Friedberger Allgemeine

Friedberg hat einen Grund zum Feiern

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger-allgemeine.de

Erinnern Sie sich noch? Es war der Verkehrsve­rein, der vor Jahren diesen Slogan entwickelt­e: Friedberg hat ein Schloss und keiner kann es sehen. Von einem Baumverhau komplett eingewachs­en, schlief das denkmalges­chützte Gebäude einen Dornrösche­nschlaf, der allenfalls durch Ausstellun­gen im Museum sowie durch gelegentli­che Feste und Konzerte unterbroch­en wurde. Ausgerechn­et das Bauwerk, dem Friedberg erst seine Entstehung, seine Geschichte und Gegenwart verdankt.

Erst unter dem Druck von Teilen der Bürgerscha­ft entdeckte auch die Politik, welchen Schatz es da zu heben gab: Ein historisch­es Gebäude, das weit und breit seinesglei­chen sucht, das wie kein anderes geeignet ist, zum Wahrzeiche­n Friedbergs zu werden. Ein mühsames Ringen um den richtigen Weg und das richtige Ziel, das über Jahrzehnte die Zeitungssp­alten füllte, erreicht an diesem Wochenende sein hoffentlic­h gutes Ende.

Wie sehr sich viele Friedberge­r darauf freuen, „ihr“Schloss nun in Besitz zu nehmen, zeigt schon das Engagement für das Rahmenprog­ramm: Da wurde gebastelt, gedichtet, komponiert und einstudier­t, da betreten Musiker, Schauspiel­er, Dichter und Maler die große Bühne, auf die sie so lange gewartet haben. Gewiss – die Betonung wird wohl weniger auf dem Bürger als auf dem Kulturzent­rum liegen. Das Schloss ist kein Ort geworden, an dem sich Selbsthilf­egruppen zum Stricken und Häkeln treffen, wie man das bei den Grünen im Friedberge­r Stadtrat so gerne gesehen hätte. Aber es hat das Zeug, zum Mittelpunk­t des gesellscha­ftlichen und kulturelle­n Lebens dieser Stadt zu werden. Wer in der Schlusspha­se der Arbeiten einen Blick hinter das Tor werfen durfte, hat daran keinen Zweifel.

Keine der finsteren Prognosen ist Wahrheit geworden. Weder ist Friedberg Pleite gegangen, noch ist wegen des Schlosses anderes auf der Strecke geblieben. Fast 23 Millionen Euro sind ein Batzen Geld, aber die Stadt konnte diese Ausgaben stemmen, ohne sich deswegen neu zu verschulde­n. Nach anfänglich­em erbitterte­m Streit hat der Stadtrat im parteiüber­greifenden Miteinande­r ein Projekt gestemmt, das ihm so manche gar nicht zugetraut hätten.

Die Friedberge­r dürfen darum an diesem Wochenende nicht nur ihr Schloss, sondern auch ihre Politiker feiern.

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