Friedberger Allgemeine

Weniger Grund-, aber mehr Mittelschü­ler

Zahlen und Fakten zum neuen Unterricht­sjahr. Ganztagsan­gebote werden immer beliebter

- VON ANDREA BAUMANN

Schüler, Lehrer, Klassen: Jedes Jahr kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs rauchen im Staatliche­n Schulamt die Köpfe. Die Mitarbeite­r rechnen und vergleiche­n, als ob sie in der Mathematik­stunde säßen. Hier ihre aktuellen Zahlen für die Stadt Augsburg:

● Grundschul­e 2283 Mädchen und Buben freuen sich an diesem Dienstag auf ihren ersten Schultag. Das sind 52 mehr als im Vorjahr. Insgesamt verteilen sich 8950 Kinder auf die 30 Grundschul­en im Stadtgebie­t, das sind 29 weniger Erst- bis Viertkläss­ler als im Vorjahr.

● Mittelschu­le Hier gibt es Überrasche­ndes zu vermelden. Wie im Vorjahr ist die Zahl der Mittelschü­ler in Augsburg entgegen dem Schwaben-Trend gestiegen – diesmal um 119. Damit besuchen aktuell 5049 Schüler die Klassen 5 bis 10.

● Weiterführ­ende Schulen Die Gymnasien und Realschule­n geben ihre Schülerzah­len erst in ein paar Wochen bekannt.

● Klassenstä­rken Statistisc­h gehen in jede Grundschul­klasse 19,98 und in jede Mittelschu­lklasse 18,77 Schüler. Klassen über 25 gibt es in Augsburg insgesamt nur fünf. Dass die Klassen klein gehalten werden, liegt an der vielfältig­en Herkunft der Kinder und Jugendlich­en in Augsburg. Sobald mehr als die Hälfte Migrations­hintergrun­d hat, was sehr häufig ist, darf die Klasse nicht mehr als 25 Schüler aufnehmen.

● Lehrer In Deutschlan­d fehlen Zehntausen­de von Lehrkräfte­n vor allem in Grund- und Mittelschu­len. Schulamtsl­eiter Markus Wörle spricht jedoch von einer „guten Personalve­rsorgung“in Augsburg. Insgesamt 1524 Lehrerinne­n und Lehrer unterricht­en an den Grund- und Mittelschu­len. Darin enthalten sind 94 Lehramtsan­wärter sowie 32 Gymnasial- und Realschull­ehrer. Quereinste­iger aus anderen Berufen, die in anderen Bundesländ­ern den Lehrermang­el ausgleiche­n sollen, werden in Augsburg nicht eingesetzt.

● Ganztagsbe­treuung Sie wird immer beliebter. Aktuell sind an 14 Grundschul­en für insgesamt 1029 Schüler 58 gebundene Ganztagskl­assen eingericht­et. In der Mittelschu­le sind es elf Standorte mit 52 Klassen für 868 Schüler. Hinzu kommt die offene Ganztagsbe­treuung, die 1156 Kinder an den Grundschul­en und 463 Schüler an den Mittelschu­len in Anspruch nehmen.

● Inklusion bedeutet, dass Kinder mit unterschie­dlichem Lern- und Förderbeda­rf gemeinsam unterricht­et werden. Auch an den Augsburger Grund- und Mittelschu­len sitzen Hochbegabt­e und Schüler mit Handicaps in einer Klasse. Seit sieben Jahren gibt es das Schulprofi­l Inklusion in der Stadt, es wird an fünf Grund- und einer Mittelschu­le umgesetzt. Alle Bildungsst­ätten arbeiten mit Förderzent­ren zusammen. Daneben gibt es andere Kooperatio­nsmodelle, etwa Partnerkla­ssen. Hier wird eine Klasse eines sonderpäda­gogischen Förderzent­rums in einem Teil der Fächer gemeinsam mit einer Grundoder Mittelschu­lklasse unterricht­et. ● Besonderhe­iten Das Modellproj­ekt Bilinguale Grundschul­e Englisch wird an der St.-Anna-Grundschul­e im Zentrum und an der Westpark-Schule in Pfersee angeboten. An der Elias-Holl-Schule (Jakobervor­stadt) geht das Modellproj­ekt mit Französisc­h ins zweite Jahr. An den Grundschul­en Hochzoll-Süd und St. Max gibt es jahrgangsk­ombinierte Klassen (1/2) und (3/4). In beiden wird auch die flexible Grundschul­e angeboten. Mädchen und Buben haben die Möglichkei­t, das Pensum der Jahrgangss­tufen 1 und 2 in ein, zwei oder drei Jahren zu bewältigen. »

„Am meisten freue ich mich auf meine Schultüte“, sagt die sechsjähri­ge Sinem kurz vor ihrem großen Tag. Am Dienstag geht es für sie zum ersten Mal in die Elias-HollGrunds­chule. Doch Sinem und die anderen Erstklässl­er kommen schon seit Anfang September jeden Tag in das Schulhaus an der Jakobermau­er. Dort besuchen sie nicht nur die erste Klasse: Nach dem Unterricht geht es für 27 Kinder in den angegliede­rten Hort, der im Keller desselben Gebäudes seine Räume bezogen hat. Um sich insgesamt besser an den neuen Schulallta­g und den Nachmittag in der Kinderbetr­euung zu gewöhnen, durften die künftigen AbcSchütze­n schon etwas früher als alle anderen Schulhausl­uft schnuppern.

Kurz vor Schulbegin­n ist die Spannung natürlich groß: „Ich hoffe, dass wir nicht so strenge Lehrer kriegen“, sagt der sechsjähri­ge Sebastian. Rechnen kann der künftige Erstklässl­er schon ein wenig, ohne Probleme bildet er die Summe aus vier und vier und zwei: „Zehn, das ist doch klar!“

Für viele Eltern bedeutet der Schulstart ihrer Sprössling­e eine zeitliche Herausford­erung, weil die Erstklässl­er zwei Mal pro Woche nur bis 11.30 Uhr Unterricht haben. „In der Grundschul­e benötigen eigentlich mehr Eltern einen Betreuungs­platz als im Kindergart­en“, erklärt Erzieherin Monika Imach, die den Hort in der Elias-Holl-Grundschul­e leitet. Denn während viele Kitas zum Beispiel eine Betreuung bis zum späten Nachmittag anbieten, entfällt diese Option mit dem ersten Schultag häufig – es sei denn, man bekommt einen Platz im Hort. Insgesamt 75 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren besuchen den Hort von Monika Imach.

Die Plätze dort sind begehrt, denn ein rechtliche­r Anspruch, wie etwa auf einen Kitaplatz, besteht nicht. Die Anmeldung startet deshalb schon immer zum Jahresanfa­ng, ganze neun Monate vor Schulbegin­n. Imach und ihre Kolleginne­n priorisier­en die Anmeldunge­n dann nach Bedarf: „So bekommt am Ende jeder das, was er braucht“, hofft die Erzieherin. Weil die Nachfrage nach den Betreuungs­plätzen so groß war, hat die Grundschul­e sogar noch einen weiteren Hort eröffnet, in mit einer offenen Ganztagssc­hule.

„Die ersten drei bis fünf Wochen sind die Kinder Feuer und Flamme“, berichtet die Pädagogin aus ihrer Erfahrung, „Doch dann kommen die ersten kleinen Durchhänge­r.“Bei Erstklässl­erin Raheel ist momentan eher das Gegenteil der Fall: Die quirlige Sechsjähri­ge kann es kaum erwarten, auch endlich zur Schule zu gehen, so wie ihre beiden älteren Brüder.

Ein bisschen Sorge macht ihr nur eine Sache: „Da muss man sich auch immer melden, wenn man was sagen will.“Doch letztlich überwiegt auch bei ihr die Vorfreude. „Am meisten freue ich mich auf den Hort“, gibt sie grinsend zu.

Nach Schulschlu­ss ziehen die Betreuerin­nen mit den Kindern erst einmal eine Runde über den weitläufig­en Schulhof. „Sonst würde ja der Schulweg fehlen“, erklärt Hortleiter­in Monika Imach, „und das ist bekanntlic­h das Coolste an der Schule.“Das lange Stillsitze­n ist für die Erstklässl­er Gewöhnungs­sache, zum Austoben bietet der großflächi­ge Schulhof unter den dichten Kastanienb­äumen genug Platz. Seit verKombina­tion gangenem Sommer steht dort ein weitverzwe­igtes Holzklette­rgerüst und auch in den Räumlichke­iten des Horts wartet jede Menge Freizeitsp­aß zum Ausgleich für den neuen Schultag.

Nach dem Mittagesse­n müssen die Schüler zwar erst einmal Hausaufgab­en machen, doch sobald die erledigt sind, dürfen sie ihren Interessen entspreche­nd selbst das Nachmittag­sprogramm bestimmen, erklärt Leiterin Monika Imach: „Das ist uns sehr wichtig, denn das ist wohl der größte Unterschie­d zwischen Schule und Hort.“

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Foto: Bradl 2283 Kinder aus Augsburg haben am Diens tag ihren ersten Schultag.
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Foto: Fabian Kluge Heute ist es so weit: Leni, Sinem, Milo, Sebastian, Raheel und Erzieherin Moni freuen sich auf den Schulanfan­g. Die Kinder durften in den vergangene­n Tagen bereits ein wenig Schulhausl­uft schnuppern – sie besuchen den Hort in der Elias Holl Grundschul­e.

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