Neues und Altes verbindet Kissing
Das Wappen der Gemeinde ist erst 54 Jahre alt. Viel präsenter bei den Bürgern ist jedoch der Kussmund / Serie (7)
Kissing „Über das Kissinger Wappen gibt es noch gar nicht so viel zu berichten, da die Gemeinde Kissing ihr Wappen erst 1964 zuerkannt bekommen hat“, sagt Petra Scola, die neben der Bücherei auch das Archiv leitet. Im Archiv hat sie die Genehmigung des bayerischen Staatsministeriums zum Führen eines Wappens gefunden. Heute ist die Gemeinde Kissing wohl eher durch ihr Logo, den Kussmund, bekannt. Das Wappen ist – obwohl noch sehr jung – etwas in Vergessenheit geraten. „Es liegen etliche Anträge aus den 1960er- oder 70er-Jahren im Archiv, in denen um die Erlaubnis zur Führung des Wappens gebeten wird“, erzählt die Büchereileiterin. Ob für Bierkrüge, für Einladungen oder für das damals sehr beliebte Volkswandern – das Wappen war immer dabei.
Und doch mutet es eher geheim- an. Das große silberne Zelt mit zwei lanzenförmigen Stangen in der oberen Mitte des roten Kissinger Wappens symbolisiert den sogenannten Gunzenlee, einen Hügel, der als Gerichtsstätte und Mittelpunkt für die in mittelalterlicher Zeit häufig hier stattfindenden Heeresversammlungen eine große Rolle spielte.
Über den Gunzenlee, der also sogar das Wappen ziert, wird viel gemunkelt. Der Name dieses einstmals so berühmten Platzes wird als Hügel oder Grabhügel gedeutet. Hier also versammelten sich die Heere, Fürsten wurden gehuldigt, Recht gesprochen, Lehen vergeben und Urkunden ausgestellt. Er war Heerlager für die deutschen Könige und Kaiser auf ihren Italienzügen und Festplatz für adelige und höfische Hochzeiten. In dem silbernen Zelt befindet sich ein schwarzes Schild mit goldenem Kleeblattkreuz. Dieses Schild wird mit dem Bischof Udalrich von Augsburg
(in der Neuzeit auch Ulrich genannt) in Verbindung gebracht. So soll an die alten Beziehungen zwischen Kissing und dem Domstift Augsburg (Farbe RotWeiß), die in das 11. Jahrhundert zurückreichen, erinnert werden. So weit zu den mittelalterlichen Symbolen.
Auch die neuzeitliche Entwicklung Kissings, die in erster Linie durch die Ansiedlung des bedeutennisvoll den Eisenwerkes Frisch gekennzeichnet ist, findet im Wappen ihren Platz: Das Industrie-Symbol des halben Zahnrads weist darauf hin. Die Firma Eisenwerk wurde im Jahr 1936 von Nikodemus Frisch gegründet. „Halb Kissing arbeitete bei der Firma Frisch“, weiß Scola. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Firma allerdings Zwangsarbeiter ausgebeutet. Das Zelt oben (mittelalterliche Symbolik) und das Zahnrad unten (Neuzeit) werden von einem silbernen Wellenbalken getrennt. Dieser soll die geografische Lage am Lech andeuten. Ob er auch damit zu tun hat, die Schwaben von den „richtigen“Bayern zu trennen?
„Halb Kissing arbeitete bei der Firma Frisch.“Petra Scola