Schulsanierung wird zum Zankapfel
Bildung Neu gegründete Schülerinitiative wirft der Stadt Versäumnisse vor und ruft zu einer Demonstration an diesem Freitag auf. Referent Köhler hält die Kritik für unangebracht
Mit einer Demonstration unter dem Motto „Richtet unsere Schulen“will die neugegründete Schülerinitiative Augsburg (SIA) auf „Versäumnisse, Probleme und Verfehlungen der Bildungspolitik“aufmerksam machen. Ziel der Veranstaltung sei es, „die Politik an die maroden Augsburger Schulen zu erinnern und sie nun endlich zum Handeln zu bewegen“. Beginn ist um 17.30 Uhr auf dem Moritzplatz.
Einer der Initiatoren ist Jonas Holm, der bei den Landtagswahlen für die Freien Wähler kandidiert. Der Zeitpunkt der Demo sei bewusst gewählt worden. „Wir dachten, kurz vor der Landtagswahl geht was“, sagt der 19-Jährige. Sein Engagement bei der SIA, der neben Schülern auch Studenten und andere am Thema Interessierte angehören, will Holm aber nicht nur als Wahlkampf verstanden wissen. Seit seiner Zeit an der Grundschule St. Anna erlebe er den schlechten Zustand von Schulen hautnah mit, so auch jetzt am Jakob-Fugger-Gym- nasium. Die Toiletten dort beschreibt Holm mit einem Wort: „Widerlich“.
Dass zahlreiche der 70 Augsburger Schulen sanierungsbedürftig sind, ist der Stadt bewusst. Bildungsreferent Hermann Köhler stößt sich jedoch am Ton des Demonstrationsaufrufs, der wohl der nahenden Landtagswahl geschuldet sei. „Unser Eindruck ist ein ganz anderer als der von den Initiatoren vermittelte. Bei allem Verständnis für die Ungeduld der jungen Leute – die Kritik ist unangebracht“, sagt Köhler.
Die Stadt habe ein 300-Millionen-Programm für die Schulsanierungen bis 2030 aufgelegt, auch um den Sanierungsstau aus den vergangenen Jahrzehnten aufzulösen. „Wir investieren gewaltige Beträge in die Schulgebäude mit dem größten Bedarf, um diese brandschutztechnisch und energetisch zu sanieren, aber gleichzeitig mit Ganztags-Räumen und moderner technischer Ausstattung auch im Bereich IT rundum fit für die Zukunft zu machen“, so Köhler.
Dem Referenten ist klar, „dass wir für die Zukunft noch mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Aber alles auf einmal geht nun mal nicht.“Verzögerungen bei den Bauvorhaben seien ärgerlich, aber wegen des manchmal aufwendigen Planungsverfahrens und Engpässen bei Baufirmen nicht immer zu vermeiden.
Dass an Schulen noch viele Baustellen offen sind, weiß auch Adriano Franco. Er ist einer von insgesamt sieben Stadtschülersprechern und teilte kürzlich bei der Veranstaltung
dem Ministerpräsidenten Markus Söder mit, dass die sanitären Einrichtungen an vielen Augsburger Schulen katastrophal seien. Zu der Demo am Freitag, von der er zufällig über eine Whatsapp-Gruppe erfahren hat, will der Montessori-Schüler dennoch nicht gehen. „Ich kann die Meinung der SIA nicht teilen. Die Stadt unternimmt sehr wohl etwas, um den Zustand der Schulen zu verbessern.“
Mit von der Partie bei der Veranstaltung werden Vertreter der Jungen GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) sein, wie Sprecher Georg Tiroch bestätigte. Die GEW hatte im Sommer die Stadt scharf kritisiert. Sie sei unfähig, Schulentwicklung zu steuern, und Gebäude in Schuss zu halten, hieß es in einer Pressemitteilung.
Neben Vorträgen gibt es auch Diskussionen. Der Kurs ist dabei völlig ergebnisoffen, so die Veranstalter: Freie evangelische Gemeinde Augsburg-Mitte, Ulrichsgasse 3. Beginn ist um 19 Uhr.