Mering als Paradebeispiel für Flächenfraß
Bundesvorsitzender Habeck informiert sich über Osttangente und Gewerbepark
Mering Die Osttangente kommt, das ist inzwischen beschlossene Sache. Und für das zehn Hektar große Gewerbegebiet beim Bahnhof Sankt Afra haben die vorbereitenden Arbeiten bereits begonnen. Beides sorgt bei umweltbewussten Meringern für wenig Freude. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, informierte sich am Mittwoch vor Ort über die Situation und beantwortete die Fragen der Anwesenden.
Er betonte, dass das Thema Flächenverbrauch bei seinen Terminen in Bayern stets eine wichtige Rolle spiele. In den meisten Situationen könnte die Lokalpolitik nicht viel ausrichten, die Weichenstellung komme von oben. Und genau da laufe einiges schief: „Der Bundeswegeplan basiert auf einer Hochrechnung, die von den aktuellen Zuständen ausgeht“, erklärt Habeck.
Er kritisierte, dass dabei nur das bereits jetzt überholte Verkehrssystem weitergeführt werde, statt den längst fälligen Umstieg auf ein anderes Mobilitätskonzept voranzutreiben: „Selbst wenn alle Autos künftig einen Elektromotor hätten, würde allein das nichts am Verkehrsproblem ändern.“Es müsse viel mehr getan werden für Radwege für Pendler und öffentliche Verkehrsmittel. Alexander Dobrindt (CSU) habe einen Systemwechsel als Verkehrsminister völlig verpasst, als er den Bundesverkehrswegeplan erstellte.
Auch beim Ausweisen neuer Bauflächen sieht Habeck das Problem hauptsächlich auf der Landesebene: „Zum Beispiel könnten geänderte Gewerbe- und Grunderwerbssteuern einen Anreiz für die Verdichtung in den Orten und gegen die Bebauung an den Rändern schaffen.“
In den vergangenen 50 bis 60 Jahren habe sich die besiedelte Fläche in Deutschland etwa verdoppelt, erklärte der Politiker. Die Regierung strebe einen Flächenverbrauch von 30 Hektar pro Tag an, Realität seien aber aktuell 70 Hektar – das entspricht beinahe 100 Fußballfeldern.
Die Meringer Gemeinderätin Petra von Thienen (Grüne) räumte ein, dass die Osttangente beschlossene Sache sei. Die Umsetzung sei aber noch offen. Das anstehende Raumordnungsverfahren könne von Bürgern und Politik beeinflusst werden. Das empfahl auch Habeck, so könne wenigstens in der Ausgestaltung Rücksicht auf Mensch und Umwelt genommen werden.
Auch das Thema Plastikmüll kam zur Sprache, einige Anwesende wünschten sich mehr gesetzliche Vorgaben zur Müllvermeidung und fanden in Habeck einen Gleichgesinnten. Der war sich sicher, dass die Unternehmen in der Lage wären, mit strengeren Vorgaben umzugehen. Ohne Zwang würden sie aber aus wirtschaftlichen Gründen den Status quo beibehalten. Ein gutes Beispiel seien die Autoreifen: Der Abrieb trage in unseren Breiten die größte Schuld an Mikroplastik in der Umwelt. Die biologisch abbaubaren Gummivarianten würden von den Herstellern nicht eingesetzt.
OFernsehen Arte sendet am heutigen Donnerstag, 19.20 Uhr einen Beitrag über den Besuch Habecks in Mering.