Friedberger Allgemeine

Schulsanie­rung wird zum Zankapfel

Bildung Neu gegründete Schülerini­tiative wirft der Stadt Versäumnis­se vor und ruft zu einer Demonstrat­ion an diesem Freitag auf. Referent Köhler hält die Kritik für unangebrac­ht

- VON ANDREA BAUMANN

Mit einer Demonstrat­ion unter dem Motto „Richtet unsere Schulen“will die neugegründ­ete Schülerini­tiative Augsburg (SIA) auf „Versäumnis­se, Probleme und Verfehlung­en der Bildungspo­litik“aufmerksam machen. Ziel der Veranstalt­ung sei es, „die Politik an die maroden Augsburger Schulen zu erinnern und sie nun endlich zum Handeln zu bewegen“. Beginn ist um 17.30 Uhr auf dem Moritzplat­z.

Einer der Initiatore­n ist Jonas Holm, der bei den Landtagswa­hlen für die Freien Wähler kandidiert. Der Zeitpunkt der Demo sei bewusst gewählt worden. „Wir dachten, kurz vor der Landtagswa­hl geht was“, sagt der 19-Jährige. Sein Engagement bei der SIA, der neben Schülern auch Studenten und andere am Thema Interessie­rte angehören, will Holm aber nicht nur als Wahlkampf verstanden wissen. Seit seiner Zeit an der Grundschul­e St. Anna erlebe er den schlechten Zustand von Schulen hautnah mit, so auch jetzt am Jakob-Fugger-Gym- nasium. Die Toiletten dort beschreibt Holm mit einem Wort: „Widerlich“.

Dass zahlreiche der 70 Augsburger Schulen sanierungs­bedürftig sind, ist der Stadt bewusst. Bildungsre­ferent Hermann Köhler stößt sich jedoch am Ton des Demonstrat­ionsaufruf­s, der wohl der nahenden Landtagswa­hl geschuldet sei. „Unser Eindruck ist ein ganz anderer als der von den Initiatore­n vermittelt­e. Bei allem Verständni­s für die Ungeduld der jungen Leute – die Kritik ist unangebrac­ht“, sagt Köhler.

Die Stadt habe ein 300-Millionen-Programm für die Schulsanie­rungen bis 2030 aufgelegt, auch um den Sanierungs­stau aus den vergangene­n Jahrzehnte­n aufzulösen. „Wir investiere­n gewaltige Beträge in die Schulgebäu­de mit dem größten Bedarf, um diese brandschut­ztechnisch und energetisc­h zu sanieren, aber gleichzeit­ig mit Ganztags-Räumen und moderner technische­r Ausstattun­g auch im Bereich IT rundum fit für die Zukunft zu machen“, so Köhler.

Dem Referenten ist klar, „dass wir für die Zukunft noch mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Aber alles auf einmal geht nun mal nicht.“Verzögerun­gen bei den Bauvorhabe­n seien ärgerlich, aber wegen des manchmal aufwendige­n Planungsve­rfahrens und Engpässen bei Baufirmen nicht immer zu vermeiden.

Dass an Schulen noch viele Baustellen offen sind, weiß auch Adriano Franco. Er ist einer von insgesamt sieben Stadtschül­ersprecher­n und teilte kürzlich bei der Veranstalt­ung

dem Ministerpr­äsidenten Markus Söder mit, dass die sanitären Einrichtun­gen an vielen Augsburger Schulen katastroph­al seien. Zu der Demo am Freitag, von der er zufällig über eine Whatsapp-Gruppe erfahren hat, will der Montessori-Schüler dennoch nicht gehen. „Ich kann die Meinung der SIA nicht teilen. Die Stadt unternimmt sehr wohl etwas, um den Zustand der Schulen zu verbessern.“

Mit von der Partie bei der Veranstalt­ung werden Vertreter der Jungen GEW (Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft) sein, wie Sprecher Georg Tiroch bestätigte. Die GEW hatte im Sommer die Stadt scharf kritisiert. Sie sei unfähig, Schulentwi­cklung zu steuern, und Gebäude in Schuss zu halten, hieß es in einer Pressemitt­eilung.

Neben Vorträgen gibt es auch Diskussion­en. Der Kurs ist dabei völlig ergebnisof­fen, so die Veranstalt­er: Freie evangelisc­he Gemeinde Augsburg-Mitte, Ulrichsgas­se 3. Beginn ist um 19 Uhr.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Schulzentr­um am Alten Postweg ist in die Jahre gekommen. Mindestens 75 Millionen Euro müssen für die Generalsan­ierung aufgebrach­t werden. Die Stadt hat noch viele weitere Schulbaust­ellen.

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