Zwangsarbeit für die Kriegsmaschinerie
Kissinger Krieger- und Soldatenkameradschaft besucht die Welfenkaserne in Landsberg
Kissing Eine Abordnung der Kriegerund Soldatenkameradschaft Kissing (KSK) besuchte die Welfenkaserne in Landsberg. Viele der Altgedienten kennen nur den Bunker im Iglinger Forst, erbaut unter dem Decknamen „Weingut II“.
Nach der Begrüßung durch Oberstabsfeldwebel Siebert wurden der historische Hintergrund erläutert und die gigantischen Dimensionen erklärt. Als 1944 die deutschen Städte und Werksanlagen immer intensiver bombardiert wurden, beschloss die Reichsführung, unterirdische Werke zur Produktion unter anderen des Düsenjägers Messerschmitt Me 262 zu errichten. Sechs Bunker sollten je 400 Meter lang, am Fuße 86 Meter breit und am Scheitel 26 Meter hoch sein, Betonstärke im Fundament 15 Meter, Deckenstärke drei Meter. Die Planungen sahen eine Produktion von 300 Flugzeugen im Monat dort vor. Von Juni 1944 bis April 1945 wurden ungefähr 23 000 Häftlinge als Zwangsarbeiter nach Landsberg deportiert. Sie mussten in zehn Außenlagern des KZ Dachau um Landsberg und Kaufering unter katastrophalen sozialen und hygienischen Verhältnissen leben. 6334 von ihnen starben an Erschöpfung und Krankheiten.
Nach der Befreiung durch die amerikanische Armee wurde der Bunker „Weingut II“, der zu 70 Prozent fertiggestellt war, als Waffenlager der US-Luftwaffe genutzt. 1959 besichtigte Verteidigungsminister Franz Josef Strauss den Bunker, daraufhin wurde er von der deutschen Luftwaffe übernommen. Geplant war die Stationierung des Flugkörpers Matador, doch dann beschaffte die Bundesregierung die Mittelstreckenrakete Pershing, die aber nicht in der Welfenkaserne gelagert wurden. Somit wurde der Bunker ab 1964 als Lager- und Instandsetzungseinrichtung genutzt.
„Der Besuch führte uns vor Augen, welcher Wahnsinn und welche Gräueltaten in dieser Zeit begangen wurden“, so das Ergebnis der Ausflugsteilnehmer. Eine Führung durch die militärgeschichtliche Sammlung zum „Erinnerungsort Weingut II“ist nach vorheriger Anmeldung möglich.