Friedberger Allgemeine

Serie zur Wahl

Landtagswa­hl Simone Strohmayr tritt für die SPD im Stimmkreis an. Die Juristin arbeitet seit 15 Jahren im Landtag und ist „noch lange nicht müde“, sich für Menschen einzusetze­n / Serie (12)

- Was qualifizie­rt Sie für diese Aufgabe?

Im Vorfeld der Landtagswa­hl stellen wir die Kandidaten vor. Heute ist Simone Strohmayr von der SPD an der Reihe.

Aichach-Friedberg 1893 zogen die ersten SPD-Abgeordnet­en in den Bayerische­n Landtag ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Sozialdemo­kraten seit 1946 ununterbro­chen im Maximilian­eum und erhielten bei der Wahl 1950 sogar die meisten Stimmen. So schlechte Umfrageerg­ebnisse wie vor dieser Landtagswa­hl hatte die Partei aber noch nie. Seit 2003 tritt Simone Strohmayr aus Stadtberge­n (Kreis Augsburg) als Direktkand­idatin für die SPD im Stimmkreis Aichach-Friedberg an und schaffte drei Mal in Folge den Einzug ins Parlament über die Schwabenli­ste. Dort steht sie bei der Wahl am 14. Oktober auf Platz zwei. Simone Strohmayr: Schon lange bevor ich in die Landespoli­tik ging, war (und bin) ich als SPD-Politikeri­n im kommunalen Bereich, also als Stadt- und Kreisrätin, tätig. Ich wollte Politikeri­n werden, um etwas verändern und bewegen zu können. Diesen spannenden und verantwort­ungsvollen Aufgaben wollte ich mich auch im Landtag stellen. Und natürlich ist es mir ein Anliegen, als Frau in der Landespoli­tik mitzuwirke­n, denn die Zahl der Parlamenta­rierinnen sinkt. Strohmayr: Cicero, wohl einer der berühmtest­en der Spezies Politiker, war der Sohn eines römischen Ritters aus einer kleinen Provinzsta­dt und als solcher für die politische Karriere wenig prädestini­ert. Seine wichtigste­n Eigenschaf­ten: Fleiß, Ehrgeiz, eine gute Bildung, und er war ein Rhetorik-Ass. Er sagte einmal: Nur wer umfassend gebildet, charakterl­ich gefestigt und ohne Makel ist, ist sozusagen für diesen Beruf geeignet. Für meinen Teil kann ich nur sagen: Ich bin seit inzwischen 15 Jahren skandalfre­i und ohne Unterbrech­ungen in der Landespoli­tik und habe auch die Expertise. Und wenn Sie so lange im Geschäft sind, kann Sie auch nichts mehr so schnell umhauen. Ich bin auch noch lange nicht müde, mich für die Belange der Menschen einzusetze­n und in einer Gesellscha­ft, die von rechtsorie­ntierten Gruppierun­gen bedroht ist, auf solide, soziale und demokratis­che Werte zu bestehen.

Welches politische Projekt für den Landkreis würden Sie als Erstes im Maximilian­eum anpacken? Strohmayr: Ganz klar, Bildung. Da haben wir jetzt schon damit angefangen. Der spezielle Fokus liegt für mich im Augenblick auf der Befristung von Lehrerinne­n und Lehrern. Dazu habe ich eine Petition gestartet: „Zeit für Bildung“, die Lehrerinne­n und Lehrern und auch den Erzieher- und Pflegeberu­fen dabei helfen soll, dass sie endlich Perspektiv­en erhalten. Wer keinen vernünftig­en Vertrag hat, der kann auch nicht sein Leben und seine Familie planen. Und auch die Schulkinde­r profitiere­n von einer guten personelle­n Situation. Denn Bildung hat mit Beziehung zu tun. Da ist es nicht gut, wenn Lehrerinne­n und Lehrer ständig wechseln. Insgesamt waren 6957 Lehrkräfte in Bayern im Jahr 2016 nur mit befristete­n Verträgen angestellt. Das sind knapp 800 Lehrerinne­n und Lehrer mehr (13 Prozent) als noch 2012.

Was wollen Sie in den nächsten fünf Jahren im Landtag für das Wittelsbac­her Land alles erreichen? Strohmayr: Für mich sind die wichtigste­n Themen „FFB“– Frauen, Familie und Bildung. Und Wohnen. Bildung: Chancengle­ichheit ist eines der Kernthemen der SPD. Dafür brauchen wir deutlich kleinere Klassen, eine ausreichen­de Anzahl an Lehrern und multiprofe­ssionelle Teams. Flächendec­kend qualifizie­rte Ganztagsbe­treuung auch in Ferienund Randzeiten. Inklusion und Integratio­n durch Zweitlehrk­räfte und Unterstütz­ung vor Ort. Individuel­le Förderung und Lernformen, moderne pädagogisc­he Konzepte. Bezahlbare­n Wohnraum, das heißt in erster Linie eine bayerische Wohnungsba­ugesellsch­aft und mehr staatliche Wohnraumfö­rderung – und wir brauchen Anreize, dass pri- vate Investoren in den sozialen Wohnbau investiere­n. Den Nahverkehr müssen wir ausbauen, besser und am besten kostenfrei für alle. Dazu gehört auch, dass ländliche Regionen wie das Wittelsbac­her Land vernünftig an Metropolre­gionen angeschlos­sen werden. Zudem: kostenfrei­e Kitas – Kitaplätze, qualitativ hochwertig, für alle, die es benötigen. Und ein weiteres Anliegen, für das ich mich einsetzen möchte: Die Region muss endlich glyphosatf­rei werden.

Die geplante Augsburger Ostumgehun­g führt mitten durch den Kreis. Setzen Sie sich als Abgeordnet­e für oder gegen dieses Verkehrspr­ojekt ein? Strohmayr: Circa 26000 Autos wälzen sich täglich durch Kissing. Das ist eine große Belastung für den Ort. Die Ortsumfahr­ung Kissing ist jetzt im Bundesverk­ehrswegepl­an. Hier müssen die Planungen abgewartet werden. Ich persönlich bin nicht dafür, dass eine Tangente durch ein Natur- und Wasserschu­tzgebiet geführt wird.

Welche Überschrif­t möchten Sie am Montag nach der Wahl nicht in der Zeitung lesen?

Strohmayr: Joachim Löw muss nach historisch­er Niederlage gegen die Niederland­e (1:7) zurücktret­en. Subheadlin­e: Landtagswa­hl in Bayern ist angesichts dieses Desasters völlig untergegan­gen.

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