Intensivstädte
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st das jetzt Dusel, wenn man mit seinem Diesel in einer Intensivstadt oder zumindest deren Dunstkreis angemeldet ist? In D wie Dieseldeutschland, wo es eine OstWest-Schieflage und ein StadtLand-Gefälle gibt, sind nun Orte aufgetaucht, die anders sind als andere. Privilegierter? Jedenfalls intensiver, was die Verschmutzung angeht, heilloser belastet mit Abgasen. Stickoxidmetropolen, Drecknester, Miefballungsräume oder Stinkstädte wollte man sie nicht nennen – so viel Respekt vor Limburg, Düren, Köln und Hamburg muss schon sein.
In den über die prekäre Luftqualität definierten Intensivstädten gibt es für ansässige Dieselfahrer Angebote – Umtauschprämien, Nachrüstung, Rückkaufofferten –, die es außerhalb, in Schwachstädten und Fettwiesen-Idyllen, wo das Intensivgrünland bestens gedeiht, eben nicht gibt.
Wie glücklich die Bezeichnung Intensivstädte ist, sei dahingestellt. Es klingt jedenfalls einerseits nach faszinierender Taktung und Verdichtung von Großstadthektik und Metropolenreiz (und eher weniger nach Limburg an der Lahn) – andererseits aber denkt man doch vor allem an Intensivstationen, wo es um Leben und Tod geht und Sauerstoffzelte unumgänglich sind. Vielleicht wäre Extremstädte die harmlosere Bezeichnung gewesen.
Angenommen, wir kriegen die Luftverpestung nicht in den Griff, weil weiter zu viele Intensivtäter herumdieseln: Wird es irgendwann dann auch Intensivdörfer geben? Extremweiler gar? Und wenn es umgekehrt läuft und sich die Lage der Luft zum Besseren wendet: Wer bestimmt dann, dass Düren, Kiel, Düsseldorf und all den anderen der Titel Intensivstadt wieder aberkannt wird? Scheuer? Schluss mit München als weltbekannte Intensivstadt mit Herz?