Warum wir auf unser Land stolz sein sollten
Was ist deutsch? Die Antwort ist meist geprägt von den dunkelsten Zeiten unseres Landes. „Der gute Deutsche“zu sagen und stolz zu sein, erscheint da ausgeschlossen oder verdächtig. Ebenso aber heißt das Buch und eben das aber fordert Josef Joffe. Der lenkt – mit Verantwortungsgefühl vor, aber ohne Schuldkomplex aus der Geschichte – den Blick auf die Entwicklung danach, den Aufstieg „vom Waisenkind 1945 (…) zum Wunderkind des 21. Jahrhunderts“.
„Der gute Deutsche“jedoch ist, das zeigt auch der Untertitel „Die Karriere einer moralischen Supermacht“zweigesichtig. Einerseits hat sich dieses Land ja tatsächlich bewährt, bereits in den Nürnberger Prozessen, auch in den Siebzigern mit Willy Brandts Ostpolitik und gegen den RAF-Terror. Aber: Staaten halten das Gute hoch, derweil sie das Nützliche betreiben; die Bundesrepublik hat diesen Balanceakt zur Kunstform erhoben.“Soll heißen: Deutschland hat ja aus Eigeninteresse gelernt, seine neue Rolle mit moralischem Anspruch zu spielen. Also bitte: kein Grund zur Überheblichkeit und bloß kein moralischer Rigorismus. Dann hätte, so Joffe, dieses Land mit seiner besonderen Geschichte die Basis für ein normales, aufgeklärtes Selbstbewusstsein. Was ja alles einleuchtet und ein kluges Maß für deutschen Patriotismus liefert (siehe Thea Dorns „deutsch, nicht dumpf“). Bloß: Ob solche Aufklärung, außenpolitisch sicher treffend, innenpolitisch noch hilft?
Zeit-Herausgeber „Alle Wolfgang Schütz
Josef Joffe: Der gute Deutsche – Die Karriere einer moralischen Supermacht
C. Bertelsmann, 256 Seiten,
20 Euro