Wachs, Menschen und Mythen
Günther Baumann mit neuen Arbeiten im Studio der Galerie Noah
Ein filigranes Echo auf die großen plakativen Tableaus von A. R. Pencks archaischen, expressiv-aggressiven Strichfiguren im Hauptsaal der Galerie Noah im Glaspalast ist die parallele Schau im intimen Studio. Dort zeigt Günther Baumann neue Arbeiten – eine kleine, aber feine Präsentation, die aber in ihrem Rahmen an Intensität und Ausdruck nichts zu wünschen übrig lässt.
Auch Günther Baumann, Erster Vorstand der „Ecke“-Vereinigung, vielfach mit Preisen ausgezeichneter Künstler, dessen Renommee und Präsenz seit dem Augsburger Kunstförderpreis vor nun über 30 Jahren kontinuierlich zu Recht zugenommen hat, taucht ein in ein Reich der Mythen. Doch schon allein die Technik mit Öl und Kreide auf Wachs, die größeren EnkaustikArbeiten der eingebrannten Wachsfarben mit Öl auf Leinwand oder Holz, strahlen natürlich eine andere, poetischere Aura aus. Zwölf kleinere Bilder verfolgen jeweils einen „Wanderer“, der von einem runden, globusartig kreisenden Kraftfeld in Preußisch-Blau bestimmt wird. Die Figur zeigt sich schwebend, frei oder magnetartig gebannt, mit feinen roten Punkten rieselnd angedeutet, oder auch kraftvoll aus der filigranen Szene herauswachsend – eine eigene winzige Galaxie.
Eine Serie mit größerem Format heißt „Placebo gegen Verlustgewinn“. Der angestrengt rätselvolle Titel nimmt aber überhaupt nichts weg an Schaulust. Die goldschimmernden, auch farblich changierenden, dicht ausgebreiteten Untergründe dieser Enkaustik-Arbeiten, in die seine Figurinen eingewebt sind, erinnern zuerst an Jugendstil und Klimt-Effekt. Doch bei Baumann geraten sie genussvoll in fließende, vegetative Bewegung. Horizontal-Teilungen in lichte obere Hälften und härtere, undurchdringliche untere Basis erzeugen die klassische Spannung Himmel und Erde.
Drei große Enkaustik-Bilder – betitelt „TAT TVAM ASI 2“(das bist du – für Ang.F) – führen ein Paar mit Kind vor, das in eben diesem dunklen irdischen Raum verirrt scheint. Im virtuos von Baumann inszenierten mystischen Licht, dessen Quelle magisch verrätselt scheint, ereignet sich eine winzige Episode, in deren Ende das Kind sich spielerisch vom engen Personenverbund löst. Der Farbwechsel des letzten Bildes zeigt es: Günther Baumanns kleine Traumreise.
OBis zum 4. November. Galerie Noah/Studio. Beim Glaspalast. Di-Do 1115 Uhr, Fr - So und Feiertage 11 - 18 Uhr.