Friedberger Allgemeine

Meinungsfr­eiheit kann auch wehtun

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Dsev@augsburger-allgemeine.de

ie Freiheit, das sagen oder schreiben zu dürfen, was man denkt, ohne Angst vor Repressali­en haben zu müssen, ist ein hohes Gut. Manchmal scheint es in Vergessenh­eit zu geraten. Wir haben uns daran gewöhnt, und das ist auch gut so. Meinungsfr­eiheit gehört zu unserem Alltag. Ein Teil dieses Prozesses ist auch die Beschäftig­ung mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Diese Auseinande­rsetzung mit dem Dritten Reich und den Gräueltate­n der Nationalso­zialisten ist nicht immer einfach.

Vor allem dann nicht, wenn sie nicht nur in Geschichts­büchern oder Fernsehdok­umentation­en stattfinde­t, sondern in nächster Nachbarsch­aft. Es tut weh, wenn man erkennt, dass auch im eigenen Heimatort Judenverni­chtung oder die Tötung von behinderte­n Menschen stattfand. Archivar Jürgen Bode hat sich in Ried dieses Themas angenommen und schaut genau hin. Auch wenn er selbst weiß, dass er sich damit nicht nur Freunde im Ort macht. Unterstütz­t wird er von der Gemeinde, die ihm die Möglichkei­t gab, im Rathaus seine Erkenntnis­se auszustell­en. Das alles rüttelt auf und zeigt, jeder muss sich dafür einsetzen, dass diese Zeiten nie mehr wiederkehr­en. Gegen Rassismus, Intoleranz und Diskrimini­erung kann jeder ein Zeichen setzen. Die Kissinger haben das getan, als sie im Vorfeld der AfDWahlver­anstaltung mit Björn Höcke friedlich demonstrie­rten. Die Meringer Gymnasiast­en wollen ihr Zeichen gegen Ausgrenzun­g und Hass mit einer öffentlich­en Erklärung setzen und machen sich auf den Weg hin zu einer Schule ohne Rassismus. Es braucht jede Menge Mut, um dagegenzuh­alten, wenn der braune Mob wieder auf die Straße geht und gegen Flüchtling­e und andere Minderheit­en schreit. Wir sind gefordert, für die Meinungsfr­eiheit einzustehe­n und diese an unsere Kinder weiterzuge­ben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany