Ein teurer Spaß
Soziales Friedberg betreut in der Ferienzeit Schüler, deren Eltern keinen Urlaub nehmen können. Für die Familien ist das billig, für die Stadt nicht. Das sorgt für kontroverse Diskussionen
Friedberg Wenn es um die Betreuung von Kindern während der Schulferien geht, zeigt sich die Stadt von ihrer großzügigen Seite. Obwohl sie nicht verpflichtet ist, sich um die Angelegenheit zu kümmern, bietet sie eine Ferienbetreuung für Grundschüler an.
Die Kosten trage die Stadt selbst, es gebe keine Zuschüsse vonseiten des Staates. Das erklärte Kommunalreferent Wolfgang Basch dem Ausschuss für Soziales, Bildung und Integration. Derzeit koste das Angebot in der Grundschule Süd acht Euro pro Kind und Tag plus Auslagen – für die Eltern. Die Stadt zahle deutlich mehr, allein das Personal schlage mit rund 22 Euro pro Kind und Tag zu Buche. Noch nicht berücksichtigt seien dabei die Kosten für Räumlichkeiten und Mobiliar.
Außerdem gebe es Sozialermäßigungen, durch die einige Eltern weiter entlastet würden. Die Stadt bezahle also den größten Teil der Ferienbetreuung aus eigener Tasche, fasste Basch zusammen. Das Angebot werde insgesamt gut angenommen, wobei in den Sommerferien stets der größte Andrang herrsche. In den Winterferien hingegen kämen nur wenige Kinder.
Diesen Sommer besuchten 45 Kinder für durchschnittlich je 8 Tage die Einrichtung. Dabei kam an ihre Kapazitätsgrenzen. Basch schlug daher vor, künftig einen weiteren Standort anzubieten. Zunächst waren nicht alle Mitglieder des Ausschusses von der Idee überzeugt: Herta Widmann (CSU) merkte an, dass offenbar der Großteil der berufstätigen Eltern in der Lage sei, ihre Kinder selbst zu betreuen, und stellte somit den Sinn eines ausgeweiteten Angebots infrage. Peter Gürtler (CSU) äußerte sich ähnlich, merkte allerdings an, dass bei vier Wochen Jahresurlaub pro Elternteil nicht alle 13 Wochen Schulferien abgedeckt werden könnten. „Meistens sollte es aber klappen“, fand er.
Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) erinnerte daran, dass nicht alle Familien bei der Kinderbetreuung auf die Verwandtschaft zurückgreifen könnten. Auch Johanna Hölzl-Dibba (Grüne) betonte die Wichtigkeit des städtischen Angebots, weil manche Eltern berufsbedingt einfach nicht in der Lage seien, sich während aller Schulferientage um ihren Nachwuchs zu kümmern.
Sie schlug gehaltsabhängige Beiträge vor, um die Kosten für die Stadt zu senken, ohne Geringverdiener zusätzlich zu belasten. Von dieser Idee hielt Eichmann wenig: Das stigmatisiere diejenigen, die ihren niedrigen Lohn nachweisen müssten. „Außerdem ist die Sache mit eidiese nem großen Verwaltungsaufwand verbunden.“
Der Trend gehe ohnehin in Richtung kostenlose Betreuung, ergänzte der Bürgermeister, das habe er bereits in anderen Städten beobachtet. Er fürchte aber, dass ein kostenloses Angebot von den Eltern nicht mehr wertgeschätzt würde, und nahm davon Abstand.
Der einstimmige Beschluss des Ausschusses lautete, weiterhin eine bedarfsgerechte Ferienbetreuung für berufstätige Eltern anzubieten. Falls die Anmeldezahlen die Kapazitäten übersteigen sollten, werde die Stadt einen zweiten Standort eröffnen, vermutlich in der Grundschule Stätzling.