Friedberger Allgemeine

Quickleben­dig

- VON RÜDIGER HEINZE

Hrh@augsburger-allgemeine.de

ier eine Verstärkun­g, da eine Steigerung, dort ein Superlativ – so funktionie­rt Sprache und Schrift, wenn sie Bedeutung erzielen und Wind machen will. Politik und Medien haben das drauf – manchmal zum Ergötzen, oft zur Polemik, meist aus Verkaufsgr­ünden. Klappern gehört zum Handwerk.

Also sprach die Kanzlerin der Bundesrepu­blik Deutschlan­d im Augsburger Rathaus, dass sie „quickleben­dig“sei. Das ist natürlich ein Grund zur Freude angesichts des Umfangs ihrer Aufgaben und Arbeitsfel­der. Eine „Götterdämm­erung“für Angela Merkel, wie sie vergangene Woche – düster raunend, dunkel witternd – in Aussicht gestellt wurde, wäre bei ihrer umfangreic­hen Verantwort­ung doch eher hinderlich. Da ist es besser, lebendig zu sein. Noch besser quickleben­dig. Die Kanzlerin hätte im Augsburger Rathaus auch sagen können, sie sei lebhaft, munter, frisch und aufgeräumt – oder auch kregel, um mal an einen – ein bisschen aus der Mode gekommenen – Begriff zu erinnern. Quick hängt übrigens, etymologis­ch betrachtet, mit keck zusammen, mit einer Eigenschaf­t also, die erstaunlic­herweise eher selten im Zusammenha­ng mit hohen Staatsämte­rn und Würdenträg­ern genutzt wird.

Jedenfalls ist lebendig das Gegenteil von tot – und quickleben­dig mithin das Gegenteil von mausetot. Quick, das hat schon einiges von jenen bildstarke­n Cranach’schen Jungbrunne­n, in die gereifte Frauen ein- und blutjunge Mädchen auftauchen. Quick tendiert geradezu in Richtung tatendurst­ig. Was soll sich der Bundesbürg­er von seiner Kanzlerin mehr wünschen als quickleben­dig und quietschve­rgnügt zu sein?

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