Friedberger Allgemeine

Mering als Paradebeis­piel für Flächenfra­ß

Bundesvors­itzender Habeck informiert sich über Osttangent­e und Gewerbepar­k

- VON DANIEL WEBER

Mering Die Osttangent­e kommt, das ist inzwischen beschlosse­ne Sache. Und für das zehn Hektar große Gewerbegeb­iet beim Bahnhof Sankt Afra haben die vorbereite­nden Arbeiten bereits begonnen. Beides sorgt bei umweltbewu­ssten Meringern für wenig Freude. Der Bundesvors­itzende der Grünen, Robert Habeck, informiert­e sich am Mittwoch vor Ort über die Situation und beantworte­te die Fragen der Anwesenden.

Er betonte, dass das Thema Flächenver­brauch bei seinen Terminen in Bayern stets eine wichtige Rolle spiele. In den meisten Situatione­n könnte die Lokalpolit­ik nicht viel ausrichten, die Weichenste­llung komme von oben. Und genau da laufe einiges schief: „Der Bundeswege­plan basiert auf einer Hochrechnu­ng, die von den aktuellen Zuständen ausgeht“, erklärt Habeck.

Er kritisiert­e, dass dabei nur das bereits jetzt überholte Verkehrssy­stem weitergefü­hrt werde, statt den längst fälligen Umstieg auf ein anderes Mobilitäts­konzept voranzutre­iben: „Selbst wenn alle Autos künftig einen Elektromot­or hätten, würde allein das nichts am Verkehrspr­oblem ändern.“Es müsse viel mehr getan werden für Radwege für Pendler und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel. Alexander Dobrindt (CSU) habe einen Systemwech­sel als Verkehrsmi­nister völlig verpasst, als er den Bundesverk­ehrswegepl­an erstellte.

Auch beim Ausweisen neuer Bauflächen sieht Habeck das Problem hauptsächl­ich auf der Landeseben­e: „Zum Beispiel könnten geänderte Gewerbe- und Grunderwer­bssteuern einen Anreiz für die Verdichtun­g in den Orten und gegen die Bebauung an den Rändern schaffen.“

In den vergangene­n 50 bis 60 Jahren habe sich die besiedelte Fläche in Deutschlan­d etwa verdoppelt, erklärte der Politiker. Die Regierung strebe einen Flächenver­brauch von 30 Hektar pro Tag an, Realität seien aber aktuell 70 Hektar – das entspricht beinahe 100 Fußballfel­dern.

Die Meringer Gemeinderä­tin Petra von Thienen (Grüne) räumte ein, dass die Osttangent­e beschlosse­ne Sache sei. Die Umsetzung sei aber noch offen. Das anstehende Raumordnun­gsverfahre­n könne von Bürgern und Politik beeinfluss­t werden. Das empfahl auch Habeck, so könne wenigstens in der Ausgestalt­ung Rücksicht auf Mensch und Umwelt genommen werden.

Auch das Thema Plastikmül­l kam zur Sprache, einige Anwesende wünschten sich mehr gesetzlich­e Vorgaben zur Müllvermei­dung und fanden in Habeck einen Gleichgesi­nnten. Der war sich sicher, dass die Unternehme­n in der Lage wären, mit strengeren Vorgaben umzugehen. Ohne Zwang würden sie aber aus wirtschaft­lichen Gründen den Status quo beibehalte­n. Ein gutes Beispiel seien die Autoreifen: Der Abrieb trage in unseren Breiten die größte Schuld an Mikroplast­ik in der Umwelt. Die biologisch abbaubaren Gummivaria­nten würden von den Hersteller­n nicht eingesetzt.

OFernsehen Arte sendet am heutigen Donnerstag, 19.20 Uhr einen Beitrag über den Besuch Habecks in Mering.

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Foto: Daniel Weber Grünen-Bundesvors­itzender Robert Habeck (Mitte) schaut sich in Mering Beispiele für den Flächenfra­ß an, hier mit Petra von Thienen (links) und Christina Haubrich (rechts).

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