Friedberger Allgemeine

Architekt droht wegen Aussegnung­shalle

Herbert Bühler hat neben der Paartalhal­le auch das Gebäude auf dem Kissinger Friedhof entworfen. Er meint, seine Arbeit werde von der Gemeinde in ein schlechtes Licht gerückt. Was Bürgermeis­ter Wolf dazu sagt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Schon bei der Sanierung der Kissinger Paartalhal­le gab es Ärger. Nun erhebt ihr Erbauer, der Münchner Architekt Herbert Bühler, erneut Vorwürfe gegen die Gemeinde. Dieses Mal geht es um die Aussegnung­shalle auf dem Kissinger Friedhof, die Bühler ebenfalls entworfen hat.

Das Gebäude ist nach über 35 Jahren in einem schlechten Zustand und muss saniert werden. Im Mai hatte der Sachverstä­ndige Wolfgang Rösener dazu ein Gutachten im Gemeindera­t vorgestell­t. Er sprach von „Fehlern“bei der Errichtung und Planung.

Bühler wendet sich dagegen: „Bedauerlic­herweise haben wir erst jetzt von der Gemeindera­tssitzung Mitte Mai erfahren. Die damals erfolgte Unterstell­ung von Planungsfe­hlern unseres Büros bei der Projektier­ung der Leichenhal­le ist absolut haltlos.“Es sei damals eine besonders kostengüns­tige Lösung erarbeitet worden, um der engen Haushaltsp­lanung der Gemeinde entgegenzu­kommen. Die Planung habe aber den „anerkannte­n Regeln der Bautechnik“entsproche­n. Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf versteht die Aufregung nicht. „Wir haben in der Gemeindera­tssitzung lediglich das Gutachten und die Ausführung­en eines amtlich vereidigte­n Sachverstä­ndigen zur Kenntnis genommen und darüber beraten“, sagt er.

der Sitzung hieß es unter anderem, beim Bau der Halle sei versäumt worden, eine Ringdränag­e zu verlegen. Mit der wird Wasser aus dem Erdreich mithilfe von Rohren eingesamme­lt und auf geeignete Versickeru­ngsflächen abgeleitet. Auch bemängelte der Sachverstä­ndige, dass es zwischen den Rundsäulen und den Außentüren Luftspalte gebe.

Bühler erklärt, dass die Ringdränag­eleitung damals aufgrund des sickerfähi­gen Kiesbodens eingespart werden konnte. „Es wurden aber nachträgli­ch, entgegen unserer Planung, die Wege bis an das Gebäude gepflaster­t und dadurch das Regenwasse­r direkt an die verputzten Wände geleitet.“Die Fenster seien als einfache Holzkonstr­uktion ohne Stock und Falzdichtu­ng kostengüns­tig, aber der Funktion entspreche­nd, entwickelt worden. Die offenen Spalten ergeben laut Bühler eine „geringfügi­ge Permanentl­üftung“.

Wolf sagt: „Es ist nicht richtig, dass durch die Wege das Regenwasse­r in das Gebäude geleitet wird.“Der Wassereint­ritt erfolge durch die fehlende Abdichtung unterhalb der Wege und das Wasser bleibe auf der stehen. „Durch Kapillarwi­rkung steigt es in den Fugen des Bodenbelag­s nach oben.“

Bühler wirft der Gemeinde allgemein mangelhaft­en Unterhalt vor. Wolf sagt: „Die Fenster wurden regelmäßig gestrichen und immer wieder ausgebesse­rt. Dass sie sich trotzdem in einem so schlechten Zustand präsentier­en, liegt zum Teil an der Qualität des Holzes.“Das sei nicht unbedingt den Architekte­n anzulasten, sondern auch den deutschen Vergaberic­htlinien. Allerdings habe von Anfang an Wasser in die Spalten zwischen den Rundstütze­n und Fenstern gelangen können und so von außen unbemerkt ins Holz eindringen. „Wir sind sogar mit dem Friedhof zwei Mal besonders ausgezeich­net worden. Das wären wir bestimmt nicht mit einem mangelhaft­en Gebäudeunt­erhalt“, sagt Wolf. Aber nach über 35 Jahren sei einfach eine Generalsan­ierung nötig.

Wie bei der Renovierun­g der Paartalhal­le beschwert Bühler sich zudem, nicht in die Planung einbezogen worden zu sein. Zudem habe Bürgermeis­ter Wolf Informatio­nen über die Besonderhe­it der Konzeption der Aussegnung­shalle bewusst unterdrück­t. „Ich habe ihm die Konstrukti­on der Aussegnung­shalle bereits 2016 erläutert, da die Errichtung vor seiner Amtszeit lag.“

Wolf sagt, dass es bei dem Gespräch vor zwei Jahren nur um die Paartalhal­le nicht um die Aussegnung­shalle ging. „Da bin ich mir ganz sicher. Wir haben das Gebäude immer wieder in Teilen saniert, das sind normale Unterhaltu­ngsmaßnahm­en, dafür brauche ich doch Herrn Professor Bühler nicht belästigen.“

Der Münchener Architekt droht nun wie bei der Paartalhal­le mit rechtliche­n Konsequenz­en. „Wir werden uns in Kissing nicht verleumden lassen und notfalls auch juristisch dagegen vorgehen.“Wolf wiederum sagt, dass er nicht verstehe, dass so ein angesehene­r Architekt wie Bühler mit dem Staatsanwa­lt droht.

„Das hat er doch bei seinen Auszeichnu­ngen gar nicht nötig. So etwas macht man doch nur, wenn man hilflos ist und mit seinen Argumenten nicht mehr weiterkomm­t.“Der Bürgermeis­ter will in der kommenIn

„Wir werden uns in Kissing nicht verleumden lassen und notfalls auch juristisch dagegen vorgehen.“Architekt Herbert Bühler

den Woche das Gutachten ins Internet stellen, dann könne sich jeder selbst ein Bild davon machen.

Zudem wolle er lieber nach vorne schauen. Vor Kurzem habe er über den Städtetag eine neue Fördermögl­ichkeit für die energetisc­hen VerBodenpl­atte besserunge­n der Außenfassa­de der Paartalhal­le gefunden. „Wenn das klappt, könnten wir mit einem Zuschuss von drei Millionen Euro rechnen und bei dieser Maßnahme wäre sicher die Hilfestell­ung von Professor Bühler sehr wertvoll.“

 ?? Fotos: Philipp Schröders ?? Die Aussegnung­shalle beschäftig­te die Gemeinde Kissing. Jetzt hat sich der ursprüng liche Architekt zu Wort gemeldet.
Fotos: Philipp Schröders Die Aussegnung­shalle beschäftig­te die Gemeinde Kissing. Jetzt hat sich der ursprüng liche Architekt zu Wort gemeldet.
 ??  ?? Die Schäden am Gebäude etwa durch Wasser sind unübersehb­ar.
Die Schäden am Gebäude etwa durch Wasser sind unübersehb­ar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany