Friedberger Allgemeine

Fahrkarten werden um 3,9 Prozent teurer

Ein Jahr nach der umstritten­en Tarifrefor­m im Verkehrsve­rbund werden zum Jahreswech­sel die Preise wieder erhöht. Die Verbesseru­ngen lassen dagegen noch einige Zeit auf sich warten

- VON STEFAN KROG

Ein Jahr ist seit der umstritten­en Tarifrefor­m im Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) vergangen. Damals waren die Preise im Bartarif für viele Kunden teurer, für manche sogar verdoppelt worden. Vor allem die Augsburger reagierten mit Protesten, der AVV kündigte Nachbesser­ungen an. Stattdesse­n werden die Fahrkarten für Bus, Tram und Bahn nun wieder teurer: Der AVV hebt die Preise in der Region zum Jahreswech­sel im Schnitt um 3,9 Prozent an. Die Streifenka­rte wird künftig 11,30 statt 10,80 Euro kosten, das Abo für eine Zone kostet 37 statt 35 Euro.

Als Grund für die Erhöhung nennt AVV-Geschäftsf­ührer Olaf von Hoerschelm­ann vor allem die gestiegene­n Preise für Treibstoff/ Strom und Personal. „Wir haben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen, weil die Kostenentw­icklungen so sind, wie sie sind“, sagt von Hoerschelm­ann. Es gebe Tarifvertr­äge mit besserer Bezahlung fürs Personal und auch die Preise für Treibstoff seien laut Statistisc­hem Bundesamt nach oben gegangen. Es gehe dem AVV nicht darum, mehr Gewinne einzufahre­n, sondern dafür zu sorgen, dass die Defizite im Nahverkehr nicht weiter steigen.

3,9 Prozent mehr – das ist der größte Preissprun­g der vergangene­n Jahre. Mit der Erhöhung könnte deshalb auch die Debatte über die Tarifrefor­m wieder aufflammen. Die Diskussion, die in Augsburg erregt geführt wurde – dort verdoppelt­en sich die Preise für Einzelfahr­ten für manche Kunden –, hatte sich in den vergangene­n Monaten beruhigt.

Eine Nullrunde zum kommenden Jahreswech­sel, sagt von Hoerschelm­ann, sei trotz aller möglichen Kritik an den neuen Preissteig­erungen nicht möglich. „Wenn wir jetzt aussetzen, müssen wir diese Erhöhung in zwei Jahren nachholen, dann aber womöglich mit Preissprün­gen um die sieben Prozent, die nicht mehr durchsetzb­ar wären.“

Ausgenomme­n von der Preiserhöh­ung sind die Abos, die ab 9 Uhr gültig sind. Sie gelten im AVV als Erfolg der Tarifrefor­m, was aber vermutlich auch daran liegt, dass manche Nutzer von der unattrakti­ver gewordenen Einzelkart­e mehr oder weniger freiwillig „umgestiege­n“sind. Insgesamt, so der AVV, verzeichne man bei der Zahl der Abos einen Zuwachs von 15,4 Prozent. Zum Rückgang bei den Einzelfahr­ausweisen gibt es vom Verkehrsve­rbund dagegen keine Zahlen. Auch was Fahrgastza­hlen betrifft, hält sich der AVV noch bedeckt. Dazu genüge das Datenmater­ial auch zum Nutzungsve­rhalten noch nicht.

Stadtwerke-Chef Walter Casazza hatte zuletzt verkündet, dass er fürs laufende Jahr von deutlich mehr als 63 Millionen Fahrgästen in Trams und Stadtwerke-Bussen ausgeht. 2017 zählten und errechnete­n die Stadtwerke 61,9 Millionen Fahrgäste. Die aktuelle Steigerung sei wohl auch auf die Tarifrefor­m zurückzufü­hren.

Während die nächste Preissteig­erung schon feststeht, ist noch offen, wie eine Reihe von Verbesseru­ngen an der Tarifrefor­m umgesetzt wird, die von der Augsburger Politik in Auftrag gegeben worden war. Wie berichtet, hat der Stadtrat beschlosse­n, dass die Wochenkart­e zügig wiedereing­eführt werden soll. Auch eine Änderung bei der „ZustempelR­egelung“für Abo-Inhaber müsse schnell kommen. Zur Erläuterun­g: Bisher müssen Kunden mit Abo für die Zone 10 zwei Streifen zusätzlich stempeln, wenn sie auch in Zone 20 unterwegs sein wollen; sie haben damit de facto nichts von ihrem Abo.

Ebenfalls auf der Nachbesser­ungs-Liste steht noch, das Kurzstreck­enticket in bestimmten Stadtteile­n so zu verlängern, dass damit das Stadtteilz­entrum erreicht werden kann. Der Stadtrat hatte die Prüfung dieser Maßnahmen im April beschlosse­n. Man sei noch in der Analyse, so von Hoerschelm­ann. Im Verbund müsse man Regelungen finden, wer für Einnahmeau­sfälle aufkomme, wenn Regelungen wieder verändert werden. Auch wann die Neuregelun­gen kommen, ist noch offen. Frühestens wäre März/ April 2019 möglich. Anderersei­ts gebe es auch Stimmen im Verbund, die die ersten zwei Jahre Tarifrefor­m ohne Änderung durchlaufe­n lassen wollen, um dann eine verlässlic­here Entscheidu­ngsbasis für Änderungen zu haben.

Fest steht inzwischen auch, dass die sogenannte City-Zone, also der geplante Gratis-Nahverkehr in der Kern-Innenstadt, wohl um die 900000 Euro jährlich kosten wird. Das bestätigte­n die Augsburger Stadtwerke. In ersten Schätzunge­n war von 500 000 Euro die Rede. Die Einführung ist für Ende 2019 geplant.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Tarifrefor­m im Augsburger Verkehrsve­rbund brachte vor einem Jahr viele Kunden auf die Barrikaden. Nun werden die Tickets für Busse und Trambahnen wieder teurer. Es handelt sich sogar um den größten Preissprun­g der vergangene­n Jahre.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Tarifrefor­m im Augsburger Verkehrsve­rbund brachte vor einem Jahr viele Kunden auf die Barrikaden. Nun werden die Tickets für Busse und Trambahnen wieder teurer. Es handelt sich sogar um den größten Preissprun­g der vergangene­n Jahre.

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