebäude ist nach über 35 Jahren in einem schlechten Zustand und muss saniert werden. Im Mai hatte der Sachverständige Wolfgang Rösener dazu ein Gutachten im Gemeinderat vorgestellt. Er sprach von „Fehlern“bei der Errichtung und Planung.
Bühler wendet sich dagegen: „Bedauerlicherweise haben wir erst jetzt von der Gemeinderatssitzung Mitte Mai erfahren. Die damals erfolgte Unterstellung von Planungsfehlern unseres Büros bei der Projektierung der Leichenhalle ist absolut haltlos.“Es sei damals eine besonders kostengünstige Lösung erarbeitet worden, um der engen Haushaltsplanung der Gemeinde entgegenzukommen. Die Planung habe aber den „anerkannten Regeln der Bautechnik“entsprochen. Kissings Bürgermeister Manfred Wolf versteht die Aufregung nicht. „Wir haben in der Gemeinderatssitzung lediglich das Gutachten und die Ausführungen eines amtlich vereidigten Sachverständigen zur Kenntnis genommen und darüber beraten“, sagt er.
der Sitzung hieß es unter anderem, beim Bau der Halle sei versäumt worden, eine Ringdränage zu verlegen. Mit der wird Wasser aus dem Erdreich mithilfe von Rohren eingesammelt und auf geeignete Versickerungsflächen abgeleitet. Auch bemängelte der Sachverständige, dass es zwischen den Rundsäulen und den Außentüren Luftspalte gebe.
Bühler erklärt, dass die Ringdränageleitung damals aufgrund des sickerfähigen Kiesbodens eingespart werden konnte. „Es wurden aber nachträglich, entgegen unserer Planung, die Wege bis an das Gebäude gepflastert und dadurch das Regenwasser direkt an die verputzten Wände geleitet.“Die Fenster seien als einfache Holzkonstruktion ohne Stock und Falzdichtung kostengünstig, aber der Funktion entsprechend, entwickelt worden. Die offenen Spalten ergeben laut Bühler eine „geringfügige Permanentlüftung“.
Wolf sagt: „Es ist nicht richtig, dass durch die Wege das Regenwasser in das Gebäude geleitet wird.“Der Wassereintritt erfolge durch die fehlende Abdichtung unterhalb der Wege und das Wasser bleibe auf der stehen. „Durch Kapillarwirkung steigt es in den Fugen des Bodenbelags nach oben.“
Bühler wirft der Gemeinde allgemein mangelhaften Unterhalt vor. Wolf sagt: „Die Fenster wurden regelmäßig gestrichen und immer wieder ausgebessert. Dass sie sich trotzdem in einem so schlechten Zustand präsentieren, liegt zum Teil an der Qualität des Holzes.“Das sei nicht unbedingt den Architekten anzulasten, sondern auch den deutschen Vergaberichtlinien. Allerdings habe von Anfang an Wasser in die Spalten zwischen den Rundstützen und Fenstern gelangen können und so von außen unbemerkt ins Holz eindringen. „Wir sind sogar mit dem Friedhof zwei Mal besonders ausgezeichnet worden. Das wären wir bestimmt nicht mit einem mangelhaften Gebäudeunterhalt“, sagt Wolf. Aber nach über 35 Jahren sei einfach eine Generalsanierung nötig.
Wie bei der Renovierung der Paartalhalle beschwert Bühler sich zudem, nicht in die Planung einbezogen worden zu sein. Zudem habe Bürgermeister Wolf Informationen über die Besonderheit der Konzeption der Aussegnungshalle bewusst unterdrückt. „Ich habe ihm die Konstruktion der Aussegnungshalle bereits 2016 erläutert, da die Errichtung vor seiner Amtszeit lag.“
Wolf sagt, dass es bei dem Gespräch vor zwei Jahren nur um die Paartalhalle nicht um die Aussegnungshalle ging. „Da bin ich mir ganz sicher. Wir haben das Gebäude immer wieder in Teilen saniert, das sind normale Unterhaltungsmaßnahmen, dafür brauche ich doch Herrn Professor Bühler nicht belästigen.“
Der Münchener Architekt droht nun wie bei der Paartalhalle mit rechtlichen Konsequenzen. „Wir werden uns in Kissing nicht verleumden lassen und notfalls auch juristisch dagegen vorgehen.“Wolf wiederum sagt, dass er nicht verstehe, dass so ein angesehener Architekt wie Bühler mit dem Staatsanwalt droht.
„Das hat er doch bei seinen Auszeichnungen gar nicht nötig. So etwas macht man doch nur, wenn man hilflos ist und mit seinen Argumenten nicht mehr weiterkommt.“Der Bürgermeister will in der kommenIn
„Wir werden uns in Kissing nicht verleumden lassen und notfalls auch juristisch dagegen vorgehen.“Architekt Herbert Bühler
den Woche das Gutachten ins Internet stellen, dann könne sich jeder selbst ein Bild davon machen.
Zudem wolle er lieber nach vorne schauen. Vor Kurzem habe er über den Städtetag eine neue Fördermöglichkeit für die energetischen VerBodenplatte besserungen der Außenfassade der Paartalhalle gefunden. „Wenn das klappt, könnten wir mit einem Zuschuss von drei Millionen Euro rechnen und bei dieser Maßnahme wäre sicher die Hilfestellung von Professor Bühler sehr wertvoll.“