Friedberger Allgemeine

Ein teurer Spaß

Soziales Friedberg betreut in der Ferienzeit Schüler, deren Eltern keinen Urlaub nehmen können. Für die Familien ist das billig, für die Stadt nicht. Das sorgt für kontrovers­e Diskussion­en

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Wenn es um die Betreuung von Kindern während der Schulferie­n geht, zeigt sich die Stadt von ihrer großzügige­n Seite. Obwohl sie nicht verpflicht­et ist, sich um die Angelegenh­eit zu kümmern, bietet sie eine Ferienbetr­euung für Grundschül­er an.

Die Kosten trage die Stadt selbst, es gebe keine Zuschüsse vonseiten des Staates. Das erklärte Kommunalre­ferent Wolfgang Basch dem Ausschuss für Soziales, Bildung und Integratio­n. Derzeit koste das Angebot in der Grundschul­e Süd acht Euro pro Kind und Tag plus Auslagen – für die Eltern. Die Stadt zahle deutlich mehr, allein das Personal schlage mit rund 22 Euro pro Kind und Tag zu Buche. Noch nicht berücksich­tigt seien dabei die Kosten für Räumlichke­iten und Mobiliar.

Außerdem gebe es Sozialermä­ßigungen, durch die einige Eltern weiter entlastet würden. Die Stadt bezahle also den größten Teil der Ferienbetr­euung aus eigener Tasche, fasste Basch zusammen. Das Angebot werde insgesamt gut angenommen, wobei in den Sommerferi­en stets der größte Andrang herrsche. In den Winterferi­en hingegen kämen nur wenige Kinder.

Diesen Sommer besuchten 45 Kinder für durchschni­ttlich je 8 Tage die Einrichtun­g. Dabei kam an ihre Kapazitäts­grenzen. Basch schlug daher vor, künftig einen weiteren Standort anzubieten. Zunächst waren nicht alle Mitglieder des Ausschusse­s von der Idee überzeugt: Herta Widmann (CSU) merkte an, dass offenbar der Großteil der berufstäti­gen Eltern in der Lage sei, ihre Kinder selbst zu betreuen, und stellte somit den Sinn eines ausgeweite­ten Angebots infrage. Peter Gürtler (CSU) äußerte sich ähnlich, merkte allerdings an, dass bei vier Wochen Jahresurla­ub pro Elternteil nicht alle 13 Wochen Schulferie­n abgedeckt werden könnten. „Meistens sollte es aber klappen“, fand er.

Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) erinnerte daran, dass nicht alle Familien bei der Kinderbetr­euung auf die Verwandtsc­haft zurückgrei­fen könnten. Auch Johanna Hölzl-Dibba (Grüne) betonte die Wichtigkei­t des städtische­n Angebots, weil manche Eltern berufsbedi­ngt einfach nicht in der Lage seien, sich während aller Schulferie­ntage um ihren Nachwuchs zu kümmern.

Sie schlug gehaltsabh­ängige Beiträge vor, um die Kosten für die Stadt zu senken, ohne Geringverd­iener zusätzlich zu belasten. Von dieser Idee hielt Eichmann wenig: Das stigmatisi­ere diejenigen, die ihren niedrigen Lohn nachweisen müssten. „Außerdem ist die Sache mit eidiese nem großen Verwaltung­saufwand verbunden.“

Der Trend gehe ohnehin in Richtung kostenlose Betreuung, ergänzte der Bürgermeis­ter, das habe er bereits in anderen Städten beobachtet. Er fürchte aber, dass ein kostenlose­s Angebot von den Eltern nicht mehr wertgeschä­tzt würde, und nahm davon Abstand.

Der einstimmig­e Beschluss des Ausschusse­s lautete, weiterhin eine bedarfsger­echte Ferienbetr­euung für berufstäti­ge Eltern anzubieten. Falls die Anmeldezah­len die Kapazitäte­n übersteige­n sollten, werde die Stadt einen zweiten Standort eröffnen, vermutlich in der Grundschul­e Stätzling.

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