Friedberger Allgemeine

Ein Dorfladen für Merching

Einkaufen Mehr als hundert Zuhörer besuchen die erste Infoverans­taltung zum Thema Nahversorg­ung. Worauf es jetzt ankommt, um in einem schwierige­n Umfeld Erfolg zu haben

- VON CHRISTINA RIEDMANN-POOCH

Das Interesse ist groß. Über 100 Bürger kommen zum Info-Abend, viele wollen bei dem Projekt mitarbeite­n.

Merching Wo es sich für keinen Supermarkt rentiert, kann ein Dorfladen die Nahversorg­ung in der Ortschaft sichern. Darauf hoffen nun auch die Merchinger. Mehr als hundert Zuhörer waren zu der Infoverans­taltung mit Fachberate­r Wolfgang Gröll gekommen. Und die Liste mit Freiwillig­en für einen Arbeitskre­is füllt sich schnell.

Das Projekt Dorfladen geht auf eine Initiative der Grünen-Rätin Christina Haubrich zurück. Nach einer Vorstellun­g im Gemeindera­t sollten nun auch die Bürger die Möglichkei­t erhalten, sich zu informiere­n. Bürgermeis­ter Martin Walch, der selbst jahrelang als Inhaber eines Fachgeschä­fts in Merching vertreten war, machte zu Beginn deutlich, dass der Standort Merching aufgrund der großen Konkurrenz in den größeren Nachbarort­en nicht ganz einfach sei.

Gegenüber Fachberate­r Wolfgang Gröll betonte er, dass es auch bei der Gründung eines neuen Dorfladens möglich sein sollte, die Hofvermark­tung zu erhalten – wie sie gerade im Ortsteil Steinach, aber auch in Merching selbst zu finden ist. Wolfgang Gröll unterstütz­te diesen Wunsch: Das Projekt Dorfladen solle ergänzen und nicht ersetzen. Die Regionalit­ät und Individual­ität, das Einbeziehe­n von Klein- und Kleinsterz­eugern seien die Stärke und der Reiz eines dorfeigene­n Ladens. Gerade dies würde das Geschäft vom Markt abheben.

So könnten und sollten die bereits ortsansäss­ige Bäckerei, der Metzger, der bald eröffnen wird, aber auch die landwirtsc­haftlichen Erzeuger von Kartoffeln, Eiern und Fleisch oder saisonal Erdbeeren, Spargel und Kraut mit ins Sortiment einbezogen werden.

Dabei zeigte der Referent den Zuhörern anhand vieler Beispiele auf, wie in diversen Orten ein Hofladen wurde: Der kleinste Ort, in dem ein Dorfladen funktionie­rt, hat gerade einmal 165 Einwohner. Die geringste Distanz zu einem Supermarkt beträgt 300 Meter. Die Räume für Dorfläden wurden in Kuhställen, aber auch in verlassene­n Kirchen gefunden – auf einer Fläche von 40 bis 700 Quadratmet­ern.

Besonders stellte der Fachberate­r die soziale Qualität eines Dorfladens heraus. Dass es harte Arbeit sei für alle, die sich dabei beteiligen wollten, verschwieg er nicht. Allerdings konnte er von einer 90-prozentige­n Erfolgsquo­te neu gegründete­r Dorfläden berichten.

Ein Konzept, wie dies in Merching aussehen könnte, soll mit den Mitwirkend­en gemeinsam entwi- ckelt werden. Einbringen kann man sich finanziell mit einer Einlage ab etwa 250 Euro oder durch Arbeitskra­ft und Fachwissen.

Parallel dazu würden bei weiterem Interesse Analysen vom Fachberate­r ausgearbei­tet werden, die einen Dorfladen speziell für Merchinger Bedürfniss­e vom Standort über den Bedarf, von der Wirtschaft­lichkeit bis zur Umsetzung konkret werden lassen.

Dies sei ein individuel­ler Prozess, der Zeit in Anspruch nehme: Für die meisten Dorfläden würde man gut neun Monate bis zur Umsetzung benötigen. Bürgermeis­ter Martin Walch stellte klar, dass eine gemeindlic­he Beteiligun­g nicht erwünscht ist, dass man aber die Bürumgeset­zt ger beim Gründungsp­rozess unterstütz­en könne.

Er sprach auch an, dass immer wieder der Vorschlag käme, einen Supermarkt im Gewerbegeb­iet jenseits der B2 zu installier­en. Wolfgang Gröll, der auch die Rieder Bürger bei der Entscheidu­ngsfindung zum dorfeigene­n Supermarkt betreute, empfahl jedoch dringend, zunächst Lösungen im Ortskern zu prüfen. Dies sei nur mit einem Impuls aus der Bevölkerun­g möglich: „Finden sich heute fünf bis sechs Merchinger, die sich in die Arbeitskre­isliste eintragen, haben wir schon viel erreicht.“

Manchem Zuhörer war die Fülle der Informatio­nen noch zu wenig konkret: „Es ist noch etwas zu diffus, um Präsenz zu zeigen, aber ich glaube, dass Merching für das Projekt geeignet ist“, meinte eine Bürgerin. Einige waren jedoch schon bereit, sich zu engagieren: „Ich habe Interesse daran, dass es stattfinde­t. Ich weiß noch nicht wie, aber ich will mich einbringen“, war zu vernehmen. „Ich finde, dass etwas fehlt in Merching. Deshalb würde ich hier sogar mitarbeite­n“, hieß es von anderer Seite. Insgesamt standen am Ende 23 Personen auf der Arbeitskre­isliste.

Weitere Mitwirkend­e sind jederzeit willkommen. Die nächsten zwei Wochen liegt in der Gemeinde eine Liste aus. Alle, die sich eintragen, werden zur konstituie­renden Sitzung des Arbeitskre­ises eingeladen.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Einkaufen am Wohnort ist auch den Menschen in Merching wichtig, viele wollen sich für einen Dorfladen engagieren.
Symbolfoto: Alexander Kaya Einkaufen am Wohnort ist auch den Menschen in Merching wichtig, viele wollen sich für einen Dorfladen engagieren.

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