Friedberger Allgemeine

Die Augsburger WM Hoffnungen

Sideris Tasiadis von Kanu Schwaben und AKV-Fahrer Hannes Aigner haben ganz klare Ziele für die Titelkämpf­e auf der Olympiastr­ecke von Rio de Janeiro. Ihre Vorbereitu­ng aber ist ganz unterschie­dlich

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Am Freitag wird es ernst für zwei Augsburger bei der Weltmeiste­rschaft im Kanuslalom in Rio de Janeiro. Auf der Olympiastr­ecke von 2016 gehört Sideris Tasiadis, 28 Jahre, von den Kanu Schwaben Augsburg im Canadier Einer als Dritter des Gesamt-Weltcups zu den Favoriten auf eine Medaille. Ebenso einen Platz unter den ersten Drei im Kajak Einer der Männer peilt Hannes Aigner, 29, vom Augsburger Kajak Verein an. Über ihre WM-Vorbereitu­ngen, ihre Hoffnungen und ihre Ziele haben sie vor der Abreise nach Brasilien gesprochen. Das sagten sie ...

Über den Saisonverl­auf

● Sideris Tasiadis „Bisher lief es für mich sehr gut. Ich habe drei von sechs Wettkämpfe­n gewonnen und bin zufrieden mit meiner Leistung. Klar hätte ich beim Weltcupfin­ale mehr zeigen wollen, um den Gesamtwelt­cup zu gewinnen, aber das lief etwas unglücklic­h. Mein Saisonziel ist ganz klar die WM. Auch für den Verband zählt nur die WM, denn daran bemisst sich die Förderung. Bei uns ist es leider so, dass der Weltcup und die Europameis­terschaft einen geringeren Stellenwer­t haben als die Weltmeiste­rschaft und vor allem Olympische Spiele. Das ist hart, denn als Sportler hast du dort dann richtig Druck. Aber ich weiß mittlerwei­le, wie ich damit umgehen muss. Bei der WM ist die Vorgabe auch klar: In den vier Diszipline­n sollen zwei Medaillen her.“

● Hannes Aigner „Ich denke, bisher läuft es ganz gut. Für mich gibt es drei Jahreshöhe­punkte – die nationale Qualifikat­ion, die Europameis­terschaft und die Weltmeiste­rschaft. Die Quali hat geklappt und bei der EM bin ich nur ganz knapp an einer Medaille vorbeigefa­hren. Dazwischen habe ich nicht ganz so viel Wert auf die Weltcups gelegt, sondern versucht, mich mit intensivem Training möglichst gut auf die WM vorzuberei­ten. Deshalb bin ich mit meinem sechsten Platz im GesamtWelt­cup auch sehr zufrieden. Im Finale haben mir nur ein paar Hundertste­l gefehlt, sonst hätte es sogar noch fürs Podest gereicht. Ich hoffe, dass ich das bei der WM noch zu einem guten Abschluss bringe.“

Über den WM Ort Rio

● Sideris Tasiadis „Meine Erinnerung­en an die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro 2016 sind eher schlecht. Überall standen damals Soldaten, um die Sicherheit der Sportler zu gewährleis­ten. Das hat sich mir eingeprägt. Und die Armut der Menschen dort. Während Olympia sind wir oft durch die ärmeren Viertel gefahren und haben das Leben dort gesehen.“

● Hannes Aigner „Mein vierter Platz damals bei den Olympische­n Spielen in Rio war ja an sich ganz gut, aber mein minimaler Rückstand auf die Bronzemeda­ille war schon ärgerlich. Ich weiß aber zumindest, dass ich hier gut fahren kann und versuche, es dieses Mal besser zu machen. Die Stadt ist sauberer als erwartet und auch die Strecke ist in einem guten Zustand. Die Verkehrssi­tuation hat sich verbessert, wir sind deutlich schneller an der Strecke. Alles ist etwas angenehmer. Ich bin positiv überrascht und denke, dass es ein guter Wettkampf wird.“

Über ihre Ziele für die WM

● Sideris Tasiadis „Ich will eine Medaille und meine Leistung bestätigen. Körperlich bin ich fit. Aber du musst auch vom Kopf her frei sein. Die Strecke liegt mir, ich kenne sie von den Olympische­n Sommerspie­len 2016. Sie ist nicht allzu schwer, aber auch nicht zu leicht. brauche etwa drei, vier Tage, bis ich mich an eine Strecke gewöhnt habe. Dann habe ich den Rhythmus drauf. Deshalb war ich nach dem Weltcup-Finale auch erst noch eine Woche zu Hause, um mich zu erholen. Ich mache inzwischen ganz bewusst mein eigenes Ding. Wenn du zu viele Einzelspor­tler zusammenpa­ckst, funktionie­rt das irgendwann nicht mehr. Jeder hat sein eigenes Konzept und will das umsetzen. Mein Weg muss aber nicht für andere funktionie­ren.“

● Hannes Aigner „Die WM-Strecke in Rio ist ein bisschen unscheinba­r, aber trotzdem sehr anspruchsv­oll. Die Trainingse­inheiten liefen recht gut. Wir sind ja schon seit über einer Woche da und hatten fast jeden Tag mindestens eine Trainingse­inheit. Es läuft alles nach Plan. Und mein Ziel ist schon, mindestens ins Finale zu fahren. Dort ist dann viel Risiko notwendig, um aufs Treppchen zu kommen. Deshalb bin ich froh, wenn ich das Finale erreiche und dann vielleicht noch um die Medaillen fahren kann.

Über ihre Trainings Motivation

● Sideris Tasiadis „Das machst du nicht fürs Geld. Ich bekomme mein ganz normales Polizeigeh­alt. Dazu kommen ein paar Sponsoreng­elder, wenn man gut ist. Ich motiviere mich selbst. Ich will einfach gewinnen. Mir macht es unheimlich Spaß, Boot zu fahren. Im Sommer kann man sich natürlich leichter motivieren, weil es warm ist. Im Winter ist das schwierige­r. Doch das zahlt sich aus. Wenn du im Winter ein bisschen mehr machst, kannst du die Form im Sommer länger halten.“

● Hannes Aigner „Ich finde das Leben als Sportler sehr schön. Wenn man versucht, das Beste aus sich heIch rauszuhole­n. Es macht mir Spaß, dass ich viel herumkomme. Ich war als Kind schon immer derjenige, der draußen war und Sport gemacht hat. Das war schon immer so und wird hoffentlic­h noch eine Zeit lang so bleiben. Natürlich versucht man, dass Training immer weiter zu verbessern. Ich trainiere bei Bundestrai­ner Thomas Apel in meiner Trainingsg­ruppe mit den Teamkolleg­en Sebastian Schubert und Ricarda Funk. Der macht uns im Dialog die Trainingsp­läne und das funktionie­rt ganz gut.“

Über Nervosität

● Sideris Tasiadis „Ich gehe in jedes Rennen und sage mir in den Sekunden vor dem Start selbst: Pack mer’s – und dann gehts los. Vollgas. Dann musst du liefern, du hast keine zweite Chance. Ein bisschen Anspannung brauche ich schon, das Adrenalin ist wichtig. Zu viel Anspannung ist aber auch nichts, dann fehlt dir das Feingefühl. Es gibt eine gesunde Nervosität und irgendwann lernt man, damit umzugehen.“

● Hannes Aigner „Rituale habe ich keine, aber im Vorfeld der Wettkämpfe steigt natürlich die Anspannung. Spätestens, wenn die Strecke hängt und man beginnt, darüber nachzudenk­en, wie man die Torkombina­tionen fährt. Oder wenn die Konkurrent­en schon unten sind und die erste Zeit vorgegeben haben. Dann steigt die Spannung enorm. Da muss ich schauen, wie ich das in den Griff bekomme. Ich bin aber keiner, der sich von außen Druck machen lässt.“

Über das Fernziel Tokio 2020

● Sideris Tasiadis „Darauf arbeitet man schon hin. Es spielt jetzt schon eine Rolle, wie man sich vorbereite­t. Du musst aufpassen, dass du nicht zu viel machst und ins Übertraini­ng abrutscht. Dann ist der Körper grundmüde und es dauert mehrere Monate, bis man da wieder raus kommt. Ich habe das schon erlebt. Man muss sich an die Grenze herantaste­n. Früher habe ich auch ein hartes Training locker weggesteck­t. Jetzt merke ich es am nächsten Tag schon deutlich. Die 20-Jährigen können am Abend auch noch feiern und sind trotzdem am nächsten Tag topfit. Ich lass’ das Feiern mittlerwei­le weg. Das mache ich erst, wenn ich was erreicht habe.“

● Hannes Aigner „Ich denke natürlich an die Olympische­n Spiele 2020, aber das ist jetzt unabhängig von dieser WM. Die spielt dabei eine untergeord­nete Rolle und hat keinen Einfluss auf die Olympia-Qualifikat­ion. Auch wenn es natürlich schön wäre, Weltmeiste­r zu werden. Die Quali steht dann nächstes Jahr an. Natürlich ist Olympia das große Ziel, aber jetzt blicke ich erst mal nur auf die WM.“

Interviews: Andrea Bogenreuth­er und Andreas Kornes

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Der Augsburger Kajakfahre­r Hannes Aigner bereitet sich schon seit knapp zwei Wochen in Brasilien auf die WM vor.
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Fotos: Fred Schöllhorn Der Augsburger Spezialist im Canadier Einer Sideris Tasiadis will eine WM Medaille.

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