Landtag wird wohl so groß wie nie
Die Zahl der Abgeordneten könnte auf ein historisches Rekordhoch steigen
München Die Landtagswahl im Oktober wird voraussichtlich einen historischen Rekord nach sich ziehen: Nach Berechnungen des OnlinePortals Election.de könnten 35 zusätzliche Abgeordnete in den Landtag einziehen – 215 anstelle der bisherigen 180. So viele Abgeordnete saßen in der knapp 200-jährigen Geschichte des Landtags noch nie in Bayerns Parlament. Der Grund: Es sind außergewöhnlich viele Überhangund Ausgleichsmandate zu erwarten, wie Election-Inhaber Matthias Moehl erläutert.
Denn die CSU wird wahrscheinlich fast alle der 91 Direktmandate gewinnen – knapp die Hälfte der regulären 180 Sitze. Bliebe es bei 180 Sitzen, wäre die CSU damit im Landtag stark überrepräsentiert. Der Gesamtstimmenanteil der Christsozialen jedoch wird nach allen Umfragen weit niedriger ausfallen. Nach den jüngsten Erhebungen liegt die CSU zwischen 35 und 36 Prozent – ein historischer Tiefstand. Und da die Sitzverteilung den Stimmanteilen der Parteien entsprechen soll, wird die Diskrepanz durch Überhang- und Ausgleichsmandate ausgeglichen.
Auch in den Parteien selbst wird gerechnet. Ein Fachmann in einer Münchner Parteizentrale, der nicht zitiert werden möchte, ist zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wie Moehl: Er rechnet mit 213 Mandaten. Bisheriger Höchststand: 204 Sitze – so viele Abgeordnete hatte der Landtag von 1950 bis 2003, bevor die reguläre Zahl der Mandate auf 180 verringert wurde.
Die Landtagsverwaltung will sich an Rechenspielen nicht beteiligen: Es gebe Möglichkeiten, mehr Sitze im Plenarsaal einzubauen, sagt ein Sprecher. „Wir stellen aber keine Modellrechnungen auf und wollen dem Bürgervotum nicht vorgreifen.“Doch lässt sich ohne Weiteres die Prognose wagen, dass künftig eine drangvolle Enge im Münchner Maximilianeum herrschen wird: Im Plenarsaal sind bisher 180 feste Sitze eingebaut. Dazu brauchen Landtagsabgeordnete bekanntermaßen auch Büros – und der Büroraum ist bisher schon knapp.