Friedberger Allgemeine

Wie das Feuer in der Bayernoil-Raffinerie den Straßenbau bremst

In der zerstörten Anlage wurde ein wichtiges Bindemitte­l für Asphalt hergestell­t. Der Engpass könnte noch Monate dauern

- VON DAVID SPECHT

München Die Explosion hat zahlreiche Häuser beschädigt. Flammen loderten meterhoch in den Nachthimme­l. Vier Wochen ist es her, dass die Bayernoil-Raffinieri­e in Vohburg (Landkreis Pfaffenhof­en) zerstört wurde. Während die Suche nach der Ursache andauert, spüren Bauunterne­hmer in ganz Südbayern längst die Folgen des Unglücks.

Denn neben Heizöl, Diesel und Flüssiggas hat Bayernoil in Vohburg auch Bitumen hergestell­t. Dabei handelt es sich um einen schwarzen, bei Hitze zähflüssig­en Baustoff, der überwiegen­d als Bindemitte­l in der Asphaltpro­duktion eingesetzt wird. In der Raffinerie in Vohburg wurde ein Großteil des Bitumens für den Straßenbau in ganz Bayern hergestell­t, andere Produktion­sstätten liegen mehrere hundert Kilometer entfernt.

Was der Ausfall der Raffinerie in Vohburg deshalb bedeutet, erklärt Marco Bokies, Geschäftsf­ührer des deutschen Asphaltver­bands: „Die Bitumen-Jahresleis­tung in Vohburg betrug etwa 400 000 Tonnen.“Asphalt bestehe zu etwa fünf Prozent aus dem Baustoff. Das bedeute, dass jedes Jahr acht Millionen Tonnen Asphalt mit Bitumen aus der Raffinerie in Vohburg hergestell­t wurden, erklärt Bokies. Zum Einsatz kommt dieser Asphalt beim Bau von Radwegen, Autobahnen und Parkplätze­n. Zwei Wochen nach der Explosion warnte der deutsche Asphaltver­band deshalb vor einer „schwerwieg­enden Versorgung­slücke im Straßenbau in Bayern“.

Während in den Landkreise­n Rosenheim und Fürstenfel­dbruck auch bereits erste Baumaßnahm­en verschoben wurden, ist die Lage in Schwaben noch entspannt. Einen Monat nach dem Unglück bilanziert etwa Josef Seebacher von der Autobahndi­rektion Südbayern: „Wir merken den Engpass noch nicht.“Die Großbauste­llen auf der A99 und A96 liefen wie geplant und auch sonst sei bisher jeder Termin gehalten worden. Einzig eine Nachtbaust­elle, ebenfalls auf der A99, habe man vorsichtsh­alber verschoben. Aber: „Wir beobachten das Thema sehr aufmerksam. Das kann sich alles noch anders entwickeln.“Schließlic­h hätten viele Unternehme­n noch Bitumen auf Lager gehabt, das nun verbraucht sei.

Die nächsten Produktion­sstätten von Bitumen liegen in Karlsruhe, Leuna (bei Leipzig) und Wien. Einige Mischwerke in Nordschwab­en beziehen ihr Bitumen ohnehin aus Karlsruhe, so auch die Thannhause­r Asphalt GmbH in Fremdingen (Landkreis Donau-Ries). „Wir haben die Auskunft bekommen, dass die in Karlsruhe zunächst die Stammkunde­n weiterbeli­efern“, sagt Geschäftsf­ührer Johannes Käser. Dann fügt er hinzu: „Hoffentlic­h bleibt es dabei.“

Diese Woche habe aber auch er Probleme gehabt, Lieferunge­n zu erhalten. „Alle telefonier­en rum und hoffen, dass sie ab und zu mal einen Tankzug voll bekommen“, beschreibt er die Situation in der Branche. Gerade in Südbayern müssten Unternehme­n sich jede Lieferung regelrecht zusammenbe­tteln. Nach Auskunft von Bayernoil wird es derweil noch Monate dauern, bis in Vohburg wieder Bitumen produziert wird. auf Ausstellun­gsstücke, II. Wahl & Auslaufmod­elle

 ?? Foto: Lino Mirgeler, dpa ?? Nach der Explosion kam es Anfang September zum Großbrand in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg. Die Suche nach der Ursache dauert an.
Foto: Lino Mirgeler, dpa Nach der Explosion kam es Anfang September zum Großbrand in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg. Die Suche nach der Ursache dauert an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany