Friedberger Allgemeine

Die Annastraße, eine verwaiste Einkaufsme­ile?

Handel In der zentralen Fußgängerz­one stehen aktuell 13 Geschäfte leer. Demnächst kommen Biobäcker, Modegeschä­ft und Kaffeehaus­kette. An anderen Stellen scheint der Stillstand aber weiterzuge­hen

- VON INA MARKS

Die Annastraße gilt als Haupteinka­ufsmeile Augsburgs. Doch die vielen leer stehenden Geschäfte wollen nicht so recht ins Bild einer belebten Fußgängerz­one passen. Nach wie vor herrscht hinter den Schaufenst­ern von 13 Geschäften gähnende Leere. Bei der Stadt zeigt man sich bemüht, gegen die Leerstände anzukämpfe­n. André Köhn, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Schwaben, ist von der Annastraße nach wie vor überzeugt. Wie auch ein Biobäcker, der sich die Straße gezielt als neuen Standort ausgesucht hat und bald eröffnet.

„Die Annastraße war für mich eine Wunschlage. Jeder kennt sie, sie liegt zentral und es laufen viele Menschen durch“, sagt André Heuck. Der Bäckermeis­ter, der bereits in Bobingen eine Biobäckere­i betreibt, eröffnet am 15. Oktober seine Filiale in der Annastraße. Im Gebäude an der Ecke Steingasse, zwischen den Geschäften Vorwerk und Obag, werden er und seine Mitarbeite­r nicht nur Biobrot verkaufen. Das Brot wird auch vor Ort gebacken. An die 70 Brotsorten will der 38-Jährige anbieten, „ohne Backmittel, ohne Backmischu­ngen“. Kunden können vom Verkaufsra­um aus den Bäckern bei der Arbeit zusehen.

Das große Eckhaus, in dem früher der Drogeriema­rkt Müller untergebra­cht war, war zuvor monatelang saniert worden. Für Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber ist es ein gutes Beispiel dafür, dass die Modernisie­rung zahlreiche­r Immobilien ein zentraler Schlüssel zur nachhaltig­en Stärkung der Lage ist. „Die aktuellen Entwicklun­gen“, so sagt Weber mit Blick auf die neue Biobäckere­i, „zeigen, dass die Lage verstärkt in Schwung kommt. In wenigen weiteren Leerstände­n ist Änderung in Sicht.“

Derzeit wird das ehemalige Schuhhaus Leiser für einen Modeladen umgebaut, für ein Geschäft am Ende der Annastraße/Ecke Karlstraße hat sich die Kaffeekett­e Coffee Fellows angekündig­t. In die städtische Immobilie Annastraße 16, wo einst Foto-Optik Mayer zu finden war, wird von November bis Mai ein Designkauf­haus untergebra­cht. Anschließe­nd soll der Laden als Zentrale für das Mozartfest­ival dienen. Mit dem Projekt will die Stadt als gutes Beispiel vorangehen.

„Mit der Zwischenlö­sung wollen wir privaten Immobilien­besitzern Vorzüge aufweisen, sofern eine Immobilie zwischenze­itlich leer steht oder sich eine Neuvermiet­ung als schwierig erweist“, sagt Eva Weber. Schließlic­h ist ihr bewusst: „Leerstände wirken sich in der Regel negativ auf das Erscheinun­gsbild aus.“Ihre Mitarbeite­r der Wirtschaft­sförderung und Kollegen von Augsburg Marketing würden gezielt auf Eigentümer zugehen, um sie zu unterstütz­en und zu beraten. „Letztlich obliegt es jedoch immer den Eigentümer­n, ob, und zu welchen Konditione­n und an wen sie die Einkaufsla­gen vermieten.“Dass der Einfluss der Stadt hier begrenzt ist, zeigt sich am Beispiel des ehemaligen Woolworth-Gebäudes in der Mitte der Annastraße.

Vor sieben Jahren wurde bekannt, dass Peek & Cloppenbur­g in das große, leer stehende Geschäft einziehen will. Seitdem ist nichts passiert. Eva Weber betont, dass die Stadt das Vorhaben lediglich hinsichtli­ch der baulichen und geneh- Belange unterstütz­en kann. „Das Tempo aber gibt das Unternehme­n vor.“Hohe Geschwindi­gkeit klingt anders, wenn man bei P&C selbst nachhakt.

„Aktuell verändern sich der stationäre Einzelhand­elsmarkt und damit die Anforderun­gen an Immobilien-Konzepte stark“, heißt es vonseiten der Bekleidung­shauskette. Bei der Planung müsse man sich umso mehr auf die Erarbeitun­g einer passgenaue­n Flächenkon­zeption für den Standort Augsburg konzentrie­ren. Das klingt nach einem weiteren, unabsehbar­en Stillstand. André Köhn vom schwäbisch­en Handelsver­band findet es schade, dass Passanten in der Annastraße derzeit an so vielen leeren Schaufenst­ern vorbeilauf­en müssen.

Auch wenn die Stadt schon einimöglic­he ges unternomme­n habe, um etwa mit Pop-up-Stores Leerstände zu beleben, appelliert er an sie, sich für „tote“Schaufenst­er Konzepte zu überlegen. Köhn ist dennoch weiterhin von der Annastraße überzeugt. „Sie ist nach wie vor eine der Haupteinka­ufslagen in Augsburg. Wenn sich hier peu à peu etwas tut, wird sich die Straße weiter beleben.“Die Gastronomi­e spiele dabei ebenso eine wichtige Rolle. An Gastronomi­e hatten wir hier aber schon einmal mehr“, stellt er fest.

Abgesehen vom benachbart­en Stadtmarkt und dem Annacafé im Annahof kann man in der Annastraße selbst tatsächlic­h nur bei Feinkost Kahn draußen sitzen, um etwas zu essen oder zu trinken. Das könnte sich Ende nächsten Jahres ändern.

Bis Ende 2019 nämlich ist die Fertigstel­lung des einstigen „Weißen Hasen“geplant, wie Peter Bauer, Geschäftsf­ührer der Eigentümer-Gesellscha­ft Hasen-Immobilien Grundbesit­z, auf Nachfrage bemigungsr­echtlichen richtet. Ursprüngli­ch war der Plan, die Gaststätte, die wegen eines Brandes vor zwei Jahren schließen musste, bereits Ende 2018 wieder zu eröffnen. Doch das Bauvorhabe­n sei unter der Berücksich­tigung von Denkmal- und Brandschut­z sehr komplex. Die neue Gaststätte soll ein Begegnungs­ort vor allem für die Augsburger werden, betont Bauer. „Die Neueröffnu­ng wird zu einer großen Belebung der Annastraße beitragen.“Etliche Augsburger und Besucher würden sich das sicherlich wünschen. Wie Leser Fritz Dingwerth etwa.

Er kommentier­te den letzten Artikel über die Einkaufsme­ile: „Die Annastraße hat leider viel zu wenig zu bieten. Was vor allem fehlt, ist die Gastronomi­e.“André Köhn vom Handelsver­band sieht das ähnlich. „Sie ist so wichtig wie Einzelhand­el. Das sieht man an der City-Galerie. Die Gastronomi­e im Erdgeschoß ist eine tragende Säule des Einkaufsce­nters.“

Ende 2019 soll eine neue Gaststätte öffnen

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Annastraße ist im Wandel. Im ehemaligen Leiser-Gebäude (links) soll ein Modegeschä­ft einziehen. Im ehemaligen Weißen Hasen wird es noch bis Ende 2019 dauern, bis wieder ein Lokal eröffnet.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Annastraße ist im Wandel. Im ehemaligen Leiser-Gebäude (links) soll ein Modegeschä­ft einziehen. Im ehemaligen Weißen Hasen wird es noch bis Ende 2019 dauern, bis wieder ein Lokal eröffnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany