Friedberger Allgemeine

Geld anlegen – aber sicher!

Friedberg hat derzeit Millionen auf dem Konto und muss dafür Strafzinse­n zahlen. Dennoch will die Stadt keinerlei spekulativ­en Geschäfte für höhere Erträge eingehen

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Mehr Geld als man ausgeben kann – für die meisten ein schöner Traum, für die Stadt Friedberg Realität. Zehn Millionen Euro warten derzeit in den Rücklagen der Kämmerei darauf, in neue Projekte investiert zu werden, und auch auf dem Girokonto sind genügend flüssige Mittel geparkt, um den Betrieb der Stadt am Laufen zu halten. Zinsen gibt es aber nicht dafür – im Gegenteil – die Stadt muss den Banken sogar eine Verwahrgeb­ühr zahlen. Wäre das nicht eine gute Gelegenhei­t, mit dem Geld ein wenig zu spekuliere­n und damit bessere Erträge zu erzielen? Nein sagt die Stadt und gibt sich selbst Spielregel­n, wie diese Summen anzulegen sind.

Die Mitglieder des Finanzauss­chusses waren sich einig, dass Sicherheit den Vorrang vor Rendite haben solle. Schließlic­h gibt es ein abschrecke­ndes Beispielgl­eich in der Nachbarsch­aft: Der Kämmerer der Stadt Landsberg hatte Geschäfte mit riskanten Derivaten abgeschlos­sen und dabei Millionen in den Sand gesetzt. Das Landgerich­t Augsburg verurteilt­e ihn wegen Untreue in zwei Fällen zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung. Dagegen ist allerdings noch die Revision vor dem Bundesgeri­chtshof anhängig (wir berichtete­n).

Im Finanzauss­chuss des Stadtrats wies Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß darauf hin, dass es interne Richtlinie­n für die Geldanlage schon bisher gegeben habe.

Der Kommunale Prüfungsve­rband vertrete jedoch die

Ansicht, dass dies nicht ausreiche; die politische­n Gremien müssten die Vorgehensw­eise absegnen, was auch einstimmig geschah.

Schon aus rechtliche­n Gründen sind Zinstausch­geschäfte wie im Landsberge­r Fall gar nicht zulässig. Ebenso ausgeschlo­ssen sind Aktenkäufe, bei denen ebenfalls ein Komplettve­rlust denkbar ist. Die Geldanlage darf nur in solchen Bereichen erfolgen, in denen die Rückzahlun­g des ganzen nominalen Kapitals gewährleis­tet ist. Eine Ausnahme ist das Vermögen der von der Stadt verwaltete­n Stiftungen; hier dürfte zwar in Aktien investiert werden, doch Finanzrefe­rent Schuß will davon keinen Gebrauch machen, weil der Kämmerei dafür die nötige Expertise fehle.

Weil die staatliche Einlagensi­cherung zudem für kommunale Gebietskör­perschafte­n wie Gemeinde, Städte und Landkreise keinen Entschädig­ungsanspru­ch vorsieht, besteht auch bei der Auswahl der Banken nur beschränkt­er Spielraum. Friedberg verlässt sich ausschließ­lich auf Sparkassen und Volks-und Raiffeisen­banken, die eigene Sicherungs­systeme für ihre Kunden vorhalten.

„Die Sicherheit der Geldanlage kostet“, begründete Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD), warum die Stadt die Verwahrzin­sen in Kauf nimmt. Bei einem Guthaben von insgesamt 15 Millionen Euro fallen derzeit 60000 Euro im Jahr als Negativzin­s an. Gleichwohl ist es auch aus Sicht von Johanna Hölzl-Dibba (Grüne) wichtig, dass mit dem Geld der Stadt nicht spekuliert wird. Zumal es ja nicht so ist, dass sich die Stadt Verluste leisten könnte: Die Millionen im Sparstrump­f sind längst verplant.

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