Schicker Ranzen oder Gesundheitsgefahr?
Jeden Tag schleppen Kinder und Jugendliche Rucksäcke und Taschen in den Unterricht. Unsere K!ar.Texterinnen Chiara Ferner und Amrei Raschke haben nachgeforscht, was im Trend und gut für den Rücken ist
Aichach Friedberg Die Sommerferien sind vorbei. Doch es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer am düsteren Schulhimmel: Bücher, Hefte und Stifte müssen ja irgendwie zum Unterricht transportiert werden. Bei der Wahl des Rucksackes ist man frei. Wenn man schon in die Schule muss, dann wenigstens mit einem schicken Ranzen.
Natürlich gibt es Unterschiede, welche Altersklassen welche Marken, Muster und Formen wählen. Bei Schülern der Klassen fünf bis sieben seien Rucksäcke der Marken Satch und Coocazoo sehr beliebt, berichtet eine Mitarbeiterin von Koffer Kopf Friedberg. Bunte Muster und Farbkombinationen lockten vor allem junge Schüler an, die etwas Besonderes suchen. „Jüngere Kinder werden von schillernden Farben und Mustern magisch angezogen“, sagt sie. Ein weiter Pluspunkt sei die Größenverstellbarkeit: Der Rucksack kann bis zu einer Körpergröße von 1,80 Meter mit- „Mir ist nicht wichtig, dass auf dem Rucksack eine bekannte Marke steht. Meiner ist von Let’s go, das kennt eigentlich niemand. Mit seiner schlichten grauen Farbe kann ich ihn auch außerhalb der Schule verwenden, das finde ich gut. Bei mir musste unbedingt ein Ordner reinpassen, und das ist nicht bei allen Rucksäcken so.“
Meike Degen, 12. Klasse, Friedberg (Foto: Meike Degen) „Mein Rucksack ist von der Marke Coocazoo. Er ist schwarz mit bunten Punkten. Ich habe ihn bereits seit zwei Jahren und bin sehr zufrieden. Alles hat Platz, und der Schulranzen ist sehr gemütlich. Ich finde nicht, dass die Marke wichtig ist. Hauptsache, es passt alles rein. Der Rucksack muss bequem sein, und das Design sollte auch stimmen.“
Emely Feigel, 7. Klasse, FriedbergOttmaring (Foto: Emely Feigel) Die meisten Schüler legten sich jedoch ein anderes Modell zu, bevor sie diese Funktion ausnutzen. Denn entweder sei der alte Rucksack einfach zu abgenutzt oder aber das Design stimme nicht mehr, erklärt die Fachfrau. Niemand möchte schließlich mit einem peinlichen Rucksack in der Schule aufkreuzen. Oder gar durch das Design Aufsehen erregen. Ein Blick durch die Klassenzimmer ab Klasse neun zeigt: Hier sind Rucksäcke der Marken Burton und Herschel im Trend. Bei diesen Rucksäcken ist besonders auffällig, dass sie vintage aussehen, also an Ranzen von früher erinnern. Viele Jugendliche tragen momentan auch das Rucksackmodell Kanken der schwedischen Marke Fjällräven: ein viereckiger Nylon-Rucksack mit dünnen Schulterriemen. Es gibt ihn in ganz unterschiedlichen Farben.
Irgendwann, wenn sie bereits den Großteil ihrer Schulzeit hinter sich gelassen haben, greifen dann gerade viele Mädchen zur Handtasche statt zum Rucksack. Aber ist es überhaupt gesund, wenn eine Schulter vom Gewicht der Bücher und des Ordners nach unten gezogen wird?
Der Orthopäde Bruno Schwarz aus Friedberg warnt vor einer einseitigen Belastung. Ein so schweres Gewicht wie ein Schulranzen solle möglichst körpernah platziert werwachsen. „Mein Schulranzen ist von der Marke Dakine. Ich habe ihn erst seit einem Jahr, aber ich bin sehr zufrieden. Für mich war es wichtig, dass später mal ein Ordner reinpasst. Groß genug ist er auf jeden Fall, manchmal denke ich, ich habe etwas vergessen, weil es in den Tiefen des Rucksacks versinkt. Von alleine stehen kann er leider nicht und fällt manchmal um.“
Sina Ferner, 9. Klasse, Friedberg (Foto: Chiara Ferner) „Ich würde meinen Rucksack sofort wieder kaufen. Er ist echt super. Er ist von der Marke Satch. Es gibt drei Fächer, und da passt alles rein. Beim Kauf habe ich vor allem darauf geachtet, dass der Schulranzen leicht ist. Man muss sowieso immer so viele Bücher schleppen, da sollte wenigstens der Rucksack nicht so viel wiegen, finde ich.“
Marie Duschinger, 6. Klasse, Friedberg-Ottmaring (Foto: Marie Duschinger) den, damit die Wirbelsäule nicht zu stark überlastet wird. Wie Schwarz erklärt, sollte man beim Taschenkauf darauf achten, dass das Gewicht nicht zu weit nach hinten zieht. Das gilt auch für Rücksäcke: Sinnvoll sind ein Brust- und im Idealfall ein Beckengurt, um das Gewicht nah am Körper halten.
Schwarz hat auch einen Tipp, wie man den Rucksack am besten packt: Schwere Materialien wie Bücher sollten nah am Rücken getragen werden. Leichtere Gegenstände können in den äußeren Fächern landen. Ganz praktisch heißt das: Das Mathebuch wandert ganz nach hinten, die Brotzeitdose darf vorne Platz nehmen. Wir finden: So ist dann automatisch das Wichtige vorne, das Mathebuch kann ruhig weiter hinten vergammeln. Wer seinen Rucksack richtig packt, habe auch weniger Rückenschmerzen zu befürchten, sagt der Orthopäde. Denn aus dem falschen Tragen des Ranzens würden schnell Rückenschmerzen und daraus manchmal sogar ernsthafte Erkrankungen.
Wie Schwarz erklärt, könne die Belastung zum Beispiel zu Skoliose führen. Bei dieser schmerzhaften Krankheit ist die Wirbelsäule verbogen und verdreht. Und vor allem, wenn Kinder noch im Wachstum sind, ist das Risiko dafür hoch. Skoliose wird den meisten etwas sagen, aber wie sieht es mit der Scheuermannkrankheit aus? Dahinter verbirgt sich der besser bekannte Buckel oder Rundrücken. Auch vor dieser Krankheit warnt der Orthopäde.
Natürlich muss jetzt niemand Angst bekommen. Denn wenn man seinen Schulranzen nach den genannten Kriterien auswählt und Hefte, Bücher und Co. mit Strategie packt, kann nichts mehr schiefgehen. So wird auch das neue Schuljahr mit einem schicken, komfortablen Rucksack ein voller Erfolg. „Meinen Rucksack von der Marke 4You habe ich schon seit der fünften Klasse. Er ist sehr stabil, das finde ich super. Es hat auch immer alles Platz, was rein muss. Mein Rucksack ist eher schlicht, grau mit gelb. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Schulranzen, schließlich habe ich ihn schon seit drei Jahren. Dass er von einer Marke ist, ist nicht wichtig.“
Lucas Fochler, 7. Klasse, Obergriesbach (Foto: Lucas Fochler) „Meinen Rucksack habe ich schon seit der siebten Klasse. Sowohl das Design, weißgrau mit grünen Akzenten, als auch die räumliche Ausstattung haben mich angesprochen. Zwar passt mein Ordner oft nicht rein, weil ich noch viele andere Materialien mitnehmen muss, aber das stört mich nicht. Nach vier Jahren Benutzung ist er immer noch in gutem Zustand.“
Hannes Warnberger, 11. Klasse, Eurasburg (Foto: Hannes Warnberger)