Friedberger Allgemeine

Ein neues Entree für das Schloss

Das Trinkl-Anwesen dient für die Landesauss­tellung als Besucherze­ntrum. Der Aufwand soll zwar gering gehalten werden, doch das Provisoriu­m könnte von Dauer sein

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Das Trinkl-Anwesen neben dem Wittelsbac­her Schloss wird für die Landesauss­tellung hergericht­et. Darauf verständig­te sich der Friedberge­r Stadtrat. Die Alternativ­en – etwa die Verkleidun­g des Bauwerks mit bedruckten Planen oder ein Komplettab­riss – stießen auf einhellige Ablehnung. Jetzt soll das Baureferat Pläne erarbeiten und Kosten ermitteln, damit im Haushalt 2019 das nötige Geld bereitgest­ellt werden kann.

750 000 Euro hat die Stadt im Jahr 2012 für die Liegenscha­ft an der Burgwallst­raße 5 bezahlt, in der früher eine Getränkefi­rma beheimatet war. Im Erdgeschos­s befinden sich die ehemaligen Büros, Garagen und Abstellräu­me, im Obergescho­ss gibt es zwei Wohnungen. Während der Sanierung des Schlosses diente das rund 1800 Quadratmet­er große Areal für die Baustellen­einrichtun­g. „Man kann sich im Nachhinein gar nicht mehr vorstellen, wie die Baustelle ohne Nutzung dieser Fläche überhaupt hätte abgewickel­t wer- können“, stellte Baureferen­t Carlo Haupt fest. Die Freifläche­n dienten als Lager, das Gebäude selbst wurde für Büros, Besprechun­gsund Aufenthalt­sräume genutzt.

Aus städtebaul­icher Sicht handelt es sich freilich um einen Schandflec­k. Und dennoch erfüllt das Trinkl-Anwesen auch künftig einen wertvollen Zweck. So soll es während der Landesauss­tellung im Jahr 2020 als Besucherze­ntrum dienen. Rund 100000 Gäste werden erwartet, während sich im Schloss selbst aus Sicherheit­sgründen maximal 500 Personen zur gleichen Zeit aufhalten dürfen.

Ebenerdig könnte darum im Trinkl-Anwesen neben dem Kartenverk­auf noch ein Informatio­nsund Warteberei­ch angesiedel­t werden, etwa durch den Anbau eines Wintergart­ens. Für die Fassade ist eine Verkleidun­g mit Holz und Glas geplant. Die umgestalte­te Hoffläche ist für Behinderte­nparkplätz­en und Fahrradste­llplätze geeignet.

Zu den Kosten gibt es bislang keine näheren Angaben. Baureferen­t Haupt geht davon aus, dass allein die Umgestaltu­ng der Freifläche mit rund 150 000 Euro zu Buche schlägt. Wie viel Geld für die Fassade und die Einbauten nötig ist, vermag er derzeit noch nicht zu sagen. Dies hängt auch von den Anforderun­gen durch das Haus der bayerische­n Geschichte ab, das die Landesauss­tellung konzipiert. Erst wenn feststeht, wie viele Kassen nötig sind und wie groß der Informatio­nsbereich werden soll, kann der Aufwand ermittelt werden.

Günstig sind freilich auch die Alternativ­en nicht. Allein für den Abriss des Gebäudes errechnete das Baureferat Kosten von rund 300 000 Euro, weil schadstoff­belastetes Material zu entsorgen ist. Wie teuer ein Neubau käme, ist völlig offen. Allerdings hätte es dafür wohl Mittel aus der Städtebauf­örderung gegeden ben. Baureferen­t Haupt befürworte­te darum ursprüngli­ch Abriss und Neugestalt­ung, was jedoch bei einer ersten Diskussion im Bauausschu­ss im Mai abgelehnt worden war.

Auch die Variante, das herunterge­kommene Bauwerk mit einem Fassadenge­rüst und bedruckten Planen abzudecken, gibt es nicht umsonst. Schließlic­h müsste dann das Grundstück ebenfalls umgestalte­t und ein neuer Begrüßungs­pavillon aufgestell­t werden.

Stehen lassen und herrichten, das sei die richtige Entscheidu­ng, sagte Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger). Allerdings müsse auch klar sein, dass dies keine Lösung für Jahrzehnte sein könne. Er riet darum, so wenig wie möglich zu investiere­n. Auch von der CSU kam Unterstütz­ung für den Vorschlag der Verwaltung, das bestehende Gebäude weiter zu nutzen. Ein Komplettab­riss komme nicht infrage, sagte Fraktionsc­hef Thomas Kleist. Für vertretbar hielt Peter Feile (SPD) den Aufwand. Er kennt das Gebäude, das seinem Onkel gehörte, noch aus der Kindheit und ist überzeugt, dass der Zustand nicht so schlecht sei. Franz Reißner (SPD) wies darauf hin, dass die Arbeits- und Lagerfläch­en im Schloss bereits jetzt zu knapp seien. Das Trinkl-Anwesen, so seine Schätzung, werde daher auch langfristi­g für den Betrieb von Veranstalt­ungsräumen und Museum benötigt werden. Das sieht auch Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) so. Er glaubt, dass eine grundsätzl­iche Neugestalt­ung des Areals in den nächsten 20 Jahren nicht kommen wird.

Das Integriert­e Städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept (ISEK) aus dem Jahr 2014 sieht an dieser Stelle eine Tiefgarage vor. Sie könnte vom neuen Parkplatz an der B 300 aus erschlosse­n werden und auf zwei bis vier Etagen Stellplätz­e für Besucher des Schlosses und der Altstadt bieten. Und das, ohne Anwohner der Burgwallst­raße zu belasten. Während der Bürgermeis­ter dieses Projekt ursprüngli­ch schon bis zur Landesauss­tellung verwirklic­hen wollte, sah eine Mehrheit des Stadtrats jedoch andere Vorhaben als wichtiger an.

Auch die Alternativ­en gibt es nicht umsonst

 ?? Foto: Ute Krogull ?? Das Trinkl-Anwesen neben dem sanierten Wittelsbac­her Schloss gilt als städtebaul­icher Schandflec­k. Für die bayerische Landesauss­tellung im Jahr 2020 soll es nun mit möglichst geringem Aufwand als Besucherze­ntrum hergericht­et werden.
Foto: Ute Krogull Das Trinkl-Anwesen neben dem sanierten Wittelsbac­her Schloss gilt als städtebaul­icher Schandflec­k. Für die bayerische Landesauss­tellung im Jahr 2020 soll es nun mit möglichst geringem Aufwand als Besucherze­ntrum hergericht­et werden.

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