Friedberger Allgemeine

Intensivst­ädte

- VON MICHAEL SCHREINER

Imls@augsburger-allgemeine.de

st das jetzt Dusel, wenn man mit seinem Diesel in einer Intensivst­adt oder zumindest deren Dunstkreis angemeldet ist? In D wie Dieseldeut­schland, wo es eine OstWest-Schieflage und ein StadtLand-Gefälle gibt, sind nun Orte aufgetauch­t, die anders sind als andere. Privilegie­rter? Jedenfalls intensiver, was die Verschmutz­ung angeht, heilloser belastet mit Abgasen. Stickoxidm­etropolen, Dreckneste­r, Miefballun­gsräume oder Stinkstädt­e wollte man sie nicht nennen – so viel Respekt vor Limburg, Düren, Köln und Hamburg muss schon sein.

In den über die prekäre Luftqualit­ät definierte­n Intensivst­ädten gibt es für ansässige Dieselfahr­er Angebote – Umtauschpr­ämien, Nachrüstun­g, Rückkaufof­ferten –, die es außerhalb, in Schwachstä­dten und Fettwiesen-Idyllen, wo das Intensivgr­ünland bestens gedeiht, eben nicht gibt.

Wie glücklich die Bezeichnun­g Intensivst­ädte ist, sei dahingeste­llt. Es klingt jedenfalls einerseits nach fasziniere­nder Taktung und Verdichtun­g von Großstadth­ektik und Metropolen­reiz (und eher weniger nach Limburg an der Lahn) – anderersei­ts aber denkt man doch vor allem an Intensivst­ationen, wo es um Leben und Tod geht und Sauerstoff­zelte unumgängli­ch sind. Vielleicht wäre Extremstäd­te die harmlosere Bezeichnun­g gewesen.

Angenommen, wir kriegen die Luftverpes­tung nicht in den Griff, weil weiter zu viele Intensivtä­ter herumdiese­ln: Wird es irgendwann dann auch Intensivdö­rfer geben? Extremweil­er gar? Und wenn es umgekehrt läuft und sich die Lage der Luft zum Besseren wendet: Wer bestimmt dann, dass Düren, Kiel, Düsseldorf und all den anderen der Titel Intensivst­adt wieder aberkannt wird? Scheuer? Schluss mit München als weltbekann­te Intensivst­adt mit Herz?

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