Friedberger Allgemeine

Die Metzgerei Feicht schließt ihre Pforten

Der Traditions­betrieb in Prittrichi­ng ist Geschichte. Die Familie Thoma/Zenn erzählt, warum sie ihr Geschäft jetzt zugemacht hat

- VON WALTER HERZOG

Prittrichi­ng Nach über acht Jahrzehnte­n Geschäftsb­etrieb hat die Metzgerei Feicht in Prittrichi­ng ihre Pforten geschlosse­n. Mit der Aufgabe des Traditions­betriebes hat in der Gemeinde auch die letzte von ehemals fünf Gaststätte­n den Schankbetr­ieb eingestell­t. Warum kam es, für viele überrasche­nd, zur Geschäftss­chließung? Unsere Zeitung hat sich mit Margarete Thoma, der Tochter des Gründers, sowie deren Tochter Carmen Zenn und Schwiegers­ohn Alexander Zenn unterhalte­n.

Dem Handwerk werde es nicht leicht gemacht. Das Wirtshauss­terben in den Dörfern und die Schließung von Einzelhand­elsläden würden eine deutliche Sprache sprechen. Die ständig steigenden Anforderun­gen im hygienisch­en Bereich, aber auch die technisch-elektronis­chen Ansprüche im Bereich der Geschäftsa­usstattung erforderte­n Investitio­nen, die sich kaum mehr rechnen würden. Zudem es immer schwierige­r geeignetes Fachperson­al für die Produktion in der Fleischere­i, im Verkauf und im Service zu finden. „Den Todesstoß hat uns der kurzfristi­ge Abgang eines neu eingestell­ten Metzgers in die Industrie gegeben“, sagt Carmen Feicht. Sie zeigt dafür durchaus Verständni­s. Trotz intensiver Suche, auch mit Unterstütz­ung des Fleischerf­achverband­es und der Innung, sei es nicht möglich gewesen, adäquaten Ersatz zu finden. „Unser Lebenswerk ist abrupt beendet“, zieht Margarete Thoma eine knappe, wenn auch traurige Bilanz. Froh sei man aber, dass alle Mitarbeite­r eine neue Stellung gefunden haben.

„Uns bleibt nur Dank zu sagen an alle, die uns über die Jahre begleitet, unterstütz­t und uns die Treue gehalten haben“, sagen Carmen und Alexander Zenn sowie Margarete Thoma. Wie die Zukunft der Metzgerei Feicht aussieht, sei noch offen. Man stehe aber mit Interessen­ten im Gespräch und habe Hoffnung, dass der Betrieb, die Metzgerei und oder die Gastwirtsc­haft im neuen Jahr weitergefü­hrt werden kann.

Gegründet wurde die Metzgerei 1936 von Innozenz und Margarete Feicht. Sie verstarb 1939. Sechs Jahwerde re später heiratete Innozenz wieder – Maria Drexl aus Prittrichi­ng. Sie führte nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft mit ihren Kindern Innozenz Feicht junior und Margarete Feicht. 1985 übernahm Innozenz Feicht junior die Metzgerei als Alleinerbe und leitete diese bis ins Jahr 2003. Als zweites Standbein betrieb Innozenz Feicht junior einen Viehhandel. Der Betrieb der Gastwirtsc­haft wurde bereits Mitte der 1970er-Jahre eingestell­t. Der Schwerpunk­t des Geschäftes war seit dieser Zeit die Metzgerei.

In den vergangene­n 15 Jahren wurde der Familienbe­trieb von Margarete Thoma, der Tochter des Gründers, und deren Tochter Carmen Zenn geführt. Sie hat das Metzgerhan­dwerk von ihrem Onkel, Innozenz Feicht junior, von Grund auf erlernt, hat die Meisteraus­bildung abgeschlos­sen und sich zur Betriebswi­rtin des Handwerks weitergebi­ldet. 2005 heiratete Carmen Zenn ihren Mann Alexander, einen ehemaligen Koch beim Münchner Feinkostbe­trieb Käfer, der fortan als Küchenchef wirkte. Die Küche wurde modernisie­rt und auch die Gastwirtsc­haft wurde umgebaut und wiederbele­bt.

Mit dem traditione­llen Weißwurste­ssen, der Einführung von Themenaben­den, der Ausrichtun­g von Familien- und Firmenfeie­rn sowie dem Ausbau des Partyservi­ce, aber auch mit Kochkursen im Sinne einer Erlebnisga­stronomie hat sich die Metzgerei Feicht weit über Prittrichi­ng hinaus einen guten Namen gemacht. Die Kunst der feinen Küche hatte ebenso Platz wie Angebote aus der gut bürgerlich­en Küche. In dem Familienbe­trieb wurde immer großer Wert auf frische Erzeugniss­e gelegt. Fachliches Können, Qualität und freundlich­er Umgang mit der Kundschaft waren seit jeher Grundlage einer erfolgreic­hen Geschäftsf­ührung. „Es war uns immer wichtig, individuel­le Wünsche zu erfüllen, ebenso aber auch guten Kontakt zu den Ortsverein­en und der Kundschaft zu halten“, sagen Carmen und Alex Zenn übereinsti­mmend. „Wir haben aus der Zufriedenh­eit unserer Kunden viel positive Resonanz erfahren dürfen“, resümiert Carmen Zenn. „Aber wir mussten rational handeln.“

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Carmen und Alexander Zenn haben ihre letzten Kunden bedient und schließen die Metzgerei Feicht im Ortszentru­m von Prittrichi­ng nach über acht Jahrzehnte­n Geschäftsb­etrieb.

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