Ein neues Entree für das Schloss
Das Trinkl-Anwesen dient für die Landesausstellung als Besucherzentrum. Der Aufwand soll zwar gering gehalten werden, doch das Provisorium könnte von Dauer sein
Friedberg Das Trinkl-Anwesen neben dem Wittelsbacher Schloss wird für die Landesausstellung hergerichtet. Darauf verständigte sich der Friedberger Stadtrat. Die Alternativen – etwa die Verkleidung des Bauwerks mit bedruckten Planen oder ein Komplettabriss – stießen auf einhellige Ablehnung. Jetzt soll das Baureferat Pläne erarbeiten und Kosten ermitteln, damit im Haushalt 2019 das nötige Geld bereitgestellt werden kann.
750 000 Euro hat die Stadt im Jahr 2012 für die Liegenschaft an der Burgwallstraße 5 bezahlt, in der früher eine Getränkefirma beheimatet war. Im Erdgeschoss befinden sich die ehemaligen Büros, Garagen und Abstellräume, im Obergeschoss gibt es zwei Wohnungen. Während der Sanierung des Schlosses diente das rund 1800 Quadratmeter große Areal für die Baustelleneinrichtung. „Man kann sich im Nachhinein gar nicht mehr vorstellen, wie die Baustelle ohne Nutzung dieser Fläche überhaupt hätte abgewickelt wer- können“, stellte Baureferent Carlo Haupt fest. Die Freiflächen dienten als Lager, das Gebäude selbst wurde für Büros, Besprechungsund Aufenthaltsräume genutzt.
Aus städtebaulicher Sicht handelt es sich freilich um einen Schandfleck. Und dennoch erfüllt das Trinkl-Anwesen auch künftig einen wertvollen Zweck. So soll es während der Landesausstellung im Jahr 2020 als Besucherzentrum dienen. Rund 100000 Gäste werden erwartet, während sich im Schloss selbst aus Sicherheitsgründen maximal 500 Personen zur gleichen Zeit aufhalten dürfen.
Ebenerdig könnte darum im Trinkl-Anwesen neben dem Kartenverkauf noch ein Informationsund Wartebereich angesiedelt werden, etwa durch den Anbau eines Wintergartens. Für die Fassade ist eine Verkleidung mit Holz und Glas geplant. Die umgestaltete Hoffläche ist für Behindertenparkplätzen und Fahrradstellplätze geeignet.
Zu den Kosten gibt es bislang keine näheren Angaben. Baureferent Haupt geht davon aus, dass allein die Umgestaltung der Freifläche mit rund 150 000 Euro zu Buche schlägt. Wie viel Geld für die Fassade und die Einbauten nötig ist, vermag er derzeit noch nicht zu sagen. Dies hängt auch von den Anforderungen durch das Haus der bayerischen Geschichte ab, das die Landesausstellung konzipiert. Erst wenn feststeht, wie viele Kassen nötig sind und wie groß der Informationsbereich werden soll, kann der Aufwand ermittelt werden.
Günstig sind freilich auch die Alternativen nicht. Allein für den Abriss des Gebäudes errechnete das Baureferat Kosten von rund 300 000 Euro, weil schadstoffbelastetes Material zu entsorgen ist. Wie teuer ein Neubau käme, ist völlig offen. Allerdings hätte es dafür wohl Mittel aus der Städtebauförderung gegeden ben. Baureferent Haupt befürwortete darum ursprünglich Abriss und Neugestaltung, was jedoch bei einer ersten Diskussion im Bauausschuss im Mai abgelehnt worden war.
Auch die Variante, das heruntergekommene Bauwerk mit einem Fassadengerüst und bedruckten Planen abzudecken, gibt es nicht umsonst. Schließlich müsste dann das Grundstück ebenfalls umgestaltet und ein neuer Begrüßungspavillon aufgestellt werden.
Stehen lassen und herrichten, das sei die richtige Entscheidung, sagte Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger). Allerdings müsse auch klar sein, dass dies keine Lösung für Jahrzehnte sein könne. Er riet darum, so wenig wie möglich zu investieren. Auch von der CSU kam Unterstützung für den Vorschlag der Verwaltung, das bestehende Gebäude weiter zu nutzen. Ein Komplettabriss komme nicht infrage, sagte Fraktionschef Thomas Kleist. Für vertretbar hielt Peter Feile (SPD) den Aufwand. Er kennt das Gebäude, das seinem Onkel gehörte, noch aus der Kindheit und ist überzeugt, dass der Zustand nicht so schlecht sei. Franz Reißner (SPD) wies darauf hin, dass die Arbeits- und Lagerflächen im Schloss bereits jetzt zu knapp seien. Das Trinkl-Anwesen, so seine Schätzung, werde daher auch langfristig für den Betrieb von Veranstaltungsräumen und Museum benötigt werden. Das sieht auch Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) so. Er glaubt, dass eine grundsätzliche Neugestaltung des Areals in den nächsten 20 Jahren nicht kommen wird.
Das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) aus dem Jahr 2014 sieht an dieser Stelle eine Tiefgarage vor. Sie könnte vom neuen Parkplatz an der B 300 aus erschlossen werden und auf zwei bis vier Etagen Stellplätze für Besucher des Schlosses und der Altstadt bieten. Und das, ohne Anwohner der Burgwallstraße zu belasten. Während der Bürgermeister dieses Projekt ursprünglich schon bis zur Landesausstellung verwirklichen wollte, sah eine Mehrheit des Stadtrats jedoch andere Vorhaben als wichtiger an.
Auch die Alternativen gibt es nicht umsonst