Friedberg hat einen Grund zum Feiern
Erinnern Sie sich noch? Es war der Verkehrsverein, der vor Jahren diesen Slogan entwickelte: Friedberg hat ein Schloss und keiner kann es sehen. Von einem Baumverhau komplett eingewachsen, schlief das denkmalgeschützte Gebäude einen Dornröschenschlaf, der allenfalls durch Ausstellungen im Museum sowie durch gelegentliche Feste und Konzerte unterbrochen wurde. Ausgerechnet das Bauwerk, dem Friedberg erst seine Entstehung, seine Geschichte und Gegenwart verdankt.
Erst unter dem Druck von Teilen der Bürgerschaft entdeckte auch die Politik, welchen Schatz es da zu heben gab: Ein historisches Gebäude, das weit und breit seinesgleichen sucht, das wie kein anderes geeignet ist, zum Wahrzeichen Friedbergs zu werden. Ein mühsames Ringen um den richtigen Weg und das richtige Ziel, das über Jahrzehnte die Zeitungsspalten füllte, erreicht an diesem Wochenende sein hoffentlich gutes Ende.
Wie sehr sich viele Friedberger darauf freuen, „ihr“Schloss nun in Besitz zu nehmen, zeigt schon das Engagement für das Rahmenprogramm: Da wurde gebastelt, gedichtet, komponiert und einstudiert, da betreten Musiker, Schauspieler, Dichter und Maler die große Bühne, auf die sie so lange gewartet haben. Gewiss – die Betonung wird wohl weniger auf dem Bürger als auf dem Kulturzentrum liegen. Das Schloss ist kein Ort geworden, an dem sich Selbsthilfegruppen zum Stricken und Häkeln treffen, wie man das bei den Grünen im Friedberger Stadtrat so gerne gesehen hätte. Aber es hat das Zeug, zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens dieser Stadt zu werden. Wer in der Schlussphase der Arbeiten einen Blick hinter das Tor werfen durfte, hat daran keinen Zweifel.
Keine der finsteren Prognosen ist Wahrheit geworden. Weder ist Friedberg Pleite gegangen, noch ist wegen des Schlosses anderes auf der Strecke geblieben. Fast 23 Millionen Euro sind ein Batzen Geld, aber die Stadt konnte diese Ausgaben stemmen, ohne sich deswegen neu zu verschulden. Nach anfänglichem erbittertem Streit hat der Stadtrat im parteiübergreifenden Miteinander ein Projekt gestemmt, das ihm so manche gar nicht zugetraut hätten.
Die Friedberger dürfen darum an diesem Wochenende nicht nur ihr Schloss, sondern auch ihre Politiker feiern.