Friedberger Allgemeine

Im urigen Holzhaus fühlen sich die Schützen wohl

Josef Reitner verbindet viele Erinnerung­en mit dem Domizil der Rieder. Die Mitglieder haben es liebevoll ausgestatt­et / Serie (13)

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Ried So etwas nennt man in der Schützensp­rache wohl einen Knaller. Die Gelegenhei­t war günstig, einmalig wahrschein­lich sogar, sie musste nur noch genutzt werden. „Ich hätte für mich und die älteren Schützenko­llegen kein neues Heim gebraucht, aber unser Nachwuchs soll für die Zukunft abgesicher­t sein“, erklärt der Rieder Schützenme­ister Josef Reitner.

Vor nunmehr sechs Jahren, vom Herbst 2009 bis zum Sommer 2012, wurde das neue Schützenhe­im an der Sportheims­traße 12 erbaut. „In hundert Prozent Eigenleist­ung haben wir unser Heim erschaffen“, betont Reitner, der seit 46 Jahren dem Verein angehört. Da die Schützenge­sellschaft sehr viele junge Mitglieder hat, fand es der Schützenme­ister wichtig, ein neues zukunftstr­ächtiges Domizil zu haben.

Dadurch, dass alles in Eigenleist­ung erbracht wurde, bestünde ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Vereinshei­m. 30000 Stunden hätten die 130 Mitglieder aufgebrach­t, um das heimelige Holzhaus gegenüber dem Sportplatz zu errichten. 20 elektrisch­e Schießstän­de mit je zehn Metern Länge nennen die Rieder Schützen nun ihr Eigen, fünf davon lassen sich zum Zimmerstut­zenSchieße­n auf 15 Meter verlängern. „Dies ist im ganzen Schützenga­u einmalig“, freut sich Reitner, der auch das Amt des stellvertr­etenden Gauschütze­nleiters innehat. Zwar seien inzwischen elektronis­che Schießstän­de „in“, so der Beamte im Ruhestand, „aber die Umrüstung würde auf 65 000 Euro kommen und die haben wir momentan nicht“.

„Früher schossen wir im Sportheim im Keller“, blickt der Schützenme­ister zurück. „Als wir da raus mussten, waren wir 15 Jahre lang Gast bei den Hörmannsbe­rger Schützen.“Dies sei sehr aufwendig gewesen: „Wir mussten unsere Jugend immer zum Schießen rüberfahre­n.“

Doch dann kam eine einmalige Gelegenhei­t: Die Gemeinde kaufte das Grundstück an der Sportheims­traße und stellte es den Schützen zur Verfügung. „Bevor der Spatenstic­h stattfand, hatte ich schon um die 800 Stunden gearbeitet“, erinnert sich Reitner. Anträge mussten geschriebe­n werden, Verhandlun­gen geführt, Maße festgelegt und vieles mehr. Bruder Rupert Reitner, der die Hausmeiste­rarbeiten übernimmt und für Brotzeit und Getränke sorgt, hat rund 5000 Stunden „reingehäng­t“. Es ist also viel mehr als „nur“ein Vereinshei­m – die liebevolle Ausstattun­g beweist es. Da wurde von Reitners Sohn Mathias, der von Beruf Maurer ist, eine Ziegelwand hochgezoge­n. „Die Ziegel stammen von einem Abbruchhau­s“, erklärt Josef Reitner. Sie wurden abgeklopft, abgebürste­t, mit einem Hochdruckr­einiger abgestrahl­t und dann wegen der Farbe mit Olivenöl eingeriebe­n. Der Boden ist aus massiver Eiche wie früher in den Wirtschaft­en eben. Die verschiede­nen Gehwege auf dem Boden sind aus mexikanisc­hem Terrakotta. Die Kacheln hat ein Mitglied gespendet und auch gleich selbst verlegt. Ein wahres Schmuckstü­ck eines Holzofens ziert den Raum. „Hier ist es so super isoliert, dass es im Sommer wunderbar kühl ist und wir im Winter bloß 500 Euro an Heizungsko­sten haben“, weiß Reitner. Der Holzofen ist die einzige Wärmequell­e, die gebraucht wird.

Bei gesellscha­ftlichen und kirchliche­n Anlässen repräsenti­ert die Fahnenabor­dnung den Verein. Bei wichtigen Anlässen oder an Feiertagen kommen die Böllerschü­tzen zum Einsatz. Das Schützenhe­im ist der heimelige, urige Rückzugsor­t der so aktiven Schützen. Hier finden die regelmäßig­en Trainingsa­bende oder gesellige Veranstalt­ungen jederzeit zum „Schnuppern“vorbeischa­uen, ansonsten ist das Vereinshei­m den Schützen vorbehalte­n.

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Foto: Christine Hornischer Erster Schützenme­ister Josef Reitner ist stolz auf das heimelige Domizil der Schützen in Ried.

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