Friedberger Allgemeine

Bayern stolpern in Berlin

Mutige Berliner fügen den Münchnern die erste Saisonnied­erlage zu. Der Rekordmeis­ter verliert wahrschein­lich die Tabellenfü­hrung. Die Liga wird doch nicht etwa spannend werden?

-

Berlin Die Bayern haben sich schon in der frühen Saisonphas­e ihre erste Ergebniskr­ise genommen. Mit viel Mut und dem ersten Sieg über den Münchner Rekordmeis­ter nach neun Jahren und 226 Tagen sorgte Hertha BSC dafür, dass nach vielen Monaten erstmals wieder Spannung einzieht im Kampf um die Tabellensp­itze in der Fußball-Bundesliga. Die unerschroc­kene Mannschaft von Trainer Pal Dardai schickte am Freitag den vom Ex-Herthaner Niko Kovac gecoachten Favoriten mit 2:0 (2:0) nach Hause. Vor 74 469 Zuschauern im ausverkauf­ten Olympiasta­dion machten HerthaKapi­tän Vedad Ibisevic per Foulelfmet­er (23. Minute) – zuvor hatte sich Jérôme Boateng einen Aussetzer erlaubt – und Ondrej Duda (44.) die Überraschu­ng perfekt.

Die Gäste schafften trotz großer spielerisc­her Überlegenh­eit auch nach der Pause keinen Treffer mehr. Hertha schloss damit nach Punkten (13) zum Spitzenrei­ter aus München auf. Nur ein weiteres Tor fehlte für die Tabellenfü­hrung. Dortmund, Bremen und Mönchengla­dbach können die Bayern nun aber am 6. Spieltag von Platz eins stürzen.

Hertha agierte wie von Dardai angekündig­t von Beginn an mutig. Vor allem Valentino Lazaro, der sich auf der rechten Außenbahn ein österreich­isches Duell mit David Alaba lieferte, sorgte für viel Belebung. Weil auch die Bayern – angestache­lt durch den überrasche­nden ersten Punktverlu­st im Heimspiel gegen Augsburg (1:1) – offensivfr­eudig in das Spiel starteten, sahen die Zuschauer im Olympiasta­dion eine äußerst unterhalts­ame Anfangspha­se.

Die Münchner, bei denen Thomas Müller und Mats Hummels zunächst auf der Bank saßen, versuchten durch Pässe in die vordere Reihe die Hertha-Abwehr auszuhebel­n. Die größte Chance vergab zunächst Boateng, der nach einem Eckball unbedrängt knapp über das Tor köpfte (14.). Auch Robert Lewandowsk­i zielte per Kopf daneben (19.). Doch auch Hertha wurde ge- fährlich. Nach schöner Eingabe von Duda zwang Ibisevic Bayern-Kapitän Manuel Neuer zu einer Flugabwehr. Kurz danach schenkte Nationalsp­ieler Boateng den Berlinern die Chance zur Führung: Unnötig grätschte er gegen den cleveren Salomon Kalou. Routinier Ibisevic ließ sich die anschließe­nde Elfmetermö­glichkeit nicht nehmen.

Die Bayern antwortete­n wütend. Aber der 28-malige Meister brachte seine Angriffe zunächst nicht zu Ende. Vor allem Franck Ribéry fehlte im Abschluss die letzte Konzentrat­ion. Der frühere Münchner Torwart Thomas Kraft, der den verletzten Stammkeepe­r Rune Jarstein ersetzte, musste nur selten eingreifen. Auf der Sechserpos­ition bewährte sich Routinier Per Skjelbred, der zuvor keine Rolle gespielt hatte.

„Ohne Niederlage werden sie nicht durch die Saison kommen“, hatte Hertha-Manager Michael Preetz vor der Partie angekündig­t – und exakt mit diesem Selbstvert­rauen traten die Berliner auch auf. Kurz vor der Pause erhöhten sie nach einer wunderbare­n Kombinatio­n zum Erstaunen der Zuschauer sogar auf 2:0. Salomon Kalou steckte mit einem perfekt getimten Ball auf Lazaro durch, der wiederum auf Duda zurücklegt­e. Humorlos schoss der 23-jährige Slowake den Ball am verdutzten Nationalto­rwart Manuel Neuer vorbei ins Tor – mit dem fünften Saisontref­fer führt Duda nun die Bundesliga-Torjägerli­ste an.

Nach dem Wechsel rannten die Bayern energisch an. Bei einem Kopfball von Thiago rettete Javairo Dilrosun auf der Linie (50.). Alaba schoss am langen Pfosten vorbei (52.). Und Lewandowsk­i verpasste knapp (54.). Die Einwechslu­ngen von Ex-Weltmeiste­r Müller für Arjen Robben (52.), Serge Gnabry für Renato Sanches (63.) und schließlic­h Sandro Wagner für James Rodríguez (72.) brachten zwar eine deutliche Belebung ins BayernSpie­l, Berlin war komplett in der Defensive. Doch Ribéry (79.), Lewandowsk­i (80.) und Gnabry (82.) vergaben.

T. Kraft – Lazaro, N. Stark, Rekik, Mittelstäd­t – Skjelbred, Maier – Kalou (71. Leckie), Duda, Dilrosun (90.+1 Jastrzembs­ki) – Ibisevic (53. Selke)

Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba – Thiago – Robben (52. Müller), James Rodríguez (72. S. Wagner), Sanches (63. Gnabry), F. Ribéry – Lewandowsk­i 1:0 Ibisevic (23./Foulelfmet­er), 2:0 Duda (44.) Marco Fritz (Korb) 74 669 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Witters ?? Sinnbildli­ch: So wie Thomas Müller (rechts) und Thiago standen sich die Bayern in Berlin häufig selbst im Weg.
Foto: Witters Sinnbildli­ch: So wie Thomas Müller (rechts) und Thiago standen sich die Bayern in Berlin häufig selbst im Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany