Quicklebendig
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ier eine Verstärkung, da eine Steigerung, dort ein Superlativ – so funktioniert Sprache und Schrift, wenn sie Bedeutung erzielen und Wind machen will. Politik und Medien haben das drauf – manchmal zum Ergötzen, oft zur Polemik, meist aus Verkaufsgründen. Klappern gehört zum Handwerk.
Also sprach die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland im Augsburger Rathaus, dass sie „quicklebendig“sei. Das ist natürlich ein Grund zur Freude angesichts des Umfangs ihrer Aufgaben und Arbeitsfelder. Eine „Götterdämmerung“für Angela Merkel, wie sie vergangene Woche – düster raunend, dunkel witternd – in Aussicht gestellt wurde, wäre bei ihrer umfangreichen Verantwortung doch eher hinderlich. Da ist es besser, lebendig zu sein. Noch besser quicklebendig. Die Kanzlerin hätte im Augsburger Rathaus auch sagen können, sie sei lebhaft, munter, frisch und aufgeräumt – oder auch kregel, um mal an einen – ein bisschen aus der Mode gekommenen – Begriff zu erinnern. Quick hängt übrigens, etymologisch betrachtet, mit keck zusammen, mit einer Eigenschaft also, die erstaunlicherweise eher selten im Zusammenhang mit hohen Staatsämtern und Würdenträgern genutzt wird.
Jedenfalls ist lebendig das Gegenteil von tot – und quicklebendig mithin das Gegenteil von mausetot. Quick, das hat schon einiges von jenen bildstarken Cranach’schen Jungbrunnen, in die gereifte Frauen ein- und blutjunge Mädchen auftauchen. Quick tendiert geradezu in Richtung tatendurstig. Was soll sich der Bundesbürger von seiner Kanzlerin mehr wünschen als quicklebendig und quietschvergnügt zu sein?