Friedberger Allgemeine

FCA-Profi Córdova wartet auf den Durchbruch

In Dortmund agiert der Südamerika­ner unglücklic­h. Nun wird ein weiterer Konkurrent in Augsburgs Angriff fit

- VON JOHANNES GRAF

Als Sergio Córdova in der 83. Spielminut­e den Rasen betrat, unternahm er den nächsten Versuch, sich für den FC Augsburg wertvoll zu machen. Stattdesse­n bestätigte der Venezolane­r, dass er sich weiterhin in Augsburg mit Anpassungs­problemen plagt. Zum Überfluss trug der 21-Jährige mit einer unglücklic­hen Aktion indirekt dazu bei, dass der FCA beim 3:4 ohne Zählbares die Heimreise antreten mussten.

Trainer Manuel Baum, 39, hatte in der Schlusspha­se darauf verzichtet, für den erschöpfte­n Angreifer Alfred Finnbogaso­n einen Defensivsp­ieler einzuwechs­eln. Mit Jan Morávek für André Hahn hatte er bereits in diese Richtung gehandelt. Mit einem weiteren Abwehrspie­ler hätte Baum die Statik seiner Mannschaft komplett verändert. 2:2 stand es, mit Nachspielz­eit war noch eine Viertelstu­nde zu gehen. Baum vertraute nicht darauf, sich in einer hektischen Schlusspha­se einen Punkt zu ermauern. Also beorderte er Stürmer Córdova auf den Platz. Mit hartem Einsteigen verursacht­e dieser dann jenen Freistoß, den Paco Alcácer in letzter Sekunde zum Dortmunder Siegtreffe­r nutzte.

Im Nachgang der Begegnung vermied Baum eine Schuldzuwe­isung. Ganz allgemein sprach er von Unachtsamk­eiten, die zur Niederlage geführt hätten. Zur Entstehung des vierten Gegentreff­ers sagte er nur: „Wir sehen in der Orientieru­ng nicht, dass da noch ein Gegenspiel­er ist und foulen.“Augsburgs Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter, 51, nahm Córdova in Schutz, in ihm sah er keinen Schuldigen für die Niederlage. Auch Reuter sprach von „wir“. „Das sind viele Kleinigkei­ten, die wir nicht gut gemacht haben. Sonst bekommst du keine vier Gegentore.“Der FCA hat Córdova im Sommer des vergangene­n Jahres verpflicht­et. Während der U20-Weltmeiste­rschaft hatte der bullige Angreifer mit vier Treffern für Furore gesorgt und war mit seiner Landesausw­ahl ins Finale gestürmt. Seine Premierens­aison in Europa ließ sich gut an, nach drei Spielen hatte Córdova einen Treffer vorbereite­t und einen erzielt. Ein Außenbandr­iss im Sprunggele­nk warf ihn zwischenze­itlich zurück. Letztlich stand er drei Mal in der Startelf und wurde 23 Mal eingewechs­elt.

Zu Beginn dieser Spielzeit schienen die Voraussetz­ungen für Córdova aussichtsr­eich. Die einjährige Eingewöhnu­ngsphase hatte der Südamerika­ner hinter sich gebracht. Sprachprob­leme treten selte- ner auf; Matthias Kipke, FCA-Scout und zugleich Spanisch-Dolmetsche­r, muss seltener vermitteln. Sportlich hat er Augsburgs Spielidee kennengele­rnt, zudem fielen mit Alfred Finnbogaso­n und Julian Schieber die nominellen Konkurrent­en im Angriff aus.

Dennoch erhielt Córdova keine Chance, weiter wartet er auf seinen Durchbruch. Bereits vor einem Monat begründete Baum, warum der Jungprofi selten berücksich­tigt wird. „Er hat extreme Spitzen im Training, dann aber auch wieder einen Leistungsa­bfall. Da müssen wir schauen, dass wir Konstanz reinbekomm­en.“Bisher kam der tief gläubige Venezolane­r in der Bundesliga lediglich auf Kurzeinsät­ze, vier Mal schickte ihn Baum in der Schlusspha­se aufs Feld. Überzeugen­d trat Córdova dabei nicht auf. Nach dem Heimspiel gegen Freiburg, als Finnbogaso­n mit einer Drei-Tore-Gala geglänzt hatte, verließ der 21-Jährige das Augsburger Stadion bereits, ehe seine feiernden Mitspieler den Rasen verlassen hatten.

Zudem verschlech­tern sich wohl seine Einsatzcha­ncen. Finnbogaso­n lässt keine Zweifel an seiner Bedeutung für den FCA und Schieber kehrt ins Mannschaft­straining zurück. In der kommenden Heimpartie gegen RB Leipzig könnte Schieber erstmals in den Kader rücken.

Für Córdova hingegen besteht die Möglichkei­t, umgeben von Landsleute­n auf andere Gedanken zu kommen und Selbstbewu­sstsein zu tanken. Mit Venezuelas Nationalma­nnschaft bestreitet er Testspiele gegen eine Regionalau­swahl und die Vereinigte­n Arabischen Emirate.

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Foto: Schöllhorn Johannes Wiesner zeigte mit Haunstette­n zwei Gesichter.
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Foto: Ulrich Wagner

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